Eine ganz besondere Jubiläumssaison hatte das Freilichtmuseum Beuren in seinem 25. Jahr geplant. Doch dann tauchte vor der Saisoneröffnung das Virus auf und das Museum blieb zu. Der Geburtstag am 12. Mai fand ohne Gäste statt. Am 19. Mai schließlich wurden die Tore geöffnet. Viele große Veranstaltungen wurden jedoch abgesagt und das Programm mit mehr als 100 Angeboten stark reduziert. Und schließlich beendeten die steigenden Infektionszahlen die Saison vorzeitig. Das Ergebnis: knapp 29 979 Besucher statt der erwarteten 75 000 Gäste.
Dennoch gab es im Kultur- und Schulausschuss des Kreistags Lob für die Museumsleute. „Das ist eine gute Bilanz in diesem schwierigen Jahr“, sagte Kreisrat Martin Klein (Freie Wähler), „das Glas ist halb voll.“ Ein respektables Ergebnis, fand auch Landrat Heinz Eininger. Das Museum habe die Zeit genutzt, um verschiedene Förderprogramme aufzugreifen.
„Virtuelle Zeitreise“
Mit 50 000 Euro vom Wissenschaftsministerium des Landes wurde die „Virtuelle Zeitreise“ erstellt, das Konzept „Lebendiges Freilichtmuseum“ weiterentwickelt und das Projekt „Gespielte Geschichte“ begonnen. Aus dem Sofortprogramm „Neustart“ des Bundes wurden 26 700 Euro abgerufen, um Tablets für die Besucher sowie Absperrungen und Schilder zu kaufen. Das Land unterstützte das Museum zudem über sein Sofortprogramm: Für Bauunterhaltung gab es 100 Prozent Zuschuss statt der üblichen 50. Das waren 100 000 Euro, mit denen man Lehmbauarbeiten im Schafstall und in der Schreinerei Walz machen ließ.
Nicht zu öffnen verursacht auch Arbeit. Fast 250 Gruppenbuchungen, Aktionen und Führungen mussten abgesagt werden, schreibt Museumsleiterin Steffi Cornelius in ihrem Bericht. Voriges Jahr zählte sie noch 493 museumspädagogische Aktionen, heuer waren es 61. Und statt 371 waren es nur 35 Führungen. Dennoch sei das Museum vor allem in den Sommerferien ein Anziehungspunkt für Familien gewesen. 10 000 Besucher in sechs Wochen seien ein ermutigendes Zeichen gewesen. Cornelius: „Wir sind für die Menschen in Corona-Zeiten ein wichtiger Ort für Bildung und Freizeit gewesen.“ Wobei die Museumsleiterin das Wort Bildungseinrichtung betonen möchte und nicht versteht, dass ihr Museum bei den Corona-Beschränkungen als reine Freizeiteinrichtung gewertet wird. Man habe ein gutes Hygienekonzept mit Einbahnverkehr in den Häusern. Kleine Räume habe man zugesperrt. Sie habe auch beobachtet, wie Besucher neue Dinge erkundeten und die Verbindung von Landschaft, Gärten und Häusern neu erlebt hätten.
Die Fördermittel für digitale Projekte hatte das Museum schon vor Ausbruch der Pandemie bestellt. Zwangsläufig lief nun alles schneller. Die 50 000 gedruckten Programmhefte wanderten ins Altpapier, stattdessen wurde die Homepage zur wichtigsten Informationsquelle. Social-Media-Kanäle ergänzten die Werbeaktivitäten. Während das Museum geschlossen war, wurden Filme mit Experten und Handwerkern gedreht. Zum Thema „Wie man früher auf dem Dorf baute und wohnte“ wurde die erste digitale Ausstellung auf die Beine gestellt. Museumsmitarbeiter nehmen am Coachingprogramm „Digitaler Wandel“ des Landes teil, das noch bis Mai 2021 läuft.
Wichtig sei, betont Cornelius, ein gutes Gleichgewicht zwischen digitalem Angebot und echtem Erleben der historischen Originale zu finden. Parallel zur Digitalisierung probte das Museum deshalb neue Formen der persönlichen Wissensvermittlung. Anstelle von Führungen standen Mitarbeiter an einigen Häusern bereit, um die Besucher zu informieren und ihre Fragen zu beantworten. 2021 will man dieses Format fortsetzen und sogar mit Darstellern das Leben auf dem Dorf in den 1920er-Jahren in Szene setzen.
Der Blick aufs Jahr 2021 wirft zwei Fragen auf. Wie geht es mit der Museumsgaststätte weiter? Die Pächter Luise Rohner und Emre Demiryüleyin hören Ende November nach neun Jahren auf, sie haben das „Friedrichs“ im Thermalbad Beuren übernommen. In Corona-Zeiten einen Pächter zu finden, sei schwierig, sagte Cornelius, sie sei aber „vorsichtig zuversichtlich“. Offen ist auch die Programmgestaltung. Erstmals wird das Freilichtmuseum kein gedrucktes Programm vorlegen. Man werde die Winterpause nutzen, um neue Konzepte der Vermittlungsarbeit zu entwickeln, mit denen man flexibel reagieren könne, kündigte Cornelius an.