Zwischen Neckar und Alb

Besucher dürfen nicht mehr in Flüchtlingsunterkunft

Sicherheit Wendlingen setzt auf einen privaten Sicherheitsdienst. Zudem wird vor dem Gebäude ein Zelt aufgebaut.

Wendlingen. Die Polizei fährt in Wendlingen vermehrt Streife rund um die Flüchtlingsunterkunft in der Heinrich-Otto-Straße und den nahegelegenen Bahnhof. In diesem Jahr musste die Polizei bereits 80 Mal ausrücken wegen Schlägereien, Diebstahl und Sachbeschädigung sowie Rauschgifthandel. „Im vergangenen Jahr sind 56 Asylbewerber durch Straftaten in Wendlingen auffällig geworden“, berichtete Mathias Lipp, Leiter des Polizeireviers Nürtingen, im Gemeinderat. „Da die Probleme derart zunehmen, sahen wir uns veranlasst, Maßnahmen zu ergreifen“, sagte Bürgermeister Steffen Weigel. Er betonte aber auch: Der größte Teil der zurzeit 48 Bewohner aus 13 Ländern habe sich nichts zu Schulden kommen lassen.

Die meisten Straftaten begingen Täter, die von außerhalb kommen. Seit Anfang des Monats überwacht ein privater Sicherheitsdienst zunächst sechs Wochen lang den Zugang und das Gebäude der Unterkunft rund um die Uhr und anschließend abends und nachts. Zutritt erhalten nur die Bewohner, Besucher werden in einem vor dem Gebäude aufgestellten und ebenfalls überwachten Zelt empfangen.

Diebstahl das häufigste Delikt

Da es auch immer wieder Feueralarm gegeben hatte, bleibt die Küche künftig von 22 bis 4 Uhr geschlossen. Darüber hinaus soll das Gebäudes außen mit Videokameras überwacht werden. Jeder, der durch Drohungen oder Beleidigungen auffällt, wird sofort verwiesen. Die Maßnahmen, die vorerst auf drei Monate begrenzt sind und rund 80 000 Euro kosten, sind mit der Polizei, den haupt- und ehrenamtlichen Betreuern sowie dem sozialen Dienst des Landratsamts abgesprochen, sagte Weigel. Sein erster Eindruck sei, dass die Maßnahmen greifen. Doch man beobachte auch ein Ausweichen hin zum Parkplatz, der Tankstelle und der Ulrichsbrücke. Daher sollte die Polizei den Druck hoch halten. Außerdem könne man über eine bessere Ausleuchtung des Parkplatzes nachdenken. Es kranke nicht an der Betreuung, meinte Weigel auf Nachfrage aus dem Gremium. Die Politik sei jedoch gefragt. „Asylbewerber, die auffällig geworden sind, sollten he­rausgefiltert und die Konsequenzen vor Augen geführt werden“, forderte Alois Hafner (CDU).

Weniger als ein Prozent der Bürger stelle einen hohen Anteil an den Tatverdächtigen, merkte Werner Kinkelin (FWV) angesichts weiterer Zahlen an, die Revierleiter Lipp präsentierte. 42 Prozent der 432 Tatverdächtigen aus Wendlingen waren 2017 keine deutschen Staatsbürger. Aber einen privaten Sicherheitsdienst oder sogar eine Video-Überwachung im öffentlichen Raum hielt nicht nur Weigel für problematisch. Sicherheit sei vor allem ein subjektives Gefühl, gab Ursula Vaas-Hochradl von den Grünen zu bedenken.

Lipp sicherte der Stadträtin zu, dass der Polizeiposten in Wendlingen nicht zur Disposition stehe. Wendlingen lag 2017 mit 878 Delikten gemessen an der Anzahl der Einwohner zum ersten Mal leicht über dem Landesdurchschnitt. Zugenommen haben gefährliche und schwere Körperverletzungen sowie der Diebstahl aus Fahrzeugen. Diebstahl ist in der Kriminalstatistik mit 349 Straftaten das häufigste Delikt, gefolgt von Vermögens- und Gewaltdelikten. Die Tatverdächtigen werden jünger. Lipp stellte klar, dass die Statistik allerdings kein exaktes Abbild sein könne und von verschiedenen Faktoren abhängig sei, wie dem Anzeigeverhalten. Sabine Försterling