Zwischen Neckar und Alb

Als „Fifty“ und „Accu“ mit Rauschgift gedealt

Prozess Verhandlung über Drogenhändler legt Namenspraxis gambischer Einwanderer auf.

Drogen
Symbolbild

Köngen/Wernau. Ein 19-jähriger Asylanwärter aus Gambia soll zusammen mit anderen Landsleuten in Wernau und Köngen kiloweise mit Rauschgift gehandelt haben. Am zweiten Prozesstag vor dem Stuttgarter Landgericht gegen den jungen Afrikaner stellt sich heraus, dass nahezu alle Flüchtlinge aus Gambia mit sogenannten Spitznamen einreisen.

Im Prozess vor der Stuttgarter Jugendstrafkammer geht es vordergründig um Drogen, große Mengen Drogen, wie es in der Anklage gegen den 19-Jährigen heißt: Einmal fünf Kilo, einmal drei Kilo, einmal zwei Kilo. Dies, so ein Zeuge der Polizei jetzt, habe er von einem anderen Gambier, den er als Mitbeschuldigten vernommen habe, erfahren. Der Stoff sei von einem Lieferanten mit Auto angeliefert und ausgeladen worden. Dabei hätten die Drogendealer in einer Unterkunft in Köngen, die es aber heute nicht mehr gibt, eine Art Geheimsprache benutzt: „Fünf Köpfe“, das hieße fünf Kilo Marihuana. Den Begriff „Gute Schuhe“ habe man für Ecstasy-Pillen benutzt. Alles deshalb, damit die Polizei beim Mithören der Handygespräche nichts merkt. Und auch die aktiven Dealer benutzten die Namen, mit denen sie einst eingereist sind. Einer nannte sich „Fifty“, so der Zeuge, ein anderer „Accu“. Ob es üblich sei, dass Flüchtlinge mit Spitznahmen nach Deutschland einreisen, fragte der Verteidiger einen Zeugen aus Gambia. Diese Frage blieb unbeantwortet.

Allerdings gäbe es mehrere „Fiftys“, will ein Rauschgiftfahnder erfahren haben. Näheres könnte ein weiterer Gambier aufklären, der sich derzeit aber in Strafhaft in der Vollzugsanstalt Rottweil befindet. Die Stuttgarter Strafkammer hat den Mann als Zeuge für gestern geladen, doch er kam nicht. Man habe gar keine Ladung erhalten, heißt es aus dem Rottweiler Gefängnis. Der nächste Versuch soll zum 30. Januar stattfinden. Andere Zeugen aus den Unterkünften Wernau und Köngen sollen mit dem jetzt Angeklagten offensichtlich in Drogengeschäfte involviert sein. Der Fahnder hat einen dazu vernommen. Der habe ihm gesagt, dass er nichts wisse. Auf die Frage, woher das Rauschgift komme, kam dieselbe Antwort. Ein Araber, der öfters nach Wernau gekommen sei, hätte viereinhalb Kilo Drogen einmal von dort aus nach München transportiert.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 19-jährige Gambier auf der Anklagebank seit September 2017 in mehreren Fällen Drogen sehr guter Qualität in Mengen von hundert Gramm bis zu mehreren Kilos in seiner damaligen Wernauer Unterkunft zwischengelagert und dann für den Weitertransport und für die Bezahlung der Ware gesorgt habe. Das Rauschgift sei von einem Kurier angeliefert worden. Bei seiner Festnahme am 7. Juli letzten Jahres wurden in einem seiner Schuhe einige Gramm der Drogen gefunden. Der Angeklagte selbst macht jetzt aber vor den Stuttgarter Richtern keinerlei Aussagen. Der Prozess geht weiter. Bernd Winckler