Zwischen Neckar und Alb
Benz Catering testet die Vier-Tage-Woche

Gastronomie Das Köngener Unternehmen Benz & Co. Catering hat ein neues Arbeitszeitmodell eingeführt. Geschäftsführer Marcel Benz möchte so die Branche attraktiver machen. Wie sehen das andere Firmen? Von Amelie Pyta

Es ist der Traum vieler Arbeitnehmer: Vier Tage arbeiten und an drei Tagen frei haben – und das bei vollem Gehalt. In dem Köngener Catering-Unternehmen Benz ist das nun Wirklichkeit geworden. Ein halbes Jahr lang testet die Firma, die 72 Mitarbeiter und etliche Aushilfskräfte beschäftigt, das Vier-Tage-Modell. Die Branche habe einen schlechten Ruf, erklärt Geschäftsführer Marcel Benz. Schon vor Corona sei es schwierig gewesen, Personal zu finden. Die Pandemie habe die Lage dramatisch verschärft. Es herrsche ein großer Mangel an Aushilfskräften.

Für Benz steht fest, dass das Unternehmen etwas tun muss. Schon vor der Pandemie habe er mit dem Gedanken gespielt, die Vier-Tage-Woche einzuführen. Das Thema Work-Life-Balance sei den Menschen wichtig und gerade in der Gastronomie benötigen die Mitarbeiter ausreichend Freizeit. Benz sieht schlicht und einfach keine andere Möglichkeit, wie er den Personalmangel bekämpfen soll. Finanzielle Anreize bietet sein Unternehmen in Form von Weihnachtsgeld, Prämien und Vermögenswirksamen Leistungen schon immer an. „Wenn wir ein gutes Geschäftsjahr haben, profitieren unsere Mitarbeiter davon“, sagt Benz. Als Aushilfe erhalte man einen Stundenlohn von 14 Euro.

Bei Benz Catering arbeiten die Angestellten seit Oktober nun 40 Stunden auf vier Tage verteilt. Davor hätten die Mitarbeiter ungefähr vier bis fünf Stunden mehr gearbeitet. Um die reduzierte Arbeitszeit aufzufangen, optimiere man interne Prozesse und habe zusätzliches Personal über Leihfirmen angestellt. In den Entscheidungsprozess seien die Mitarbeiter involviert gewesen, sagt Benz. Es sei auch kein Muss, seine Arbeitswoche zu reduzieren. Drei Tage am Stück freizuhaben, ließe sich nicht umsetzen, weshalb die Angestellten zwei Tage hintereinander frei hätten und dann noch einen einzelnen Tag. Fest steht auch, dass in Hoch-Zeiten wie im Dezember das Vier-Tage-Modell nicht umsetzbar sei. Doch Hoch-Zeiten gebe es in jeder Firma und die restlichen Monate habe man dann mehr Freizeit, so Benz.

Ist die Vier-Tage-Woche auch für andere Arbeitgeber im Kreis Esslingen eine Option? „Angesichts unserer derzeitigen Auftragslage ist das bei uns kein Thema“, sagt eine Pressesprecherin von Festo. Die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen bietet ihren Mitarbeitern eine vorübergehende Arbeitsreduzierung an. Wer zum Beispiel einen Angehörigen pflegt, kann temporär weniger arbeiten. Das Gleiche gilt für Angestellte, die neben ihrem Beruf studieren, erklärt Pressesprecher Ulrich Unger. Mitarbeiter ab 55 Jahren können ihre Arbeitszeit auf 80 Prozent reduzieren und erhalten 88 Prozent ihres Gehalts. Ab 60 Jahren kann man seine Stunden auf 60 Prozent abbauen für 70 Prozent des Lohns. Flexible Arbeitszeitmodelle sollen weiter ausgebaut werden, sagt Unger.

Knapp zwei Monate nach der Einführung der Vier-Tage-Woche zieht Marcel Benz ein positives Fazit. Die Mitarbeiter zeigen sich zufrieden mit dem Modell. Eine gewisse Skepsis sei auch da, wofür Benz Verständnis hat. „Natürlich funktioniert so eine Veränderung nicht von heute auf morgen. Wir befinden uns in einer Lernphase und wollen jeden Mitarbeiter mitnehmen, um das neue Modell für alle gewinnbringend umzusetzen“, erklärt er. In Zukunft brauche er mehr Personal, bekomme aber auch schon mehr Bewerbungen, sagt Benz. Trotzdem gebe es noch Luft nach oben. Fest steht auch, dass das Unternehmen die reduzierte Arbeitswoche mehr Geld koste.