Zwischen Neckar und Alb

Bremst Corona den Ausbau aus?

Infrastruktur Trotz gewaltiger Investitionen von Land und Bund in der Krise ist die Finanzierung der Verkehrsprojekte laut Regierungspräsidium nicht gefährdet. Von Ilja Siegemund

Der Ausbau der A 8 mit dem Albaufstieg, der von Mühlhausen auf die Albhochfläche führt, verzögert sich wegen der Corona-Pandemie
Der Ausbau der A 8 mit dem Albaufstieg, der von Mühlhausen auf die Albhochfläche führt, verzögert sich wegen der Corona-Pandemie. Wann der Planfeststellungsbeschluss gefasst werden kann, steht noch nicht fest. Foto: Alexander Jennewein

Der Weiterbau der B 10 von Kuchen bis Geislingen-Ost soll 223 Millionen Euro kosten; weitere 600 Millionen Euro fallen für den ­A-8-Albaufstieg an. Sind diese für die Region so wichtigen Infrastruktur-Projekte angesichts der Coronakrise, die Bund und Land vor gewaltige finanzielle Herausforderungen stellt, noch finanzierbar?

Diese Sorge sei unberechtigt, betont das Regierungspräsidium (RP). Der Ausbau der B 10, zumindest bis Geislingen-Mitte, sei im Bedarfsplan des Bundes im vordringlichen Bedarf enthalten. Gleiches gelte für den Neubau des ­A-8-Albaufstiegs, der „als fest disponiertes Projekt“ bezeichnet wird. „Insofern hat sich auch hier nichts durch die jetzige Lage an der Finanzierbarkeit geändert“, betont eine Sprecherin des RP. Auch ergeben sich keine Verzögerungen.

Trotz dieser Beteuerung aus Stuttgart befürchtet Kuchens Bürgermeister Bernd Rößner, dass sich der Weiterbau der B 10 beziehungsweise die dafür nötige Planung verzögern. Aller Besorgnis zum Trotz: In Stuttgart werden die vom Bund erbetenen Änderungen in den Vorentwurf eingearbeitet und die zur Planung gehörenden umweltfachlichen Gutachten aktualisiert.

Auch die weitere Planung für den Ausbau der A 8 zwischen Grui­­bingen und Hohenstadt verliere man nicht aus den Augen, betont die Sprecherin. Durch den Erörterungstermin im September 2019 in Gruibingen hätten sich ebenfalls Änderungen und Ergänzungen ergeben, weshalb noch ein Planänderungsverfahren durchzuführen sei. „Beispielsweise soll ein Teil der Abstiegstrasse entlang des Albtraufs auf vielfachen Wunsch der Anliegerkommunen und der beiden Landkreise als Radweg erhalten bleiben“, teilt die RP-Sprecherin weiter mit. Die bisher im Bereich der Abstiegstrasse vorgesehenen naturschutzrechtlichen Ausgleichsmaßnahmen müssten folglich an anderer Stelle umgesetzt werden. Derzeit werden diese Unterlagen vorbereitet; dabei würden die Einwendungen und Stellungnahmen aus der Planauslage 2018 und dem Erörterungstermin berücksichtigt und, soweit erforderlich, eingearbeitet.

Dabei komme es allerdings aufgrund der Corona-Pandemie zu Verzögerungen, räumt die Sprecherin ein. Wann der Planfeststellungsbeschluss für den A-8-Ausbau gefasst werden soll, stehe noch nicht fest. „Wir bitten um Verständnis, dass wir derzeit keinen konkreten Zeitplan nennen können“, ergänzt sie. Die Behörde werde rechtzeitig darüber informieren, wann die Unterlagen ausgelegt werden.

Schaefer vertraut der Politik

„Es ist von enormer Bedeutung, dass der Albaufstieg als fest disponiertes Vorhaben rechtlich wie planerisch auf dem Arbeitsplan des RP Stuttgart weiterhin oberste Priorität besitzt“, betont Mühl­hausens Bürgermeister Bernd Schaefer. Von der Notwendigkeit und der Sinnhaftigkeit dieses Projekts dürfe man sich gerade jetzt nicht abbringen lassen.

Eine weitere Verzögerung würde auch langfristig für die Zeit nach der Coronakrise enorme Nachteile mit sich bringen - zusätzlich zu den Schwierigkeiten hinsichtlich der wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie. Bernd Schaefer hat aber Vertrauen ins RP Stuttgart und in die Politik, „dass alles zurzeit Mögliche getan wird, den Albaufstieg voranzubringen und an der grundsätzlichen Planung festzuhalten“.

50 Prozent weniger Verkehr auf Autobahnen

Statistik: Die Coronakrise und die damit verbundenen Beschränkungen innerhalb Deutschlands und in anderen Ländern wirken sich auch spürbar auf den Verkehr aus. Das Regierungspräsidium (RP) Tübingen, in dessen Zuständigkeit sich die Landesstelle für Straßentechnik befindet, zählte im Februar noch etwa 71 000 Fahrzeuge, die täglich die Dauerzählstelle Aichelberg an der A 8 passiert hatten.

Rückgang: Die Zahlen für März liegen zwar noch nicht vor, teilt ein Sprecher des RP Tübingen mit. Trotzdem lasse sich eine Veränderung der Verkehrslage durch Corona an zehn Dauerzählstellen in Baden-Württemberg beobachten. „Im Bereich der Autobahnen haben wir einen Rückgang von grob 50 Prozent zu verzeichnen“, teilt der RP-Sprecher mit. „Derzeit sehen wir aber bereits Tendenzen eines Wiederanstiegs.“ilj