Zwischen Neckar und Alb
Betreiber will Standort Altbach halten

Energie Kohle hat im Kraftwerk Altbach zum Ende dieses Jahrzehnts wohl ausgedient. Die EnBW hat schon heute zwei Alternativen im Blick: Gas und Biomasse. Von Peter Dietrich

Was hat die EnBW nach dem Kohleausstieg mit dem Kraftwerk in Altbach vor? Wie geht es dort weiter? Nichts Genaues weiß man nicht, war lange Zeit das unbefriedigende Gefühl vieler Altbacher Räte. Sie forderten die Gemeindeverwaltung auf, einen Vertreter der EnBW-Führung für einen Bericht in den Altbacher Gemeinderat zu bringen. Das hat, auch wegen Corona, etwas länger gedauert. Doch nun gab Georgios Stamatelopoulos, Leiter Erzeugung bei der EnBW, im Gremium Auskunft.

Vor 2038 ist Schluss

Das letzte deutsche Kohlekraftwerk solle 2038 abgeschaltet werden, eventuell schon 2035, sagte Stamatelopoulos. Der Altbacher Block II stamme aus dem Jahr 1995 und sei damit ein modernes Kraftwerk. Bedeute dies, dass dieses Kraftwerk bis zum Schluss in Betrieb bleibe? Nein, denn: „Die Braunkohle wird prinzipiell bevorzugt.“ Sie sei einheimisch, an ihr hingen mehr Arbeitsplätze. Zur Stromerzeugung wird die Braunkohle vor allem im Osten und im rheinischen Revier genutzt, das sollen die letzten Kohlekraftwerke sein, die gemäß der politischen Vorgaben noch in Betrieb sind. In Baden-Württemberg, das bei der Nutzung der Steinkohle nach Nord­rhein-Westfalen an zweiter Stelle stehe, sei früher Schluss.

Für das Altbacher Steinkohlekraftwerk erwartet Stamatelopoulos die Stilllegung bereits Ende der 2020er-Jahre. Dann gebe es für den Standort zwei Alternativen: den Neubau einer Gasanlage oder den Umbau zur Nutzung von Biomasse. Letzteres ist der klare Favorit von Stamatelopoulos. „Der Umbau für Biomasse würde rund 100 Millionen Euro kosten, bei Gas wäre es mindestens das Dreifache.“ Außerdem wäre die Nutzung von Bio­masse voraussichtlich schon ab 2023 oder 2024 möglich, deutlich schneller als bei Gas. Bei der Nutzung von Biomasse werde außerdem die heutige Mitarbeitermannschaft, es sind rund 200 Leute, in etwa weiterbeschäftigt.

Ein Nachteil der Biomassenutzung sei aber, dass die Stromproduktion damit teurer sei. Deshalb will die EnBW versuchen, mit diesem Projekt in das Ein-Milliarden-Förderprogramm des Bundes für die südlichen Bundesländer zu kommen. Die Nutzung von Erdgas zur Stromerzeugung wäre erst ab 2026 oder 2027 möglich, außerdem würde sie mit weniger Mitarbeiter auskommen. Die Gasturbine würde in diesem Fall so zukunftssicher ausgeführt werden, dass sie auch Biogas und Wasserstoff nutzen könne, versicherte Stamatelopoulos. Eine solche Anlage werde viel stehen, denn sie sei nur da, um die Bedarfsspitzen abzudecken. Das müsse entsprechend gut bezahlt werden. „Wir wollen den Standort erhalten, er hat sehr viele Vorteile“, betonte Stamatelopoulos. Dazu gehörten der Zugang zum Neckar und zur Bahn sowie qualifiziertes Personal. Die Nutzung zur Stromproduktion gehe bei diesem Standort vor, die mögliche Nutzung als Konverterstation fürs Netz komme erst an zweiter Stelle. Stamatelopoulos gab auch ein klares Bekenntnis zur Altbacher Fernwärmeversorgung ab. In Zukunft werde vermehrt überschüssiger Strom genutzt, um damit Fernwärme zu erzeugen. „Wir haben sehr konkrete Pläne für Altbach, aber beschlossen haben wir nichts“, fasste er zusammen. Würde die Nutzung von Biomasse konkret, gebe es weitere Informationen: „Ich komme sehr gerne wieder.“

Info Geschichte: 1899 baute Heinrich Mayer die „Kraftcentrale“. Ende der 40er Jahre entstand der Vorläufer des heutigen Kraftwerks.

Zahlen: Der Schornstein des Heizkraftwerks ist 250 Meter hoch. Die elektrische Leistung aller Anlagen beträgt 120 Megawatt. Das Heizkraftwerk II hat allein eine Fernwärmeleistung von 280 Megawatt. eli