Zwischen Neckar und Alb

Beuren wird 2019 zur Pilgerstätte für Genießer

Freilichtmuseum Der Kreistag gibt grünes Licht für den Umbau des ehemaligen Tanzsaals der Geislinger „Wilhelmshöhe“ zum Erlebnis- und Genusszentrum. Von Bernd Köble

Auf dem Museumsgelände in den Beurener Herbstwiesen ist noch Platz: Der einstige Tanzsaal der „Wilhelmshöhe“ (rechts) soll  ab A
Auf dem Museumsgelände in den Beurener Herbstwiesen ist noch Platz: Der einstige Tanzsaal der „Wilhelmshöhe“ (rechts) soll ab August 2019 zum zentralen Treffpunkt für Ausstellungsbesucher werden. Fotos: Jean-Luc Jacques/Markus Sontheimer

Eine Anlaufstelle für Genießer war der Tanz- und Hochzeitssaal der ehemaligen Gaststätte „Wilhelmshöhe“ in Geislingen schon immer. Hier wurde dem prallen Leben gefrönt. Über mehr als ein Jahrhundert hinweg. Jetzt soll der hölzerne Wirtshausanbau ganz offiziell zum Erlebnis- und Genusszentrum werden: im 45 Kilometer entfernten Freilichtmuseum des Landkreises in Beuren, wo der Saal künftig eine Dauerausstellung über alte Obst-, Getreide und Gemüsesorten samt einer Schauküche beherbergen soll.

Dass unplanmäßige Ausgaben in Millionenhöhe, die zudem keiner Pflichtaufgabe entsprechen, im Kreisparlament widerstandslos durchgewunken werden, kommt selten vor. Gestern war so ein Tag, und es gab dafür drei gute Gründe: Dem Landkreis geht es wirtschaftlich gut, die Gelegenheit war günstig und das 1,6 Millionen teure Projekt wird üppig bezuschusst. 845 000 Euro übernimmt das Land an den Umbaukosten für das Gebäude aus dem ehemaligen Familienbesitz der Wirtstochter und früheren Altenhilfe-Fachberaterin im Kreis, Inge Hafner. Auch der Museums-Förderverein hat ordentlich Geld gesammelt: 200 000 Euro beträgt sein Anteil an den Investitionskosten. Mit weiteren 200 000 Euro - auf fünf Jahre verteilt -übernimmt er auch einen wesentlichen Teil der Betriebskosten. Für den Vereinsvorsitzenden, Köngens Alt-Bürgermeister Hans Weil, gab es dafür überschwängliches Lob von allen politischen Seiten.

Mit dem „Gartensaal“ samt Terrasse, der im August 2019 die ersten Besucher locken soll, schließt der Kreis auf dem Museumsgelände die Grünlücke zwischen den beiden Dörfern „Neckarland“ und „Alb“. Im künftigen Erlebnis- und Genusszentrum will man alte, kaum mehr beachtete Sorten mit einer Dauerausstellung bewerben und dank einer Schauküche auch auf den Tisch bringen. Grünen-Sprecherin Gabriele Probst träumte gestern gar von einer Fernsehküche, die dem Museum weit über die Kreisgrenzen hinaus Bekanntheit verschaffen könnte. Für Landrat Heinz Eininger schlägt der Kreis mit der thematischen Erweiterung gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. „Wir werden unserem Bildungsauftrag gerecht und leisten gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zum Tourismus.“ Die Dauerausstellung soll mit den Themen biologische Vielfalt und verantwortungsvolle Ernährung nicht nur ein neues Publikum erschließen. Sie will zahlreichen Vereinen und Fachverbänden auch als Plattform für regen Austausch dienen. Ein „wichtiges Alleinstellungsmerkmal für das Museum“, wie Eininger betonte.

Bis es soweit ist, müssen die Handwerker ran. Nach der Ausschreibung könnte noch im Herbst der Abbau des Gebäudes in Geislingen beginnen. Nach der umfangreichen Restaurierung des historischen Baumaterials ist ab September dann der Neuaufbau in Beuren vorgesehen.

Auf dem Museumsgelände in den Beurener Herbstwiesen ist noch Platz: Der einstige Tanzsaal der „Wilhelmshöhe“ (rechts) soll  ab A
Auf dem Museumsgelände in den Beurener Herbstwiesen ist noch Platz: Der einstige Tanzsaal der „Wilhelmshöhe“ (rechts) soll ab August 2019 zum zentralen Treffpunkt für Ausstellungsbesucher werden. Fotos: Jean-Luc Jacques/Markus Sontheimer