Zwischen Neckar und Alb

Aus der Krise in die nächste Krise?

Wirtschaft Die IHK-Be­zirkskammer Esslingen-Nürtingen hat ihren regionalen Konjunktur­bericht vorgestellt.

Symbolfoto: Carsten Riedl

Kreis. „Der Optimismus vom Jahresbeginn ist verflogen, vor allem in der Industrie fasst Heike Kauderer, Präsidentin der IHK-Bezirkskammer Esslingen-Nürtingen, die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturbefragung zusammen. „Auch wenn die Lage im Kreis derzeit noch gut ist, blicken die Unternehmen spätestens seit dem Kriegsbeginn in der Ukraine deutlich skeptischer nach vorne.“ Mit dem Abflauen der Pandemie hoffte die Wirtschaft im Landkreis Esslingen wieder durchstarten zu können – trotz weiter bestehender Lieferengpässe und Preissteigerungen. Durch den russischen Einmarsch in der Ukraine hat sich der Optimismus vom Jahresbeginn aber deutlich gedreht.

Es sind vor allem die seit Jahresbeginn rasant gestiegenen Ener­gie- und Rohstoffpreise, die die Unternehmen im Kreis belasten und die häufig nicht vollständig weitergereicht werden können. Über 30 Prozent der Unternehmen im Landkreis erwarten eine Verschlechterung der Geschäftslage in den kommenden zwölf Monaten.

Lieferketten weiter gestört

Die aktuelle Lage wird zwar noch insgesamt positiv eingeschätzt – 38 Prozent der Unternehmen melden eine gute Lage –, doch zeigen sich vor allem in der Industrie die Vorboten einer möglichen erneuten Krise. „Unser industrieller Kern leidet besonders unter den galoppierenden Energie- und Rohstoffpreisen und den ausgedehnten Störungen der Lieferketten.“ Bei den Lieferketten sei nach wie vor keine Besserung zu erwarten, angesichts der rigiden chinesischen Corona-Maßnahmen, so die Präsidentin. Hinzu kommen die enormen Preissteigerungen quer durch alle Branchen. Das habe das Potenzial, sich über die Wertschöpfungsketten zu massiven Einschränkungen der Wirtschaftsleistung auszuweiten. Ein möglicher Stopp der russischen Energielieferungen ist darin noch gar nicht berücksichtigt.

„Die Sicherstellung einer verlässlichen Energieversorgung muss politische Kernaufgabe sein“, so die Präsidentin. Hier brauche es aber eine Stringenz im Handeln, damit die investitionshemmende Unsicherheit abnimmt.

Diese Unsicherheiten wirken sich auch negativ auf die Investitionspläne der Unternehmen in den nächsten Monaten aus. Auch bei den Beschäftigungsplänen der Unternehmen ist Zurückhaltung zu verzeichnen. Dennoch haben die Unternehmen große Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen. „Der Fachkräftemangel zieht sich quer durch alle Branchen und ist in jeder Konjunkturbefragungen bei den Topnennungen“, so die Präsidentin. „Alle Aktivitäten zur Stärkung der dualen Ausbildung und deren Wertschätzung müssen weiter gestärkt werden.“ pm