Zwischen Neckar und Alb

Bandenkrieg mit brutalen Attacken

Prozess Vier Männer stehen wegen versuchten Totschlags vor dem Landgericht Stuttgart. Die Angeklagten schweigen.

Symbolbild: Gericht
Symbolbild: Gericht

Nürtingen. Im Saal 1 des Stuttgarter Landgerichts wurde unter verschärften Sicherheitsbedingungen verhandelt. Es war der Auftakt des Verfahrens gegen vier junge Männer im Alter von 18 bis 31 Jahren. Die drei Deutschen und der Syrer, die alle im Landkreis Esslingen wohnen, müssen sich unter anderem wegen versuchten gemeinschaftlichen Totschlags verantworten.

Die Angeklagten sollen, alle dunkel gekleidet und maskiert, am 8. Februar dieses Jahres in der Nürtinger Innenstadt zwei Männern aufgelauert und sie brutal angegriffen haben. Vermutlich gibt es noch sechs weitere Mittäter, die bis jetzt aber nicht ermittelt werden konnten. Sie gehören laut Staatsanwaltschaft einer Straßenbande an, die sich in Anlehnung an die im Juni 2013 verbotene Organisation Red Legion nun Team Red nennt.

Die Bande ist zerstritten

Die Angreifer malträtierten die Opfer mit Teleskopstöcken und gingen mit Messern auf sie los. „Dabei wurde ihr Tod billigend in Kauf genommen“, sagte der Staatsanwalt. Ein 19-Jähriger erlitt dabei elf Stich- und Schnittwunden und musste später im Krankenhaus notoperiert werden. Er soll noch immer unter den Geschehnissen leiden, hat Albträume und ist in psychologischer Behandlung. Ein 22-Jähriger wurde nur leicht verletzt. Ein weiterer junger Mann konnte rechtzeitig fliehen. Bei den Opfern soll es sich ebenfalls um Mitglieder der Gruppierung Team Red handeln, die Bande ist offenbar untereinander zerstritten.

Alle vier Angeklagten machten am ersten Verhandlungstag keine Angaben, weder zur Sache noch zur Person. „Ich habe nichts anderes erwartet“, sagte der Vorsitzende Richter Joachim Holzhausen und dürfte damit auch auf die schwierige Ermittlungsarbeit angespielt haben. Fünf Tage nach der Attacke in Nürtingen gab es in Plochingen eine weitere blutige Auseinandersetzung, Tatverdächtige im Fall Plochingen sollen auch in Nürtingen dabei gewesen sein. Aber alle Beteiligten, Opfer wie Täter, schwiegen. Für die mutmaßliche Vergeltungstat der bandeninternen Fehde wird es zwei weitere Verfahren am Landgericht geben, die im Oktober und November beginnen.

Allein der Nürtinger Fall könnte zu einem langwierigen Prozess führen. 23 Verhandlungstage sind bislang angesetzt. Zum Auftakt wurden auch die Einträge der vier Angeklagten im zentralen Vorstrafenregister verlesen, was sich bis in den Nachmittag hinzog. Bereits 2012 hat eine brutale Bandenauseinandersetzung in Esslingen Aufsehen erregt. Gegen Mitglieder der vornehmlich kurdisch orientierten Red Legion wurden später hohe Haftstrafen verhängt. Der Prozess wird am Montag am Landgericht fortgesetzt. Petra Pauli