Mehr als 70 Seiten umfasst der Abschlussbericht. Das detailierte Protokoll einer Rettungsaktion, die fast zwei Jahre gedauert und den Landkreis eine halbe Million Euro gekostet hat. Gestern hat der Esslinger Kreistag das Schriftwerk abgenickt und damit einen Schlusspunkt gesetzt hinter die Arbeit des Konsolidierungsausschusses, der von Ende 2014 bis vergangenen Herbst in 16 Sitzungen ein einziges Ziel verfolgte: dem finanziell Leck geschlagenen Kreisjugendring (KJR) eine Zukunft zu sichern.
Der Weg dorthin: mehr Kontrolle. Die Installation eines Verwaltungsrats und eines kommunalen Beirats, die Bestellung eines zweiten Geschäftsführers für den kaufmännischen Bereich und die Einführung eines regelmäßigen Berichtswesens, das sind die „Leitplanken“, die sicher stellen sollen, dass der KJR seinen Aufgaben künftig auch wirtschaftlich gerecht werden kann, wie CDU-Kreisrätin Ursula Merkle in der gestrigen Sitzung betonte. Für Frank Buß, den Fraktionschef der Freien Wähler und Vorsitzenden des Konsolidierungsausschusses, ist der jetzt vorgelegte Bericht nur ein Zwischenstopp. Zwar hat der KJR Mitte März im Jugendhilfeausschuss für 2017 einen ausgeglichenen Haushalt in Aussicht gestellt. Die genauen Zahlen sollen den Kreisparlamentariern allerdings erst in den kommenden Wochen vorliegen. Für Buß ist das die Grundlage und „der Einstieg in weitere Beratungen.“
Worum es geht ist klar. Die von den Freien Wählern angestoßene Öffnung des „Esslinger Modells“, das dem KJR seit 1980 die Alleinverantwortung für alle Jugendhäuser überträgt, ist ein Thema, das die beiden größten Fraktionen gestern bewusst ausklammerten. Es geht um Inhalte, um Fachkompetenz aber auch ums Geld. Die Jugendhäuser werden mit 50 Prozent der Personalkosten bezuschusst. In jugendhausähnlichen Einrichtungen anderer Träger übernimmt der Kreis nur ein Drittel.
Bisher wurde die Frage nur hinter verschlossenen Türen diskutiert. Vor allem die CDU als zweitstärkste Fraktion und seitherige Befürworterin des „Esslinger Modells“, hält sich bedeckt. „Wir sind mit allen Fraktionen im Gespräch“, sagte Ursula Merkle gestern am Rande der Sitzung. Das Thema soll nun in den Jugendhilfeausschuss zurück verwiesen werden, der am 11. Mai tagt. Darüber habe man sich im Ältestenrat verständigt. Merkle: „Man muss dem KJR jetzt auch Gelegenheit geben, in Ruhe zu arbeiten.“
Andere wurden gestern deutlicher: Steffen Weigel (SPD) warnte davor, „den KJR mit Experimenten gleich wieder in Bedrängnis zu bringen.“ Gleiches vertrat Reinhold Riedel (Die Linke), der „erhebliche Bedenken“ äußerte, die offene Kinder- und Jugendarbeit für andere Träger zu öffnen. „Wir lehnen dies ab.“
Auch die Kreisverwaltung sieht im Status quo ein jahrzehntealtes Erfolgsmodell, mit dem KJR als verlässlichen und kompetenten Partner, wie Landrat Heinz Eininger stets betonte. Rep-Sprecher Ulrich Deuschle warf der Verwaltung deshalb vor, sie fürchte sich vor Wettbewerb. „Es mag ja sein, dass der KJR dadurch weniger Aufträge bekommt“, meinte Deuschle. „Aber nur dann, wenn andere günstiger und besser sind.“