Zwischen Neckar und Alb

Amnesty International ruft zum Briefeschreiben auf

Menschenrechte Internationale Appelle sollen dazu beitragen, die Freilassung von Gefangenen zu erreichen.

Region. Eine der wichtigsten Aufgaben der internationalen Organisation Amnesty International (ai) ist es, sich für Menschen auf der ganzen Welt einzusetzen, die wegen ihres Eintretens für die Menschenrechte oder wegen ihrer politischen Überzeugungen verfolgt werden. Sie fordert in vielen Ländern dazu auf, an Regierungen Briefe zu schreiben, in denen sich Menschen für die Verfolgten einsetzen. Die Kirchheimer Gruppe bittet auch in diesem Monat um Unterstützung. Die fertig formulierten Briefe können im Welt-Laden in der Dettinger Straße abgeholt werden. In folgenden Fällen erfolgen Appelle:

Rashid Hussain Brohi

Der 23-jährige Rashid Hussain Brohi wurde am 26. Dezember 2018 von Sicherheitskräften der Vereinigten Arabischen Emirate festgenommen. Das Auto des pakistanischen Staatsbürgers wurde von zwei Fahrzeugen ausgebremst und angehalten. Die zivil gekleideten Fahrer zeigten Abzeichen, die sie als Angehörige des emiratischen Geheimdienstes auswiesen. Sie legten jedoch keinen Haftbefehl vor, als sie Rashid Hussain Brohi in Gewahrsam nahmen.

Seitdem ist Rashid Hussain Brohi nur noch einmal gesehen worden. Am 29. Dezember um etwa 1 Uhr nachts stürmten bewaffnete Sicherheitskräfte das Haus seiner Verwandten, wo sie nach seinem Pass suchten. Die anhaltende willkürliche Inhaftierung von Rashid Hussain Brohi ohne Kontakt zur Außenwelt kommt dem Verschwindenlassen gleich. Da die emiratischen Behörden wiederholt versucht haben, den Pass von Rashid Hussain Brohi in ihren Besitz zu bringen, liegt die Vermutung nahe, dass sie seine Überstellung an Pakistan planen. Während seiner Zeit in Pakistan war Rashid Hussain Brohi bei der Nationalen Bewegung Belutschistan (Baloch National Movement) aktiv, die sich für die Unabhängigkeit Belutschistans einsetzt. Deshalb besteht Grund zur Sorge, dass bei einer Rückführung nach Pakistan sein Leben in Gefahr ist.

Dong Guanping VR China

Am 3. Juni jährt sich das Tiananmen-Massaker zum 30. Mal: 1989 marschierten in dieser Nacht Truppen des chinesischen Militärs in Peking ein, um die friedlichen Proteste und die Besetzung des Tiananmen-Platzes durch Studierende zu beenden. Hunderte, wenn nicht gar Tausende unbewaffnete Protestierende, die politische Reformen forderten, wurden dabei getötet. Bis heute hat die chinesische Regierung keine gründliche Untersuchung der Niederschlagung der Proteste eingeleitet. Stattdessen verfolgt sie diejenigen, die an das Geschehen erinnern - wie zum Beispiel Dong Guangping.

Der ehemalige Polizist wurde 1999 aus dem Polizeidienst entlassen, nachdem er einen offenen Brief unterzeichnet und Artikel verbreitet hatte, in denen des zehnten Jahrestags des Massakers gedacht wurde. Bereits zuvor war er aufgrund seines friedlichen Aktivismus mehrmals in China inhaftiert worden. Um den Drangsalierungen zu entgehen, floh er im September 2015 zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter nach Thailand. Von dort wurde er im November 2015 abgeschoben. Am 13. Juli 2018 wurde Dong Guangping zu 42 Monaten Haft verurteilt. Bereits ein Jahr vor der Urteilsverkündung war er wegen „Anstiftung zum Umsturz“ und „illegaler Überquerung der Staatsgrenze“ für schuldig befunden worden.

Weder seine Familie noch die von seiner Familie beauftragten Rechtsbeistände erhielten Informationen über das Verfahren oder das Urteil. Seit seiner Festnahme gibt es keine offiziellen Informationen über seinen Verbleib oder seinen Gesundheitszustand. Dong Guangping wird ohne Kontakt zur Außenwelt festgehalten, ihm drohen Folter und andere Misshandlungen.

Chiham Ali Ahmed Eritrea

Die 22-jährige Ciham Ali Ahmed ist seit ihrem 15. Lebensjahr in Eritrea unter Bedingungen inhaftiert, die dem Verschwindenlassen gleichkommen. Sie wurde in den USA geboren, ist jedoch in Eritrea aufgewachsen und verfügt über die doppelte Staatsbürgerschaft. Am 8. Dezember 2012 wurde Ciham Ali Ahmed festgenommen, als sie gemeinsam mit ihrem Onkel versuchte, die Grenze zwischen dem Sudan und Eritrea zu übertreten. Seither wird sie ohne Kontakt zur Außenwelt in geheimer Haft gehalten. Alle, die die Grenze überschreiten, werden in der Regel für etwa vier bis sechs Monate inhaftiert. Doch Ciham Ali Ahmed und ihr Onkel befinden sich mehr als fünf Jahre später immer noch ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt an einem unbekannten Ort in Haft.

Es wurde nie Anklage gegen Ciham Ali Ahmed erhoben, und auch die Gründe für ihre Festnahme und anhaltende Inhaftierung wurden nie erläutert. Man geht davon aus, dass die Behörden sie deshalb in Haft halten, um sie für mutmaßliche Aktivitäten ihres Vaters zu bestrafen, dem man vorwirft, im Jahr 2013 an einem Putschversuch in Eritrea beteiligt gewesen zu sein.

Weder die US-Regierung noch andere internationale diplomatische Vertretungen haben sich bisher zu dem Verschwindenlassen von Ciham Ali Ahmed geäußert. Trotz wiederholter Versuche ihrer Familienangehörigen, das US-Außenministerium um Hilfe zu bitten, haben sie bisher keine Antwort erhalten.pm