Zwischen Neckar und Alb

23-Jähriger gesteht Greueltaten

Prozessauftakt Ein junger Mann aus Nürtingen muss sich wegen Vergewaltigungen vor dem Landgericht Stuttgart verantworten.

Gericht
Symbolbild

Nürtingen. Es waren zwei Verbrechen, die ganz Nürtingen schockierten. Zwei Frauen wurden im vergangenen Herbst kurz hintereinander auf offener Straße brutal überfallen und vergewaltigt. Wenige Wochen später wurde der mutmaßliche Täter aufgrund eines DNA-Abgleichs in der Nürtinger Innenstadt verhaftet.

Beim Prozessauftakt gestand der Angeklagte. Am 21. Oktober soll er gegen 5 Uhr morgens eine 30-Jährige angegriffen und vergewaltigt haben. Zudem filmte er die Tat. Das Videomaterial fanden die Ermittler später auf seinem Smartphone. Auf sein zweites Opfer traf er in der Halloween-Nacht. Er schlug eine 19-Jährige nieder, würgte sie, schlug ihren Kopf mehrmals gegen den Boden, bis die Frau bewusstlos wurde. Anschließend verging er sich mehrmals auf brutale Weise an ihr. „Alles hat sich so zugetragen, wie es in der Anklageschrift verlesen wurde“, ließ der Angeklagte durch seinen Verteidiger verkünden.

Im Gerichtssaal trafen die Opfer nun wieder auf ihren Peiniger. Dass die Polizei den richtigen gekriegt hat, ist sich das 30-jährige Opfer sicher: „Ich erinnere mich genau an seine Augen.“ Ihr fiel es sichtlich schwer, über das Geschehen zu sprechen. Immer wieder führte die Frau ihre Hand an ihr Gesicht, um zu zeigen, wie der Täter ihr den Mund zugehalten und sie geschlagen hat.

Sie habe sich zunächst nicht wehren wollen, in der Hoffnung, dass es schneller vorbeigeht. „Aber das hat ihn nur noch wütender gemacht“, sagte die Frau vor Gericht. Es habe dem Angreifer Spaß gemacht, ihr Gewalt anzutun. „Ich dachte nur, dass ich sterben werde.“ Noch immer habe sie Angstzustände, braucht Medikamente, um schlafen zu können.

Mit leiser Stimme entschuldigte sich der Angeklagte bei seinem Opfer: „Ich weiß, dass ich das, was ich Ihnen angetan habe, nicht wieder gutmachen kann. Aber ich hoffe, dass es Ihnen in Zukunft wieder besser gehen wird.“ Das zweite Opfer, die 19-jährige Nürtingerin, sagte unter Ausschluss der Öffentlichkeit aus.

 

Ein Täter mit zwei Gesichtern

Seine Aussagen zu seinem Lebenslauf zeichnen das Bild eines Mannes mit zwei Gesichtern: Auf der einen Seiten der hilfsbereite junge Mann, ein Abiturient, der auch gut in seinem Job als Schreiner-Azubi ist. Auf der anderen Seite ein Mann, der seit seinem dreizehnten Lebensjahr trinkt und dann die Fassung verliert, der bereits mit 15 Jahren Marihuana konsumiert und den schon seit langer Zeit Vergewaltigungs-Fantasien erregen. Am Montag, 20. Mai, soll der Prozess fortgesetzt werden. Dann wird auch ein Urteil erwartet. Matthäus Klemke