Zwischen Neckar und Alb
An goldenen Straßen entlang lustwandeln

Serie Elise lässt die Blumen sprechen

Ob auf Wiesen und Weiden, am Bachufer oder am Straßenrand: Die Goldrute gedeiht. Ihre goldgelbe Blütenpracht verrät sie – egal, ob man sie nun Goldrute oder -raute nennt. Im Sommer scheint es dann, als liefe man an der Sonne vorbei, obwohl sie einen doch von oben herab anstrahlt. Vielleicht erinnert es einen auch ein wenig an El Dorado, wie die Goldrute den Weg in Gold säumt. Das liegt daran, dass sie Abertausende von winzigen Blüten trägt. Und unter dem Gewicht der Blüten beugt sie sich, einer Weide nicht unähnlich, herab und bildet so ein goldenes Tor, unter dem man manchmal hindurch gucken kann, wenn man denn möchte.

Dieses goldene Tor, wie vielleicht von Frau Holle und Goldmarie, ist aber tatsächlich keine sonderlich nette Pflanze. In Wahrheit ist sie ein Neophyt, in anderen Worten ein Eindringling, in der heimischen Flora. Die Goldrute, mitsamt all ihrer in etwa hundert Sorten, kommt aus Amerika. Insbesondere in Nordamerika ist sie eigentlich zu Hause, und wählt sich ihren genauen Standort sehr sorgfältig aus. In vielen Staate Nordamerikas kommen nur wenige Sorten vor, viele davon lassen sich entweder nur im Süden oder nur im Norden finden. Doch als Neophyt hat die Goldrute es sich besonders in Eurasien bequem gemacht.

Es gibt aber auch handzahme Arten der Goldrute, weshalb man diese ruhig und großzügig im eigenen Garten anbauen kann. Tatsächlich ist die schöne Blume auch ein wichtiges Element in der Pflanzenheilkunde. Ihre Droge, so nennt man die getrockneten Teile der Pflanze, wird zur Behandlung von Erkrankungen der Harnwege und bei Harn- und Nierensteinen eingesetzt. Sie werden auch zur Behandlung von Rheuma benutzt. Doch auch der Rest der Goldrute ist interessant. Aus ihren Stängeln und Blättern kann Farbstoff gewonnen werden, der Textilien eine goldene bis braunrote Farbe verleiht.

In England ist die Goldrute trotzdem beliebter, da sie dort als Neophyt nicht gefürchtet ist, sondern sehr häufig als Zierpflanze gepflanzt wird. In Nebraska und Kentucky ist die Goldrute die Nationalblume und selbst im Christentum hat sie eine besondere Bedeutung: In Gedenken an den Heiligen Lorentius von Rom nennt man sie Laurenzilorbeer. Neophyt hin oder her, die Goldrute bleibt mit ihrer Farbe doch das wortwörtliche Highlight eines Gartens. Elise Czaja