Zwischen Neckar und Alb

Apfelkuchen mit zwei Sorten backen

Streuobst In Beuren drehte sich alles um den Apfel: Pomologe Eckhart Fritz erklärte, wie man Sorten bestimmt, und Marion Leuze-Mohr packte kräftig mit an. Von Peter Dietrich

Voller Tatendrang bei der Arbeit: Christel Schäfer, Vorsitzende des Kreisverbandes der Obst- und Gartenbauvereine Esslingen, Mar
Voller Tatendrang bei der Arbeit: Christel Schäfer, Vorsitzende des Kreisverbandes der Obst- und Gartenbauvereine Esslingen, Martin Krinn, Beirat im Kreisverband der Obst- und Gartenbauvereine Esslingen, und die Erste Landesbeamtin Dr. Marion Leuze-Mohr (von links).Foto: Peter Dietrich

Man soll ja angeblich nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Besser Äpfel mit Äpfeln? Das ist ein Fall für den Tübinger Pomologen Eckhart Fritz von der Sortenerhaltungszentrale Baden-Württemberg. Er lieferte sich im Freilichtmuseum Beuren angeregte Diskussionen mit der Ersten Landesbeamtin Dr. Marion Leuze-Mohr.

Wie geht das nun genau mit dem Sorten bestimmen? „Das kann man gar nicht richtig erklären“, sagte Eckhart Fritz. Man müsse verschiedene Gruppen im Kopf haben. „Aber diese Goldparmäne hier erkenne ich auch so.“ Dann griff Eckhart Fritz zum Smartphone. Ja, das Foto auf dem Handy und der aufgeschnittene Originalapfel sahen sich zum Verwechseln ähnlich. Es gibt so um die 2 000 oder 3 000 Sorten, sagte Eckhart Fritz. Eckhart Fritz ermunterte die Besucher, zu vergleichen: „Nehmen Sie doch einmal für den halben Apfelkuchen Boskoop und für die andere Hälfte Brettacher.“ Sortenvielfalt mag auch Dr. Marion Leuze-Mohr, etwa im Apfelmus: „Dann schmeckt es immer wieder anders.“

Eckhart Fritz wurde von Rudolf Brenkel unterstützt, Schriftführer des Kreisverbands der Obst- und Gartenbauvereine Esslingen und Vorsitzender des OGV in Altbach. Für die Sortenausstellung im Freilichtmuseum Beuren war Rudolf Brenkel in schlechten Vorjahren schon mal 800 Kilometer unterwegs - als die Ernte ähnlich schlecht war wie diesmal. „Wir wechseln uns immer mit Nürtingen ab, meistens erwischen die dann ein gutes Apfel-Jahr.“

Diesmal kamen trotz Missernte 104 Apfelsorten aus dem Altkreis Esslingen in die Ausstellung. Wenn Bäume extrem wenige Äpfel tragen, fallen einzelne Exemplare sehr groß aus. Christel Schäfer, Vorsitzende des Kreisverbandes der Obst- und Gartenbauvereine Esslingen, zeigte einen Golden Delicious in XXL: „Den muss man ja zu viert essen.“

Einen Baum sollte man auch nicht alleine pflanzen. Im Freilichtmuseum schritten Dr. Marion Leuze-Mohr, Christel Schäfer und Martin Krinn, Beirat im OGV-Kreisverband Esslingen und Vorsitzender der Fachgruppe Obstbau Esslingen, gemeinsam zur Tat. Sie pflanzten einen Sonnenwirtsapfel, die Streuobstsorte des Jahres 2017. Sie heißt so, weil sie 1937 vom Sonnenwirt in Backnang als Sämling entdeckt wurde. Die Krone des Sonnenwirtsapfels ist landschaftsprägend, der Baum ist widerstandsfähig gegen Krankheiten.

Nach dem Maßnehmen kam zuerst Erde ins Pflanzloch, gefolgt von einem Drahtkorb als Schutz gegen Wühlmäuse. Wo kommt der Pfosten hin? „Der Baum sollte im Windschatten stehen“, sagte Martin Krinn. Man solle den Baum festschnüren, aber nicht zu fest. Auf das Pflanzen folgte der Pflanzschnitt. „Wollen Sie drei oder vier Leitäste, Frau Leuze-Mohr?“ Die vergnügte Erste Landesbeamtin wollte vier und Martin Krinn brachte den Baum in Saftwaage: Jeder Leitast war auf etwa gleicher Höhe, die Mitte rund eine Scherenlänge höher. „Wir machen das nicht mit der Wasserwaage oder dem Mikrometer.“

Dann kam das, was Martin Krinn für das Wichtigste hält, das Angießen. Und zwar ordentlich, es dürften ruhig 20 Liter sein. Bis zur ersten Ernte, sagte er, dürften zehn bis 15 Jahre vergehen. „Das ist etwas für Generationen. Sie pflanzen und Ihre Kinder haben das Geschäft damit.“ Der Baum sei dankbar für etwas Dünger - am besten Mist, sonst Mineraldünger.

Insgesamt, erläuterte Dr. Marion Leuze-Mohr, gebe es im Freilichtmuseum Beuren etwa 650 Streuobstbäume, bei über 450 seien die Sorten bekannt. Die Bäume seien in einem Baumkataster erfasst, einem digitalen Plan. Das ist das Ergebnis der guten Zusammenarbeit von Albrecht Schützinger vom Landkreis, dem Freilichtmuseum und den beiden OGV-Kreisverbänden. In diesem Jahr habe die Expertenrunde aber mangels Obst ausfallen müssen: Geerntet wurden im ganzen Museum bisher nur rund 30 Äpfel.