Zwischen Neckar und Alb

Bei jedem Unwetter geht die Angst um

Sanierung Knapp zwei Jahre nach dem Hangrutsch in Zizishausen warten die Anwohner noch immer auf die Sanierung.

Nürtingen. Knapp zwei Jahre sind vergangen, seit am 8. Juni 2016 der Hang an der Panoramastraße im Nürtinger Stadtteil Zizishausen ins Rutschen geriet. Mit der Sanierung wurde immer noch nicht begonnen. „Rufen Sie nächsten Monat nochmals an.“ Diese Auskunft gibt es seit Monaten, wenn man bei der Staatsanwaltschaft in Stuttgart nach dem Stand der Ermittlungen in Sachen Hangrutsch fragt. Es dauert also noch, bis vor Gericht festgestellt wird, wer am Ende die Verantwortung für das Unglück trägt, bei dem mitten in der Nacht die Häuser evakuiert werden mussten.

Den Anliegern dauert die Sache schon viel zu lange. Eigentlich hätte die Hangsanierung Mitte April beginnen und Mitte Oktober beendet sein sollen. „Der Bauherr legte Widerspruch gegen eine in der Verfügung angeordnete sofortige Vollziehung ein. Diese ist gerichtlich gekippt worden und daher nicht durchsetzbar. Vor einer Umsetzung ist daher der Ausgang des Widerspruchsverfahrens abzuwarten“, so die Antwort der Pressestelle der Stadt.

Sowohl die Anlieger als auch der Bauherr und die Stadt haben Geologen beauftragt, die derzeit noch genau abstimmen, was getan wird. Ein Treffen gab es Mitte April, bei dem jedoch der städtische Geologe fehlte. „Vorgesehen sind diverse Dränagen, um die Nachbargrundstücke und mein Grundstück langfristig zu entwässern. Im zweiten Schritt ist eine Spritzbetonschale mit Rückverankerung im oberen Bereich des Flurstücks vorgesehen. Ob eine Verlängerung der Spritzbetonschale auf das Nachbargrundstück benötigt wird, klären derzeit die Experten. Nach Abschluss dieser Maßnahmen ist eine dauerhafte Begrünung und die Instandsetzung der Nachbarflurstücke vorgesehen“, schreibt der Bauherr.

Von der Stadt ist zu hören, dass der von ihr beauftragte Fachmann das Sicherungskonzept für ausreichend betrachtet. Den Nachbarn wäre es recht, wenn auch auf ihrem Grundstück gesichert würde. Eine gute Nachricht gibt es: „Am Hang werden kontinuierlich Messungen vorgenommen, welche sowohl durch den Geologen des Bauherrn wie auch durch unseren zugezogenen Geologen beurteilt werden. Es sind lediglich normale Hangbewegungen zu verzeichnen, und dies seit einem langen Zeitraum. Die Hangsicherung an sich fällt in die Zuständigkeit des Grundstückseigentümers und wird seitens der Stadt durch den zugezogenen Geologen lediglich gegengeprüft“, so die Mitteilung der Stadt. Die Hangsicherung sei Sache des Grundstückseigentümers, nur bei akuter Gefahr könne die Stadt eingreifen.

Die Angst vor einem weiteren Hangrutsch ist immer noch da. Die Anlieger Maria Kurt, Inge Andres-Langkau und Michael Keller erzählen, wie sie sich fühlen, wenn wieder ein besonders starkes Unwetter kommt. An Schlaf sei nicht zu denken. Da der Hang nicht ausreichend gesichert sei, habe schon fünf Mal die Feuerwehr ausrücken und die verstopften Gullys in der überschwemmten Straße reinigen müssen.

Die Kosten trägt die Allgemeinheit: „Ein Feuerwehreinsatz aufgrund von Unwetterlagen kann nicht abgerechnet werden, da höhere Gewalt im Spiel ist. Im vorliegenden Fall sind wir noch in einer rechtlichen Prüfung in Bezug auf die Ursache. Erst dann kann entschieden werden“, so die Antwort der Stadt. Erkenntnisse darüber, ob die Straße unterspült wird, gebe es keine. Michael Keller sieht das anders: Er zeigt Stellen vor seinem Haus, an denen sich die Straße absenke. Er wirft der Stadt vor, ihre eigenen Auflagen gegenüber dem Bauherren nicht zu kontrollieren.Barbara Gosson