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Landwirtschaft Die Weingärtner im Kreis rechnen mit einem gutem Jahrgang, aber: Corona gießt Wasser in Wein

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Region. Dicht und prall hängen die Trauben am Rebstock. Die Acolon-Beeren am Sulzgrieser Hang in Esslingen sind schon tiefblau, es dauert nicht mehr lang, bis sie geerntet werden können. Es wird wohl eine frühe Lese werden, so wie in den vergangenen Jahren auch. Die meisten Weingärtner im Kreis Esslingen rechnen mit einem Erntestart noch vor Mitte September. Wenn das Wetter nun beständig bleibt, sind sie zufrieden: Bislang sieht es nach einem guten Weinjahr ohne größere Ausfälle aus.

Jürgen Buck, Vorstandsvorsitzender der Weingärtnergenossenschaft Hohenneuffen-Teck, erwartet einen durchschnittlichen Ertrag und eine gute Qualität. Dank der ausreichenden Niederschläge hätten sich die Trauben gut entwickelt - wenngleich die Weingärtner im Frühjahr leichte Frostschäden zu beklagen hatten. Hitzeschäden gab es hingegen nicht, und auch mit Schädlingen hatte man kaum zu kämpfen. „Wir sind zuversichtlich, dass wir einen guten Herbst einfahren“, sagt Buck.

Davon geht auch Helmut Dolde aus, dessen Weinberge in Linsen­hofen und im Neuffener Tal zu den höchstgelegenen Deutschlands gehören. Der Autodidakt, der den Wein nicht nur selbst an-, sondern auch ausbaut, ist sehr zufrieden mit den vergangenen Monaten. Zwar sind die Austriebe seiner hochgelegenen Reben im April durch Frost und die Blüten später durch Kälte etwas beschädigt worden, aber dennoch rechnet Dolde mit einem sehr guten Jahrgang. Lediglich die Kirschessigfliege macht den Weingärtnern im Kreis noch etwas Sorgen. Zwar gebe es aktuell noch keine Hinweise auf einen Befall, aber bei geeigneten Bedingungen kann sich die Fliege, die ihre Eier gern in Weintrauben ablegt, innerhalb kürzester Zeit geradezu explosionsartig vermehren. Deshalb hoffen die Weinbauern nun auf trockenes, sonniges und nicht zu heißes Wetter.

Während die Witterung den Weingärtnern in den vergangenen Monaten in die Karten spielte, machte Corona ihnen vielfach einen Strich durch die Rechnung. Veranstaltungen wie Weinproben fielen lange komplett aus - und sind auch jetzt noch schwierig zu organisieren. Doch die Weinbauern ließen sich nicht entmutigen und versuchten, auf andere Weise Kontakt zu ihren Kunden zu halten. Helmut Dolde packte Probierpakete, um seine neuen Tropfen vorzustellen.

Mit Aktionen wie diesen konnten viele Weingärtner die Privatkunden bei Stange halten - und die Verkaufszahlen in diesem Bereich teilweise sogar steigern. Doch der fehlende Absatz auf Festen und in der Gastronomie trifft die Betriebe spürbar. Melanie Braun