Zwischen Neckar und Alb

Bessere Hilfen für Gewaltopfer

Beratung Die drei Vereine Frauen helfen Frauen im Kreis Esslingen erhalten im kommenden Jahr deutlich mehr Geld.

Symbolfoto, Gewalt bei Frauen
Symbolfoto, Gewalt bei Frauen

Kirchheim. Mehr als 110 000 Opfer allein in Deutschland - Gewalt an Frauen ist ein Thema, das immer dann ins Bewusstsein der Öffentlichkeit dringt, wenn ein Aktionstag im Kalender steht. Vor zwei Wochen hat Bundesfamilienministerin Franziska Giffey Zahlen vorgelegt, die alarmieren. Für die Mitarbeiterinnen in Frauenhäusern und Beratungsstellen ist das Thema häusliche Gewalt alltäglich. Die Zahl der Beratungsgespräche der Vereine „Frauen helfen Frauen“ in Kirchheim, Esslingen und auf den Fildern haben sich in den letzten Jahren verdoppelt, Gespräche nehmen immer mehr Zeit in Anspruch, Sprechstunden müssen erweitert werden.

Wie wichtig diese Arbeit ist, haben die Fraktionen im Kreissozialausschuss im Rahmen der Haushaltsberatungen unterstrichen. Das Besondere daran: Mit ihrem Antrag, die Zuschüsse an die drei Einrichtungen im kommenden Jahr mehr als zu verdoppeln, übten sämtliche Fraktionen den Schulterschluss. Der größte Teil des Geldes geht an die Beratungsstelle in Esslingen, die künftig 35 000 statt bisher 15 000 Euro erhalten soll. Der Zuschuss an den Verein „Frauen helfen Frauen Filder“ erhöht sich von 10 100 auf 20 100 Euro und die Beratungsstelle in Kirchheim kann als kleinste Einrichtung mit 12 000 statt bisher 6 000 Euro planen.

„Die Frauenhäuser und Beratungsstellen leisten vorbildliche Arbeit,“ betont Kreisrätin Margot Kemmler (CDU). Trotzdem sei die Unterstützung nicht ausreichend. Das Beratungsangebot müsse zur Pflichtaufgabe werden und dürfe auf Dauer keine Freiwilligkeitsleis­tung der Kommunen sein. „Wir tun viel, aber es reicht nicht“, verweist auch Solveig Hummel (SPD) auf die Esslinger Beratungsstelle, die derzeit rote Zahlen schreibt.

Der Kreis gilt als Vorbild

Für Hilfen bei häuslicher Gewalt gegen Frauen und Kinder gibt der Kreis Esslingen jährlich rund 3,4 Millionen Euro aus. Das Netz an Angeboten gilt als vorbildlich. Psychologische Beratungsstellen und Vereine wie Frauen helfen Frauen, Kompass oder Wildwasser arbeiten Hand in Hand. In Frauenhäusern stellt der Kreis mit seinen 532 000 Einwohnern an drei Standorten 43 Plätze für schutzsuchende Frauen und Kinder zur Verfügung. Zum Vergleich: Im Kreis Ludwigsburg gibt es bei ähnlicher Einwohnerzahl nur 15 Plätze, im Kreis Böblingen für immerhin 372 000 Bewohner keinen einzigen. Zahlen, auf die der Esslinger Landrat Heinz Eininger gerne verweist. Der steigende Bedarf im Kreis sei auch darauf zurückzuführen, dass in begründeten Fällen Schutzsuchende aus anderen Landkreisen hier einen Platz fänden, sagt Eininger. Bernd Köble