Zwischen Neckar und Alb

Brände und kein Ende abzusehen

Brandserie Das Zündeln in den Kreisen Esslingen, Rems-Murr und Stuttgart dauert an und hält die Feuerwehren in Atem. Die Polizei tappt bei der Täterermittlung noch im Dunkeln und hofft auf Zeugen. Von Elisabeth Maier

Brand
Fotograf: 7aktuell/Adomat

Die Brandserie in den Landkreisen Rems-Murr, Esslingen und Stuttgart geht weiter. In der Nacht zum Samstag haben in Plochingen wieder zwei Holzstapel im Gewann Lehren gebrannt. „Wir gehen davon aus, dass es sich um denselben Täter handelt wie bei den vorherigen Fällen auf dem Schurwald und dessen Umgebung“, sagt Michael Schaal, Pressesprecher der Polizeidirektion Reutlingen. Allerdings kämen auch sogenannte Trittbrettfahrer in Betracht, die die Taten nachahmen. In Baltmannsweiler, Aichschieß und Esslingen-Oberhof hatten der oder die Unbekannten ebenfalls Holzstapel angezündet. Zu einem möglichen Täter gebe es aber noch keine Anhaltspunkte. Mit bisher 20 Brandfällen war der Rems-Murr-Kreis bisher am häufigsten betroffen.

„Wir haben noch keine Erkenntnisse über einen möglichen Täter oder über dessen Motive“, sagt Rudolf Bihlmaier, Pressesprecher der Polizeidirektion Aalen. Ob es sich um ein und denselben Täter handelt, lasse sich ebenfalls nicht sagen. „Wir sichern an jedem der Tatorte Spuren.“ Mehr könne er dazu aus ermittlungstaktischen Gründen aber nicht sagen. Das bestätigt auch Michael Schaal, sein Kollege aus Reutlingen. „Die Holzstapel lagen alle in relativ abgelegenen Gebieten.“ Bis die Feuerwehr eingetroffen war, habe es nur noch wenige Spuren gegeben: „Das meiste ist dann abgebrannt.“ Für den Kreis Esslingen hat die Kriminalpolizei in Esslingen die Ermittlungen übernommen.

Dort begann die Serie nach Schaals Worten am 15. November mit dem Brand eines kleinen Holzstapels in Baltmannsweiler. Bereits am 24. Oktober hatte in Kernen-Rommelshausen im Remstal ein Holzlager gebrannt. Sieht der Esslinger Polizeisprecher Schaal einen Zusammenhang zu den Bränden, die Unbekannte bereits in der Nacht zum 6. September und zum 15. Oktober in Esslingen, Altbach und Nellingen gelegt haben? Dabei entstanden nicht nur Zehntausende Euro Schaden. In Altbach wurden durch das Feuer auch 17 Mitarbeiter eines Recyclingbetriebs gefährdet.

„Da handelt es sich um ganz andere Angriffsmuster und Ziele“, sagt Schaal. Deshalb gehe die Polizei nicht davon aus, dass ein Zusammenhang besteht. Das gilt auch für den Brand des Vereinsheims in Frickenhausen-Tischhardt (siehe untenstehender Text). Dennoch ermittle man in alle Richtungen. Die Holzstapel-Brandserie geht indes nicht nur im Rems-Murr-Kreis weiter. Am 20. November brannte ein Holzstapel in Esslingen-Obertal, am 22. Dezember ein weiterer in Aichschieß. In der Silvesternacht brannten Holzstapel in Esslingen und Deizisau. Mit dem Vorfall in Plochingen ging die Serie am vergangenen Wochenende weiter.

Fahndungen waren erfolglos

„Nach jedem dieser Vorfälle haben wir eine Großfahndung eingeleitet, auch mit Polizeihubschraubern“, sagt Schaal. Da das Gebiet sehr weit verzweigt ist, falle es jedoch schwer, es mit regelmäßigen Streifen zu kontrollieren. „Wir sind bei den brennenden Holzstapeln darauf angewiesen, dass uns Zeugen weiterhelfen“, sagt Michael Schaal. Er bittet Spaziergänger oder Wiesenbesitzer, alle verdächtigen Beobachtungen der Polizei zu melden: „Jeder kleinste Hinweis kann helfen.“ Die Kriminalpolizei Esslingen gehe dem dann nach. Aus Schaals Sicht ist es gut möglich, dass der oder die Täter die Holzstapel und die Umgebung zunächst auskundschaften. „Dann halten sie sich eventuell öfter in der Umgebung auf.“

Über mögliche Motive kann Polizeisprecher Schaal noch nichts sagen. Adolf Gallwitz, Polizeipsychologe an der Polizeihochschule in Villingen-Schwenningen, vermutete bei den früheren Bränden in Esslingen und Altbach vom September und Oktober Zerstörungswut als ein Motiv. Oft würden solche Taten von frustrierten jungen Leuten begangen. „Die Täter gehen oft nach einem vergleichbaren Muster vor.“ Man müsse aber bedenken, dass es gerade bei Serien häufig Nachahmer gebe.

Info: Die Kriminalpolizei Esslingen bittet Zeugen, die verdächtige Beobachtungen zu den brennenden Holzstapeln gemacht haben, sich unter der Telefonnummer 07 11/3 99 00 melden.