Zwischen Neckar und Alb

Auf die Räder, fertig, los

Freizeitsport Die erste legale Mountainbike-Abfahrt in Esslingen ist eingeweiht.

Mit Rad über Stock und Stein. Symbolbild: Andreas Dobslaff
Mit Rad über Stock und Stein. Symbolbild: Andreas Dobslaff

Esslingen. Nach dreieinhalb Jahren Arbeit ist es soweit: Die Radsportabteilung des TV Hegensberg eröffnete beim Segelflugplatz die erste legale Mountainbike-Strecke Esslingens, die „Esslinger Nordschleife“ - kurz „EsNos“.

Schon einmal gab es eine Esslinger Nordschleife, doch sie war illegal und wurde geschlossen. Um eine legale Alternative zu bekommen, gründeten die Biker im April 2014 die Radsportabteilung des TV Hegensberg. Sie zählt inzwischen 160 Mitglieder, und deren Weg zur jetzigen Strecke war sehr lang. Aus mehreren Alternativen ging in Abstimmung mit dem Forstamt, mit Bürgerausschüssen und mit dem Schwäbischen Albverein schließlich die jetzige Strecke hervor. Vor der Eröffnung hat sie der TV Hegensberg den Anwohnern präsentiert. Die Abfahrt folgt einer früheren Stromtrasse und überwindet eine Höhendifferenz von 80 Metern. Anschließend müssen die Fahrer ihr Rad über einen steilen Weg wieder nach oben schieben. „Das begrenzt den Andrang“, sagt Joe Reiser, Abteilungsleiter Radsport beim TVH. Manche Fahrer reisen bewusst zu Strecken, die über einen Lift verfügen.

Für den Bau brauchte der TV  Hegensberg ein Artenschutz- und ein Baumgutachten. Auf einer Breite von 60 Metern links und rechts der Strecke waren Forstarbeiten und Artenschutzmaßnahmen nötig. Sie dauerten 13 Tage, und bis zu sechs Mann waren im Einsatz. Es war kein Kahlschlag, der Besucher steht noch immer mitten im Wald. Die Fällarbeiten musste der Verein bezahlen, er zahlt auch an die Stadt, weil diese als Kompensation auf einer anderen Fläche die Bewirtschaftung einstellt.

„Der Verein hat 60 000 Euro investiert und bekommt dafür keine Zuschüsse“, sagt Joe Reiser der kleinen Anwohnergruppe. Die Mitgliedsbeiträge reichen dafür natürlich nicht. Deshalb sucht der Verein regionale Sponsoren, hat eine 14-tägige Spendenaktion „in ganz Mountainbike-Deutschland“ angeleiert, hat mit Bewirtungen und einem MTB-Basar Geld erwirtschaftet.

Außerdem steckt in der neuen Strecke sehr viel Eigenarbeit. Dies erfordert viel Fachwissen: So muss, damit die Kurven und Hügel von Dauer sind, die Erdmischung stimmen. Der Verein ließ aus der näheren Umgebung Erde bringen und diese chemisch untersuchen. Sie war einwandfrei, doch dann kam die Hiobsbotschaft: Privatleute dürfen - anders als die Forstverwaltung - im Wald keine Fremderde ausbringen, egal wie zertifiziert sie ist. Also mussten die Erbauer ihre Erde direkt an der Strecke zusammenkratzen, die Erdhügel sind deshalb im Unterbau mit Holz gestreckt.

Ziel war eine Strecke, die der Fahrer ohne Treten und Bremsen bewältigen kann. An mehreren Stellen gibt es Varianten, je nach Können, auf der Karte am Einstieg sind sie wie Skipisten markiert. Auf die rote, naturbelassene Trail Line sollten sich nur Fortgeschrittene, auf den schwarzen Wall Ride am Schluss nur Experten wagen. Für Einsteiger gilt der „blaue“ Weg.

Die Hinweisschilder hat der Verein selbst angefertigt, sie warnen auch an der einzigen Kreuzung mit einem Spazierweg. Dort wird die Strecke ein Stück parallel zum Weg geführt, damit sich Biker und Spaziergänger gegenseitig sehen. Auch an Baustellenschilder ist gedacht, denn fortan ist der TV Hegensberg für den Unterhalt der Strecke zuständig. Zweimal im Jahr ist ein Baumgutachter vor Ort.

„Die Strecke steht allen offen, nicht nur Vereinsmitgliedern“, sagt Reiser. Am Start informiert eine Tafel über die Regeln - „Trail Rules“ -, zu denen eine Helmpflicht und ein Verbot von Umbauten gehören. Die Tafel steht auch am Streckenende. Denn es ist verboten, die Strecke bergauf zu fahren, das wäre extrem gefährlich. Außerdem ist sie für Fußgänger gesperrt und nicht für Motorradfahrer geeignet. Parkplätze gibt es am Segelflugplatz und auf dem Wanderparkplatz Katzenbühl. Der Einstieg ist am Waldbeginn südlich der Römerstraße. Peter Dietrich