Zwischen Neckar und Alb

Ältere Männer sind besonders gefährdet

Beratung Krisenhilfe war im Coronajahr gefragt: 445 Bürgerinnen und Bürger haben im Jahr 2020 Hilfe gesucht beim Arbeitskreis Leben Nürtingen-Kirchheim (AKL).

Das hauptamtliche Team des AKL besteht aus Gabriele Alberth, Melanie Schulze, Alena Rögele, Verena Christl und Lilly Weithofer (
Das hauptamtliche Team des AKL besteht aus Gabriele Alberth, Melanie Schulze, Alena Rögele, Verena Christl und Lilly Weithofer (von links).Foto: pr

Wie alle Bereiche der Gesellschaft war auch die Arbeit beim AKL in jüngster Vergangenheit geprägt durch die massiven Einwirkungen der Corona-Pandemie. Die Zahl der Ratsuchenden in den beiden Beratungsstellen in Nürtingen und Kirchheim blieb mit 445 auf hohem Niveau. 329 Kontakte mündeten in ausführlichen Beratungen oder Begleitungen. Auch während des Corona Lockdowns im Frühjahr und ab November hielt das Team die Krisenhilfe aufrecht. Das Schulpräventionsprojekt konnte aufgrund von Schließungen und eingeschränktem Unterricht allerdings nicht in gewohntem Umfang durchgeführt werden. Für das Jahr 2021 richtet sich der Blick des AKL gezielt auf das Thema Alter als Risikofaktor bei Suizidalität.

„Der Trend der letzten zwölf Jahre weist auf eine fortwährende Zunahme der Anfragen hin“, erläutert die neue AKL-Geschäftsführerin Alena Rögele die Statis­tikzahlen. Sie wird von Melanie Schulze in der Verwaltung unterstützt. „Der AKL wollte auch in der Pandemit zeigen: Wir sind auch in dieser Zeit da! Wenn es jemandem schlecht geht, findet er oder sie beim AKL Unterstützung. Das war ein wichtiges Signal“, ist Alena Rögele überzeugt.

In der Schulpräventionsarbeit war der AKL stark vom Lockdown betroffen. Allerdings stand man über das ganze Jahr im Austausch mit vielen Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeitern. Auch für diese sei es schwierig gewesen, Kinder in vollem und nötigen Umfang zu unterstützen. „Bei uns hat sich diese Entwicklung auch deutlich durch den Rückgang der Fachberatungen gezeigt, die oft von der Schulsozialarbeit in Anspruch genommen werden“, stellt Projektleiterin Gabriele Alberth fest.

Isolation und Einsamkeit bei alten Menschen haben durch die Corona-Pandemie besondere Aufmerksamkeit erfahren. Die Folgen der Kontaktbeschränkungen, insbesondere in den Alters- und Pflegeheimen, haben beim AKL in eine neue Initiative für Pflegekräfte im Umgang mit Alterssuizidalität gemündet. Suizidalität im Alter ist in der Öffentlichkeit ein Tabuthema, obwohl in Deutschland das Suizidrisiko mit dem Alter steigt. Insbesondere ältere Männer stellen eine Hochrisikogruppe für eine Selbsttötung dar. Pflegekräfte erleben aus nächster Nähe mit, wenn sich Krisen zuspitzen und Suizidgedanken geäußert werden. Hier will der AKL unbürokratisch und schnell Unterstützung und Beratung für Pflegekräfte anbieten, die mit Krisensituationen und Suizidalität von Bewohnerinnen und Bewohnern konfrontiert sind. Ergänzt werden soll das Angebot durch Fortbildungen mit dem Schwerpunkt Suizidprävention in den Einrichtungen vor Ort.

In der Finanzierung hat sich beim AKL auch weiterhin keine dauerhaft sichere Lösung ergeben. Die Erhöhung der Zuschüsse der Kommunen Nürtingen und Kirchheim stellen aber eine Erleichterung bei der Höhe der aufzubringenden Eigenmittel dar. Außerdem habe man im vergangenen Jahr viel Solidarität von langfristigen Förderern erfahren. Die neue Geschäftsführerin zeigt sich beeindruckt von diesem Engagement und ist sehr dankbar: „Vielen Unterstützern war es wichtig, dem AKL gerade in der Pandemie immer wieder zu versichern, dass wir uns auf ihren finanziellen Rückhalt verlassen können.“

Man müsse nun die langfristigen Auswirkungen sowohl auf die Spendenbereitschaft als auch auf die Entwicklung der Beratungszahlen beobachten und sein Angebot entsprechend anpassen: „Wir rechnen damit, dass bald weitere mittel- und langfristigen Folgen der Pandemie für das Leben der Bürgerinnen und Bürger sichtbar werden. Darauf bereiten wir uns vor.“

1Der AKL i(Arbeitskreis Leben) ist erreichbar am Krisentelefon in Nürtingen unter 0 70 22/1 92 98 und in Kirchheim unter 0 70 21/7 50 02 oder im Internet unter www.ak-leben.de