Zwischen Neckar und Alb

3,6 Millionen für den Schillerplatz

Projekt Der Nürtinger Bauausschuss stimmt für weitere Planungen der Fußgängerzonen-Sanierung. Der Gemeinderat entscheidet am 24. Juli endgültig. Von Philipp Sandrock

Die Sanierung des Nürtinger Schillerplatzes soll günstiger werden als ursprünglich geplant.Archivfoto: Jürgen Holzwarth
Die Sanierung des Nürtinger Schillerplatzes soll günstiger werden als ursprünglich geplant. Archivfoto: Jürgen Holzwarth

Im zweiten Abschnitt der Fußgängerzonensanierung soll der Schillerplatz in Nürtingen neu gestaltet werden. Der Bauausschuss hat sich erneut mit den Planungen und den veranschlagten Kosten von 3,6 Millionen Euro auseinandergesetzt und diskutiert, ob und wie ein öffentliches WC eingerichtet werden kann.

Dass das Projekt nicht billig wird, wurde schon im Frühjahr deutlich, als Sigurd Henne vom Planungsbüro Bresch-Henne-Mühlinghaus (BHM) den Siegerentwurf vorstellte. Bei den Haushaltsberatungen Mitte März fiel diese Gesamtsanierung allerdings durch - das Projekt sollte erst später angegangen werden. Dem Einzelhandel in der Stadt, dem Werbering und dem Verein Citymarketing sowie dem Stadtseniorenrat passte diese Entscheidung gar nicht. Deshalb wurde das Büro BHM erneut beauftragt, Einsparpotenziale in der Planung zu erarbeiten.

Insgesamt haben die Architekten Posten mit einem Betrag von 456 000 Euro zusammengetragen. So könnten 140 000 Euro gespart werden, indem die Steinenberg­straße auf Höhe des Jorderyplatzes zunächst außen vor bliebe. Durch die Verwendung eines anderen Granits könnte der Belag um 140 000 Euro günstiger werden.

Weiteres Sparpotenzial sehen die Planer auch bei der digitalen Infostele vor der Kreuzkirche. Werde hier auf eines der Digitaldisplays verzichtet, reduzierten sich die Kosten um rund 29 500 Euro. Knapp darunter liegt das Einsparpotenzial, wenn die angedachten Fahrradboxen mit E-Bike-Ladestation weggelassen würden. Zusätzlich könnten gut 184 000 Euro eingespart werden, wenn auf das geplante WC-Häuschen verzichtet wird.

Tiefbauamtsleiter Falk-Udo Beck wies jedoch darauf hin, dass in den Seitenstraßen weiterhin großer Sanierungsbedarf bestehe. „Vor der Kreuzkirche werden mehr Bäume erhalten“, so Beck. Allerdings müssten fünf Bäume weichen. Dafür würden neue Baumgruppen entstehen. Vor der Volksbank und an der neuen Bushaltestelle in der Frickenhäuser Straße sind Baumpflanzungen vorgesehen. „Das schafft zusätzliche Schattenflächen.“

Die Stadt möchte am liebsten schon 2019 mit den Arbeiten beginnen. Doch dafür benötige man Planungssicherheit und einen Zeitplan. Denn zum einen wollen die Nürtinger Geschäftsleute wissen, wie lange ihre Läden von der Baustelle betroffen sind, zum anderen gebe es auch von den Stadtwerken, die in diesem Bereich eine Gashauptleitung und eine Wasserleitung erneuern wollen, ein enges Zeitfenster, wann diese Arbeiten ausgeführt werden können, so Beck. Die Gasleitung könne nur außerhalb der Heizperiode ausgetauscht werden, Arbeiten an der Wasserleitung seien nur in der frostfreien Zeit möglich.

Deshalb schlug die Verwaltung vor, mit den Arbeiten im Sommer zu beginnen, damit der Schillerplatz im Spätsommer/Herbst 2020 fertiggestellt sein könnte. Später sollen der Jorderyplatz, die Heiligkreuzstraße und die östliche Kirchstraße folgen. Der Technische Beigeordnete Andreas Neureuther warnte vor einer Verschiebung, da auch die Kosten mit jedem Jahr steigen würden. Er empfahl dem Gremium auch, den Planentwurf ohne die Einsparungen zu beschließen. Das bedeute für das Jahr 2019 Kosten von 2,4 Millionen Euro im Haushalt und im Jahr 2020 weitere 1,2 Millionen.

Achim Maier (Freie Wähler) merkte an, dass man sich die Frage stellen müsste, was Pflicht sei. „Ich brauche keine Fahrradboxen an dieser Stelle.“ Sein Fraktionskollege Dr. Otto Unger wollte keineswegs auf das öffentliche Klo verzichten - „Wir versprechen den Bürgern seit zehn Jahren eine WC-Anlage“. Dem hielt Hosam El Miniawy (FDP) entgegen, dass er noch nie eine öffentliche Toilette gesehen habe, die man auch benutzen konnte. Er vermisst, wie Bernhard Schober (SPD), bislang eine klare Priorisierung der Bauprojekte in der Stadt. „Bisher gab es immer nur ein Wunschkonzert“, so El Miniawy.

Auch Claudia Himmer (Grüne) gefällt die Planung, allerdings sei das Projekt zu teuer. Raimund Braun (NT 14) ist von der Planung überzeugt, allerdings fehlte ihm der Vorschlag von der Verwaltung, wie die 3,6 Millionen gegenfinanziert werden sollen. Unger schlug vor, den Ochsenbrunnen nicht wie geplant neu zu gestalten, sondern ihn zu belassen und nur die Technik zu erneuern. Außerdem solle mit Nachdruck an einer Toilettenlösung gearbeitet werden. Der Ausschuss stimmte mit sechs Ja- und vier Neinstimmen sowie einer Enthaltung für die Projektfortführung. Das letzte Wort hat der Gemeinderat am 24. Juli.