Elisabeth Grübel aus Sulzgries ist regelmäßige Hörerin des Deutschlandfunks. Besonders wenn sie in der Küche arbeitet, lässt sie sich gerne von diesem Programm begleiten – über UKW mit ihrem analogen Radio. Doch seit ein paar Tagen werde den Empfängern in Esslingen und Umgebung dort immer wieder vermeldet, dass die Ausstrahlung über UKW Ende des Monats eingestellt wird, sagt Grübel. „Ich bin etwas überrascht, dass das nun so schnell geht. Ich weiß nicht, ob das momentan nur die Region betrifft oder größere Landesteile. Im Internet habe ich dazu kaum aktuelle Meldungen gefunden.“
Die Pressestelle des Deutschlandradios, unter dessen Dach der Deutschlandfunk, der Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova senden, verweist darauf, die Digitalisierung des Hörfunks weiter voranbringen zu wollen. Deutschlandradio setzt dabei auf den internationalen Radiostandard Digital Audio Broadcasting, kurz DAB+. Bereits jetzt seien alle Hörfunkprogramme des Senders in der Region digital über Antenne zu hören. Daher wolle man in mehreren Regionen in Baden-Württemberg jetzt auf die rein digitale Programmverarbeitung umstellen.
Das heißt im konkreten Fall: Am 31. Oktober wird im Raum Esslingen, Göppingen und Kirchheim die analoge UKW-Ausstrahlung des Deutschlandfunks abgeschaltet, die derzeit noch parallel zum digitalen Angebot gewählt werden kann. „Deutschlandradio setzt im Zuge des mittlerweile weit fortgeschrittenen Netzausbaus von DAB+ bereits seit einigen Jahren in ausgewählten Regionen auf eine rein digitale Programmverbreitung“, begründet der Sender den Abschied vom analogen Radio. Der digitale Radiostandard biete höchste Klangqualität und zahlreiche Zusatzdienste. Die Verbreitung sei darüber hinaus durch den niedrigeren Stromverbrauch um rund ein Drittel wirtschaftlicher als über UKW. Mit den Investitionen zur Stärkung des digitalen Sendenetzes folge Deutschlandradio zudem den Forderungen der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF), heißt es weiter in der Mitteilung. Man sei von der Digitalisierung voll überzeugt, wird Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue zitierte. Zugleich sei DAB+ für den Sender aber auch die einzige Möglichkeit, seinen gesetzlichen Auftrag zu erfüllen und sein großes Programmangebot tatsächlich bundesweit verfügbar zu machen. Wie die Pressestelle bestätigt, sind alle Sender zudem nach wie vor auch über Internet zu empfangen.
Deutschlandradio begleite die Umstellung vor Ort und im Netz. Darüber hinaus fänden in mehreren Regionen „Digitalradiotage“ statt, an denen sich Hörerinnen und Hörer vor Ort durch Fachleute beraten lassen könnten. Elisabeth Grübel tröstet das alles nur bedingt: „Ich bin verärgert, dass ich mir neue Geräte zulegen soll.“ Wenn entsprechende Anschlüsse vorhanden seien, könnten analoge Geräte mit einem Adapter nachgerüstet werden, erklärt Celik Tas von expert Techno-Land in Deizisau. Allerdings sei das recht teuer.
Digital Radio hören
DAB+ Digital Audio Broadcasting (DAB+) ist internationaler Radiostandard und der digitale Nachfolger von UKW. In Norwegen ist die UKW-Verbreitung bereits eingestellt worden, die Schweiz plant den Ausstieg aus der analogen Signalverbreitung für 2024. „Digitalradio überzeugt mit einer klaren Klangqualität, kostenlosen Zusatzdiensten wie Radiotext, Programmführer, Bilder, Verkehrsinformationen sowie einer im Vergleich zu UKW deutlich größeren Programmvielfalt“, schreibt Deutschlandradio.
Netz Die Netzabdeckung liegt in Deutschland bei 98 Prozent, Autobahnen sind nahezu vollversorgt. Der Empfang über DAB+ ist unabhängig vom Internet und verbraucht kein Datenvolumen. Alle DAB+ Radios haben UKW. Bundesweit gibt es 28 Sender, die über DAB+ zu empfangen sind. Auf www.dabplus.de finden Interessierte die DAB+ Programmauswahl in ihrer Region und auch direkt am Wohnort sowie Infos zum Wechsel, beispielsweise über Erklärvideos. biz