Zwischen Neckar und Alb

Balluff baut massiv Stellen ab

Wirtschaft Beim Sensorhersteller Balluff in Neuhausen sollen 240 Arbeitsplätze wegfallen. Es herrscht Bestürzung.

Neuhausen. Der Sensor- und Automatisierungsspezialist Balluff hat angekündigt, weltweit 400 Arbeitsplätze abzubauen, davon etwa 240 in Neuhausen. Die Fertigung soll komplett geschlossen, aber auch Stellen im indirekten Bereich reduziert werden. Dies hat das Unternehmen den Beschäftigten gestern per Videobotschaft mitgeteilt.

Von den über 1 000 Beschäftigten der Firmenzentrale sind damit fast 25 Prozent vom Stellenabbau betroffen. Dabei hat das Unternehmen erst vor gut zwei Jahren angekündigt, den Standort auszubauen und ein neues Gebäude für rund 1 250 Beschäftigte zu bauen. So erfreulich das damalige Bekenntnis zum Standort war, so geschockt sind die Mitarbeiter heute.

Die Geschäftsleitung begründet den Schritt mit einer längerfris­tigen konjunkturellen Schwäche und einem tiefgreifenden strukturellen Wandel. Die Auswirkungen der Corona-Krise spielten auch eine Rolle, es gehe jedoch vor allem um eine strukturelle Neuausrichtung, um die Wettbewerbsfähigkeit für die Zukunft zu sichern.

Vor den Kopf gestoßen

„Die betroffenen Kolleginnen und Kollegen sind völlig vor den Kopf gestoßen. Das Unternehmen steht im Vergleich zu anderen sehr gut da, der Abbau von so vielen Arbeitsplätzen ist daher völlig unverständlich“, sagt die Gewerkschaftssekretärin Monica Wüllner von der IG Metall Esslingen. Auch seien keinerlei Versuche unternommen worden, die Arbeitsplätze zu erhalten. „Es gibt auch sehr gute Argumente, die Fertigung hier zu behalten. Wo soll denn die Entwicklung ihre Prototypen fertigen lassen? An den Standort gehört eine Anlaufproduktion, zumindest aber ein Mus­terbau“, lautet die Forderung der IG Metall.

Unverständlich sei in Zeiten der Corona-Pandemie zudem, gerade jetzt die Produktion noch weiter ins Ausland zu verlagern. Während des Lockdowns seien Lieferketten aus dem Ausland abgebrochen, viele Firmen hätten festgestellt, dass es nicht nur Vorteile hat, billig im Ausland zu produzieren. Der Trend gehe deshalb genau in die andere Richtung.

„Außerdem ärgert es uns, wie hier mit den Menschen umgegangen wird. Ihnen wird der Boden unter den Füßen weggezogen“, sagt Wüllner. Anstatt die Belegschaft einzubeziehen, sei über ihre Köpfe hinweg und damit über ihre wirtschaftliche Existenz entschieden worden. „Wir fordern die Geschäftsleitung auf, ein Zukunftskonzept für den Standort zu entwickeln, möglichst viele Jobs in Neuhausen zu erhalten und dafür mit dem Betriebsrat und den Beschäftigten in den Dialog zu treten.“pm