Still ruht das Wasser in den Becken der Panoramatherme in Beuren. Schon wieder. Nach dem ersten Corona-Lockdown vom 15. März bis 14. Juni muss das Heilbad nun auch den kompletten November schließen. Bürgermeister und Kurdirektor Daniel Gluiber und die 100 Mitarbeiter der Therme haben in ihrer Verzweiflung einen Brief an alle zuständigen Politiker verfasst.
November-Blues im Foyer der Panoramatherme: Dort haben sich neun der 100 Mitarbeiter und Daniel Gluiber getroffen, um über das weitere Vorgehen zu sprechen. Ratlos und deprimiert sitzen sie da, während an den verschlossenen Eingangstüren immer mal wieder Stammgäste rütteln, die noch nicht mitbekommen haben, dass die Auflagen der Landesregierung eine weitere Schließung der Einrichtung vorschreiben. Das Verständnis dafür sinkt allmählich auf allen Seiten. „Wir haben doch hier eine Gesundheitseinrichtung und kein Spaßbad“, sagt der Bürgermeister und Kurdirektor. „Ich hätte erwartet, dass die Politik da jetzt mal einen Unterschied macht. Zu uns kommen viele Gäste mit körperlichen Beschwerden.“ Und die würden durch das ihnen nun fehlende heilsame Thermalwasser zum Teil schon abbauen. Gerade für viele ältere Gäste sei die Therme ein Fixpunkt in ihrem Leben.
Die finanziellen Folgen des zweiten Lockdowns für die Therme sind ebenfalls dramatisch. Schon jetzt ist in diesem Jahr ein Umsatzverlust in Höhe von rund drei Millionen Euro zu beklagen. „Auf der anderen Seite haben wir weiterhin monatliche Fixkosten von 400 000 Euro“, erklärt Gluiber. „Wir sind jetzt in der Jahreszeit, in der der Betrieb sonst brummt.“ In den vergangenen Jahren habe die Therme nie rote Zahlen geschrieben. In diesem Jahr hätten die negativen Zahlen jedoch bereits im März begonnen. „Und wir haben bis jetzt weder vom Bund noch vom Land Zuschüsse bekommen. Die Unterstützungsprogramme greifen bei der Therme nicht.“ Die 100 Mitarbeiter, die den ersten Lockdown noch mit dem Nehmen von Urlaubstagen finanziell abfedern konnten, sind nun größtenteils in Kurzarbeit. „Die ganzen Familien der Mitarbeiter sind stark belastet durch die Situation, in die wir unverschuldet geraten sind“, sagt der Kurdirektor. Die Therme sei ein Eigenbetrieb der Gemeinde Beuren, die zu den finanziell schwächsten Kommunen des Landes zählt. „Wir wissen nicht mehr, wie wir weitermachen sollen. Wir brauchen Unterstützung und hoffen, dass wir im Dezember wieder aufmachen dürfen.“
„Unser Hygienekonzept ist einwandfrei und alle Mitarbeiter sind geschult und machen ihren Job gut. Es tut uns im Herzen weh, wenn wir die Therme zulassen müssen“, sagt die stellvertretende Bäderamtsleiterin Senta Kittelberger.
Brief an Kretschmann
In ihrer Verzweiflung haben die Verantwortlichen jetzt gemeinsam einen Brief an alle für den Wahlkreis zuständigen Landes- und Bundespolitiker sowie Tourismusminister Guido Wolf geschrieben, um auf die Lage aufmerksam zu machen. „Ich würde mir wünschen, dass sich unser Direktkandidat Winfried Kretschmann auch mal persönlich zur Sache äußert“, sagt Daniel Gluiber. Die Hoffnung besteht, dass wenigstens ab dem 1. Dezember wieder geöffnet werden darf. „In den Weihnachtsferien wird die Nachfrage nach Bädern wieder groß sein“, ist sich Kur- und Bädermanager Bertram Dorner sicher.
An die gewohnten Zahlen wird die Beurener Panoramatherme aber sowieso nicht mehr herankommen. „Im Dezember hatten wir über den Tag verteilt schon über 3000 Besucher“, erinnert sich Gluiber. Zuletzt lag das erlaubte Maximum im August bei 1300 Gästen am Tag.