Zwischen Neckar und Alb

An die Direttissima glaubt keiner

Radschnellweg Noch 2018 soll die Machbarkeitsstudie für die Verbindung zwischen Reichenbach und Stuttgart vorliegen. Drei Strecken sind im Gespräch. Von Bernd Köble

Radler und Fußgänger nebeneinander, wie hier auf der Esslinger Uferpromenade. Ein künftiger Radschnellweg durchs Neckartal soll
Radler und Fußgänger nebeneinander, wie hier auf der Esslinger Uferpromenade. Ein künftiger Radschnellweg durchs Neckartal soll dem Fahrrad freie Fahrt garantieren. Foto: Jean-Luc Jacques

Um Geld für rasche Verbesserungen im S-Bahn-verkehr ging es am Mittwoch in der Etatdebatte der Regionalversammlung. Die Stadt Esslingen diskutiert intensiv über ein Mobilitätskonzept, weil plötzlich auch hier Fahrverbote drohen, und in Stuttgart zerbrachen sich am Dienstag Stadtplaner und Verkehrsexperten den Kopf darüber, wie der Verkehr der Zukunft in den Ballungsräumen aussehen könnte. Ihr Urteil über den Stand der Verkehrs-Infrastruktur in der Region Stuttgart: vernichtend. Debatten, die alle eines gemein haben: Sie sind der blanken Not geschuldet. Dreckige Luft, Lärm, verstopfte Straßen - Der Individualverkehr, besonders der im Neckartal, führt buchstäblich nirgendwo mehr ans Ziel.

Das Fahrrad ist eine von mehreren Alternativen, vor allem dort, wo es um Kurzstrecken geht. Zehn Radschnellwege will das Land bis 2025 in Betrieb nehmen. Mit dem Bau des ersten, 3,2 Millionen Euro teuren Abschnitts zwischen Böblingen und Stuttgart-Vaihingen wurde vor sechs Wochen begonnen. Wann es im Kreis Esslingen mit seinen mehr als eine halbe Million Bewohnern soweit sein wird, weiß zur Stunde zwar noch niemand. Thorsten König, Leiter des Straßenbauamts im Esslinger Landratsamt, ist dennoch überrascht, welch „unerwartete Dynamik“ das Projekt Radschnellweg zurzeit erfährt. Im März hatten Land, Kreis und Anliegerkommunen schriftlich ihren gemeinsamen Willen erklärt. Jetzt geht es um mögliche Streckenvarianten, auf denen das 25 Kilometer lange und vier Meter breite Asphaltband von Reichenbach bis an die Stadtgrenze Stuttgarts möglichst ampel- und kreuzungsfrei geführt werden könnte. Untersucht werden Fahrkomfort, Nutzerpotenzial, Fahrtzeit und natürlich Kosten. Noch in diesem Jahr soll das Ergebnis der Machbarkeitsstudie vorliegen. Danach könnte es in die Detailplanung gehen.

Drei Streckenvarianten

Schon jetzt steht fest: Die Ideallinie entlang des Neckars wird wohl ein Wunschtraum bleiben. Vor allem zwischen dem Neckarknie bei Plochingen und der Landeshauptstadt reiht sich eine Gewerbefläche an die nächste. „Wir brauchen eine Trasse, die Quelle und Ziel möglichst direkt verbindet und bestmöglich angenommen wird“, umschreibt Landrat Heinz Eininger die knifflige Suche nach dem größten gemeinsamen Nenner. Drei so genannte Vorzugsvarianten werden jetzt genauer untersucht. Eine nördlich des Neckars, die mitten durch Stadtgebiet führt. Die andere quert erst in Altbach den Fluss per Steg und verläuft anschließend weitgehend in Ufernähe. Eine dritte Variante hat die Stadt Esslingen ins Spiel gebracht. Sie weicht bei Altbach auf die Südseite des Neckars aus.

Inzwischen dürfen nicht mehr nur Ämter, Ingenieure und Kommunalpolitiker mitreden, sondern alle: Seit gestern ist die Online-Plattform www.radschnellweg-neckartal.de freigeschaltet. Dort sind nicht nur detailierte Streckenpläne einsehbar, die Projektplaner erhoffen sich an dieser Stelle auch Anregungen und eine breite Diskussion. Dass es schnell gehen soll, darin sind sich alle einig. Die grün-schwarze Landesregierung drückt aufs Tempo. Das Land hat bereits zugesagt, die Baulastträgerschaft zu übernehmen. Vor allem im Landratsamt sieht man das als „Katalysator.“

radschnellweg-neckartal.de

Gut ausgebaute Radwege sind das eine, sie zu finden, ein ganz anderes Thema. Der Landkreis beginnt im kommenden Frühjahr damit, die Beschilderung seines 1 400 Kilometer umfassenden Radwegenetzes zu erweitern und zu erneuern. 6 639 Hinweisschilder sollen ab dem neuen Jahr hinzukommen und bestehende Schilder teilweise ersetzen.

Radler erhalten dadurch zusätzliche Informationen über Entfernungen, Stadtzentren oder nächstgelegene Bahn-Haltestellen. Die Schilderaktion läuft in Abstimmung mit den Städten und Gemeinden und soll nach Schätzungen des Landratsamtes etwa zwei Jahre dauern.bk

6 639 neue Radwegschilder ab Frühjahr

Gut ausgebaute Radwege sind das eine, sie zu finden, ein ganz anderes Thema. Der Landkreis beginnt im kommenden Frühjahr damit, die Beschilderung seines 1 400 Kilometer umfassenden Radwegenetzes zu erweitern und zu erneuern. 6 639 Hinweisschilder sollen ab dem neuen Jahr hinzukommen und bestehende Schilder teilweise ersetzen.

Radler erhalten dadurch zusätzliche Informationen über Entfernungen, Stadtzentren oder nächstgelegene Bahn-Haltestellen. Die Schilderaktion läuft in Abstimmung mit den Städten und Gemeinden und soll nach Schätzungen des Landratsamtes etwa zwei Jahre dauern. bk