Zwischen Neckar und Alb
Beim Energiesparen gibt es nicht mehr viel Spielraum

Krise Nicht nur die Privathaushalte sorgen sich vor den rasant steigenden Energiepreisen. Auch in den Rathäusern in der Region wird überlegt, wo noch eingespart werden kann. Von Philipp Braitinger

Ganz neu ist das Thema nicht. Angesichts des Klimawandels sowie klammer Kassen waren die meisten Städte und Gemeinden schon seit Jahren darauf bedacht, nichts zu verschwenden. Mancherorts wurden Klimaschutz- oder Umweltmanager eingestellt, die sich beispielsweise um ein effizientes Gebäudemanagement kümmern. Denn billig waren Gas, Wasser, Strom und Öl auch früher nicht. Mit den Folgen des Kriegs in der Ukraine hat sich die Situation allerdings bedeutend verschärft. Die Energiepreise schießen durch die Decke. Gleichzeitig scheinen die Möglichkeiten zum Sparen vielerorts schon beinahe ausgereizt.

In Wernau sieht man bei der Raumtemperatur noch Potenzial. „Es laufen erste Planungen zur Temperaturabsenkung in allen städtischen Einrichtungen“, sagt die Sprecherin der Stadtverwaltung, Sylvia Schmid. Auch die Wassertemperatur im Hallenbad könnte gesenkt werden. Der Bäderausschuss wolle das noch vor der Sommerpause diskutieren. Derzeit seien das Hallenbad und die Wellness-Landschaft im Quadrium wegen Wartungsarbeiten geschlossen. Im Freibad gibt es dagegen keine Überlegungen für eine Absenkung der Wassertemperatur. „Unsere Schwimmbecken werden ohne fossile Brennstoffe mit einer Solaranlage betrieben“, sagt Schmid.

In Reichenbach treibe das Thema die Gemeindeverwaltung ebenfalls um, berichtet der Hauptamtsleiter Siegfried Häußermann. „Wir sind ämterübergreifend in den Überlegungen, welche Maßnahmen wir umsetzen können“, sagt er. Man habe auch Kontakt zur EnBW aufgenommen und arbeite mit dem Gemeindetag zusammen.

In Altbach betont der Bürgermeister Martin Funk, dass sich die Gemeinde schon länger um das Energiesparen bemühe. Dabei gehe es nicht um einen kurzfristigen Effekt, sondern um eine mittel- und langfristige Lösung. Für größere Investitionen seien seiner Gemeinde finanziell die Hände gebunden. Zu den ökologisch sinnvollen und ökonomisch machbaren Maßnahmen zähle der Austausch der Temperaturregler an Heizkörpern. Ob die Raumtemperatur im Winter weiter gesenkt werden könne, werde geprüft. Dabei sei jedoch die Arbeitsstättenverordnung einzuhalten. Deshalb bezweifelt Funk, dass es noch große Einsparpotenziale gibt. Photovoltaik sei ebenfalls ein Dauerthema. Auch alte Straßenlampen würden nach und nach ausgetauscht.

In Kirchheim wurde eigens eine Arbeitsgruppe gegründet, die Strategien zum Umgang mit der Energiekrise und dem Gasmangel entwickeln soll, wie der Sprecher Robert Berndt mitteilt. Zum einen gehe es um kurzfristig umsetzbare Maßnahmen. Dazu zähle eine Reduzierung der Wassertemperatur im Freibad. Zum anderen werde derzeit geprüft, ob die bestehende Heizungsanlage im Freibad durch eine Solarthermieanlage ersetzt werden kann. Auch über eine Abdeckung des Beckens während der Nacht werde nachgedacht. Und zuletzt werde über eine Verkürzung der Badesaison im nächsten Jahr diskutiert, da der Energieverbrauch am Beginn und am Ende der Saison stets besonders hoch sei. Ein weiteres Thema, das aus Sicht der Kirchheimer Stadtverwaltung rasch umsetzbar wäre, ist eine Absenkung der Raumtemperatur in öffentlichen Gebäuden. Außerdem könnten die Duschen in den Sporthallen kalt bleiben.

Darüber hinaus befasst sich Kirchheim mit weitergehenden Fragen, etwa hinsichtlich der Aufrechterhaltung öffentlicher Einrichtungen: Wasserversorgung, Feuerwehr, Klinik, Ordnungs- und Sicherheitsbehörden. „In der Verwaltung wird davon ausgegangen, dass wir voraussichtlich zu Beginn der Sommerferien konkrete Umsetzungen in die Wege leiten können“, so Berndt.

Unabhängig von kurzfristigen Bemühungen müssten verstärkte Investitionen in erneuerbare Energie getätigt werden, findet man im Kirchheimer Rathaus. So sei etwa bei der Entwicklung des Gewerbegebiets Bohnau-Süd der Einsatz erneuerbarer Energien ein wichtiger Aspekt. Notwendige Investitionen müssten in den städtischen Haushalt eingestellt werden, heißt es.

 

Energie sparen, fragt sich nur wo?

Preise Wohin sich die Energiepreise in den kommenden Monaten entwickeln, ist aufgrund der politischen ­Situation kaum abzuschätzen. Ein baldiger Preisabfall, etwa auf das Vorjahresniveau, ist allerdings trotz politischer Eingriffe wie dem Wegfall der Öko­strom­umlage wenig realistisch.

Effizienz Um Energie zu sparen, wird vielerorts darüber nachgedacht, die Temperatur in öffentlichen ­Gebäuden im Winter zu senken. Jedes Grad Raumtemperatur macht sechs Prozent der Heizkosten aus. Wer also nur 20 statt 24 Grad einstellt, könnte ein Viertel der Heizkosten sparen.

Grenzen Bereits bei weniger als 20 Grad Celsius fangen viele Menschen an zu frieren, wenn sie sich nicht bewegen. Ab 18 Grad Celsius besteht sogar die Gefahr, sich zu erkälten. Der Spielraum zum Herunterregeln der Innentemperatur in Wohn- und Arbeitsräumen ist also begrenzt. bra