Zwischen Neckar und Alb

„Corona heißt Krone, und das bleibt so“

Lokal Die Göppinger Restaurantbetreiberfamilie Tetta steht beim Neustart mit Überzeugung zum alten Namen. Als die Inhaber ihr Restaurant benannten, dachten sie nicht an ein Virus. Von Torsten Schöll

Vito und Pina Tetta, die das „Corona“ in Göppingen betreiben, sind manchen noch aus ihrer Zeit im Wendlinger „Dante“ bekannt. Fo
Vito und Pina Tetta, die das „Corona“ in Göppingen betreiben, sind manchen noch aus ihrer Zeit im Wendlinger „Dante“ bekannt. Foto: pr

Göppingen. Das Restaurant von Vito Tetta war in den letzten Wochen ein beliebtes Fotomotiv. „Da standen immer wieder Leute vor dem Haus und haben es fotografiert“, erzählt der italienische Gastronom, der sein in der Stauferstadt Göppingen bekanntes Speiselokal mittlerweile seit drei Jahrzehnten erfolgreich führt. Am. 2. April seien es genau 30 Jahre gewesen, erzählt er. „Eigentlich wollten wir zum Jubiläum eine Woche schließen.“ Urlaub machen. Doch daraus wurde nichts. Oder eben doch. Das Ristorante „Corona“ in Göppingen war zu diesem Zeitpunkt bereits seit zwei Wochen zwangsweise geschlossen, seit dem 18. März - coronabedingt.

Stammgäste scherzten

Zum Lachen ist dem Wirt nicht zumute, auch wenn anfangs, als die Gäste noch kommen durften, immer mal wieder jemand mit gut gemeintem Humor meinte, sie seien vom „Corona-Virus infiziert“, weshalb sie sein Restaurant schon wieder besuchen müssten. Der Scherz seiner Stammgäste, der so lange einer war, wie die Viruskrankheit auf China begrenzt war, sollte die Hochachtung vor der Küche des Italieners und seiner Frau Pina zum Ausdruck bringen. Das „Corona“ in Göppingen ist nämlich keine einfache Pizzeria, obwohl auch die auf der Speisekarte steht.

Wie lange er noch hätte durchhalten können, wenn die Restaurants und Gaststätten weiterhin geschlossen geblieben wäre? „Nicht mehr so lange“, sagt Vito Tetta und schiebt nach, dass es ihm aber noch vergleichsweise gut gehe, weil das Restaurant ihm gehöre und somit keine Miete anfalle. Kredite wird der Familienbetrieb - mit im Boot sitzen noch zwei Brüder - dennoch aufnehmen müssen.

Der 58-Jährige, der vor über vier Jahrzehnten, genauer 1979, aus der süditalienischen Region Molise nach Deutschland kam - wie er sagt, „eher mal zum Spaß“ - führte zuerst das „Dante“ in Wendlingen, bevor er die Möglichkeit bekam, in der Stauferstadt ein Restaurant zu kaufen. Weil sich die frei gewordene Gaststätte in der Göppinger Hauptstraße im sogenannten Kronenbau, dem ehemaligen Lichtspieltheater, befand, war damals der Name für sein neues Speiselokal schnell gefunden: Corona, das italienische Wort für Krone. Ein Virus mit diesem Namen kannte er zu dieser Zeit natürlich noch nicht, sagt er und schüttelt dabei nachdenklich den Kopf. Es dauerte nicht lange und das „Corona“ war in Göppingen eine Institution. „Sogar der bekannte Schlagersänger Al Bano hat bei uns gegessen, als er ein Konzert in der Nähe gegeben hat“, erzählt Tetta mit Begeisterung.

Gutscheine halfen im Lockdown

„Als ich dann zum ersten Mal vom Corona-Virus gehört habe, habe ich mir noch gar nichts gedacht“, erinnert er sich. Bis die gut gemeinten Scherze der Gäste anfingen, da wurde er doch ziemlich nachdenklich. Als das Restaurant dann schließen musste, zeigten sich viele Stammgäste solidarisch und kauften reihenweise Gutscheine für die Zeit danach. Der Wiedereröffnung vor kurzer Zeit fieberten auch Pina und Vito Tetta entgegen. Aber der Wirt warnt auch: Nach einer Wiedereröffnung wieder schließen zu müssen, „wäre das Ende“. An eine Sache hat Vito Tetta aber noch nie gedacht: „Den Namen meines Ristorante ändere ich sicher nicht. Corona heißt Krone und das bleibt auch so.“