Zwischen Neckar und Alb

„Badisches Mädchen“ erhält württembergische Würdigung

Ehrung Marianne Erdrich-Sommer hat von Landrat Heinz Eininger die Staufer-Medaille überreicht bekommen.

Heinz Eininger (rechts) übergab Marianne Erdrich-Sommer die Staufer-Medaille. Wendlingens Bürgermeister Steffen Weigel und ihr M
Heinz Eininger (rechts) übergab Marianne Erdrich-Sommer die Staufer-Medaille. Wendlingens Bürgermeister Steffen Weigel und ihr Mann Hermann Sommer (von links) gratulierten. Foto: Tom Weller

Kreis. Family-Party im Landratsamt: Die Verleihung der Staufer-Medaille an Marianne Erdrich-Sommer hatte definitiv Familienfest-Charakter. Die Kreis- und Gemeinderätin der Grünen, ehemalige Leiterin der Kirchheimer Jakob-Friedrich-Schöllkopf-Schule und Ex-Landtagsabgeordnete wurde für ihre besonderen Verdienste um das Gemeinwohl in Baden-Württemberg gewürdigt.

Es ist eine nach einem württembergischen Kaiser- und Herrschergeschlecht benannte Auszeichnung für ein „badisches Mädel“, wie Landrat Heinz Einiger betonte. Aus ihren vielen politischen und sozialen Ämtern hebt die 1952 in Offenburg Geborene besonders ihr Kreistagsmandat hervor, das sie seit 1989 innehat: Im Kreisparlament habe sie mehr gelernt als im Studium, hatte die Oberstudiendirektorin einmal im Interview erklärt. An zweiter Stelle nennt sie eine Position, die sie erst seit zwei Jahren ausübt: den Vorsitz der Landesstiftung „Familien in Not“. Das sei eine ganz neue Aufgabe gewesen, verrät Erdrich-Sommer.

Zugänglich, offen und mit wenig Berührungsängsten hin zum privaten Bereich war sie auch in ihrer Dankesrede gewesen: Vor ihrer ersten Haushaltsrede im Kreistag habe sie eine halbe Beruhigungstablette schlucken müssen, gesteht sie in sympathischer Bescheidenheit, und als sie damals in das Kreisparlament eintrat, habe sie die Welt aus den Angeln heben und verbessern wollen. Heute erklärt sie mit der politischen Klugheit einer durch Lebenserfahrung gereiften Frau: Es gehe nicht darum, die eigene Position durchzubringen, sondern das Beste für die Allgemeinheit zu finden.

Die Geehrte erfuhr während des Festaktes Dinge über sich selbst, die sie nicht gewusst hatte. So war Marianne Erdrich-Sommer nach Worten von Landrat Eininger 1989 die erste Frau im Esslinger Kreistag gewesen, die eine Haushaltsrede gehalten hat. Die anderen Fakten waren ihr bekannt: von 1996 bis 2001 Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Kirchheim, in dieser Zeit parlamentarische Geschäftsführerin und stellvertretende Vorsitzende ihrer Partei, seit 2009 Mitglied im Verwaltungsrat der Sparkasse Esslingen-Nürtingen, seit 2014 Mitglied im Aufsichtsrat der Medius-Kliniken. Und 2004 auf Anhieb Stimmenkönigin bei der Gemeinderatswahl in Wendlingen. Wegen der verwandtschaftlichen Beziehungen, so der Kreischef, durfte ihr Ehemann Hermann Sommer, obwohl auch gewählt, aufgrund inzwischen geänderter gesetzlicher Richtlinien nicht in das Gremium einziehen. Seit der Kommunalwahl 2019 sitzen nun beide im Gemeinderat von Wendlingen. Für Marianne Erdrich-Sommer passt dies: Ihr Mann habe sich im politischen Leben immer zu ihren Gunsten zurückgenommen, nun könnten sie beide im gleichen Gremium aktiv sein. Eine Rolle, die ihr laut Wendlingens Bürgermeister Steffen Weigel liegen dürfte: Er bezeichnete die Geehrte als „Graswurzelpolitikerin“, die ihr Handwerk von der Pike auf gelernt habe.

Persönliche Zurückhaltung zeichnet Marianne Erdich-Sommer aus. Nach dem offiziellen Teil mischte sie sich unauffällig in die einzelnen Grüppchen, die sich zum vertrauten Plausch bildeten - Familienstimmung eben. Simone Weiß