Zwischen Neckar und Alb
Coca-Cola setzt mehr auf die Schiene

Wirtschaft Der Getränkehersteller arbeitet an dem Ziel, bis 2040 komplett klimaneutral zu produzieren. Auf fünf Bahnstrecken werden Ein-Liter-Glasflaschen in den Westen und Norden Deutschlands verschickt. Von Harald Flößer

Ziele hat sich Coca-Cola beim Klimaschutz gesetzt. Bis 2030 will man die Treibgas-Emissionen über die gesamte Wertschöpfungskette um 30 Prozent gegenüber 2019 senken. 2040 ist für den Getränkehersteller der Zeithorizont für das Ziel, komplett klimaneutral zu arbeiten. Ein zentraler Baustein für das Vorhaben ist die Verlagerung des Gütertransports von der Straße auf die Schiene. Der Logistikdienstleister DB Cargo entwickelte für das Unternehmen ein bundesweites Schienengüter-Netzwerk, in das 13 Produktionsstandorte mit 19 Strecken eingebunden sind.

Das Coca-Cola-Werk in Deizisau spielt in diesem Konzept eine wesentliche Rolle. „Wir sind einer der größten Knotenpunkte mit fünf Strecken für abgehende Transporte“, sagt der Standortlogistik-Leiter Tufan Yurdagül. Im Mai 2020 habe man damit angefangen, in Deizisau hergestellte Erfrischungsgetränke über die Verladestationen im Stuttgarter Hafen und den Bahnhof in Korn- westheim auf die Schiene zu setzen. Nach Mölln (Schleswig-Holstein) und Achim (Niedersachsen), den ersten beiden Zielorten, seien bereits drei weitere Destinationen dazu gekommen: Neumünster, Köln, Mönchengladbach.

Von anfänglich 370 000 Kisten im Jahr 2020 wolle man den Schienentransport von Deizisau aus in diesem Jahr auf 1,5 Millionen Kisten steigern, erklärt Yurdagül. Bestückt sind sie jeweils mit Ein-Liter-Mehrweg-Glasflaschen, die in Deutschland ausschließlich an diesem Standort mit Coca-Cola und Coca-Cola Zero Sugar gefüllt und nach Angaben des Unternehmens immer beliebter werden.

Mit Langstrecken-Transporten per Bahn, die nach Angaben des Unternehmens rund 1,7 Millionen Lkw-Kilometer ersetzen, hatte Deutschlands größter Getränkehersteller im vergangenen Jahr 1000 Tonnen des Treibhausgases CO2 eingespart, ab Deizisau waren es 139 Tonnen. In diesem Jahr möchte Coca-Cola auf insgesamt 1900 Tonnen CO2 -Einsparung kommen, da auf den Fernverbindungen dafür voraussichtlich drei Millionen Kilometer mit Lkw-Transporten wegfallen. Ein knappes Viertel davon geht auf das Konto von Deizisau.

Coca-Cola und DB Cargo hatten bereits 2016 mit einem Pilotprojekt damit begonnen, auf Langstrecken Gütertransporte auf die Schiene zu verlagern. „Wir produzieren weitgehend regional und haben überwiegend kurze Lieferwege. Dort, wo das nicht möglich ist, setzen wir noch stärker auf die Schiene“, sagt Tilmann Rothhammer, der Geschäftsführer Customer Service und Supply Chain. Er schätze vor allem die Flexibilität. Denn bei DB Cargo könne man Schienengüter-Transporte genauso kurzfristig ordern wie Transporte auf der Straße - mit nur drei Tagen Vorlauf. Auch in Deizisau werde in erster Linie für den regionalen Markt produziert, berichtet Betriebsleiter Thomas Sprecher. Viel werde aber auch in die Region von Karlsruhe über Freiburg bis nach Lindau am Bodensee geliefert.

Zehn kohlensäure-haltige Getränkesorten werden in Deizisau auf zwei Produktionslinien abgefüllt. Im Jahr 2019 hatte das Getränke-Unternehmen fünf Millionen Euro in den Standort Deizisau investiert. Das Geld floss in zwei Bereiche: Zum einen wurde eine neue Flaschenreinigungsmaschine angeschafft, zum anderen verhalf man der bis in die 1990er-Jahre eingesetzten Ein-Liter-Glasflasche zu einem Comeback. „Mit großem Erfolg“, wie Betriebsleiter Sprecher berichtet. Die Zahl der Käufer habe sich seither nahezu verdoppelt, ebenso die Zahl der Haushalte, in denen die Ein-Liter-Mehrweg-Glasflasche auf den Tisch kommt. Vor allem an großen Festen wie Weihnachten oder Ostern wollten sich die Kunden etwas Besonderes gönnen und griffen zu der wertigeren Glasflasche. Ganz allgemein registriere man in der Branche eine größere Nachfrage nach Glasflaschen.

Umwelt und Ressourcen schonen, das werde mehr denn je auch im Werk Deizisau praktiziert, sagt Betriebsleiter Thomas Sprecher. An allen Standorten gebe es mittlerweile Fachleute, die Konzepte erarbeiten, wie beispielsweise Wasser und Energie gespart werden kann. Genauso wichtig sei es, dass bei Transporten auf den Kraftstoffverbrauch geachtet werde, ergänzt Logistikleiter Yurdagül. Die Fahrer würden dafür geschult. Einen Teil des Fuhrparks habe man bereits auf Elektro umgerüstet.