Zwischen Neckar und Alb

Das DRK muss hohe Verluste verkraften

Bei der Kreisversammlung des Deutschen Roten Kreuzes werden einige Baustellen sichtbar

Fast vier Stunden dauerte die DRK-Versammlung, bei der die 96 Delegierten einige unschöne Zahlen präsentiert bekamen.

Ein wichtiges Ereignis für das DRK im Landkreis war die Einweihung des Katastrophenschutzzentrums in Owen.Foto: Markus Brändli
Ein wichtiges Ereignis für das DRK im Landkreis war die Einweihung des Katastrophenschutzzentrums in Owen.Foto: Markus Brändli

Nürtingen. Es war eine zähe Sitzung, die der DRK-Kreisverband Nürtingen-Kirchheim in der Festhalle Reudern abhielt. „Das Ergebnis der Jahresrechnung stellt uns nicht zufrieden“, sagte Kreisverbandsvorsitzender Rolf Siebert bei seiner Ansprache. Was genau er damit meinte, verdeutlichte wenig später Schatzmeister Gerhard Moritz. Mit ernster Miene trat er ans Rednerpult: „Die Ergebnisse für 2015 sind leider ausgesprochen schlecht.“ Die drei Teilbereiche Kreisverband, Essen auf Rädern und Kinderfahrdienst schließen alle mit hohen Verlusten ab. Insgesamt kommen die drei auf einen Verlust von 382 000 Euro.

Alleine der Kreisverband verzeichnet einen Verlust von 187 000 Euro. Kreisgeschäftsführer Klaus Rau erklärte die Verluste mit der Neustrukturierung des DRK-Verbandes: „Es wurden ertragreiche Bereiche wie die Seniorenzentren und der Hausnotruf ausgegliedert. Als tatsächliche Einnahmequellen verbleiben nur noch die Fördermitgliedsbeiträge und die Spenden.“ In diesem Zusammenhang äußerte Rau seine Sorge um den ständigen Rückgang der Zahl der Fördermitglieder. „Der hohe Verlust von 187 000 Euro kann teilweise mit Vorjahresgewinnen verrechnet werden. Der Rest ist auf neue Rechnungen vorzutragen“, so Moritz.

Das Minus von 25 000 Euro im Teilbereich Essen auf Rädern kam durch den Anstieg der ausgefahrenen Essen zustande. Wurden im Jahr 2014 noch 52 000 Mahlzeiten zu den Leuten gebracht, waren es 2015 62 000 Essen. Zwar habe das zu höheren Umsätzen geführt, allerdings seien Einkaufs-, Personal- und Verwaltungskosten ebenfalls in die Höhe geschnellt.

Einen Rekordverlust von 170 000 Euro gab es im Teilbereich Kinderfahrdienst: „Der im Haushaltsplan 2015 prognostizierte Verlust von 79 000 Euro wurde deutlich überschritten“, so Moritz. Das schlechte Ergebnis ist laut Rau Folge der unsicheren Situation durch die europaweite Ausschreibung der Landkreisrouten im Jahr 2014. Im Schuljahr 2014/15 waren die Erlöse gegenüber dem Planansatz 2015 deutlich gesunken.

Der Verband wird aus den schlechten Ergebnissen Konsequenzen ziehen müssen: „Es wird mehr denn je notwendig sein, alle bisherigen Aufgaben und Sozialprojekte des Kreisverbandes nach Notwendigkeit und vor allem nach Wirtschaftlichkeit kritisch zu beleuchten“, sagte Rau.

Eine Aufgabe ist die Sanierung der Rettungswache in Kirchheim: „Die Zunahme an Aufgaben und Mitarbeitern führt zu Enge und Verschleiß“, so Siebert. Außerdem beabsichtigt die Stadt Kirchheim das Technische Zentrum insgesamt zu sanieren. Als Daueraufgabe bezeichnete Siebert die Bemühungen, neue Mitglieder zu gewinnen. Besonders junge Menschen müsse man früh an das Rote Kreuz heranführen. Zum Vorbild sollten sich die Mitglieder Willi Stutz nehmen, schlug Rau vor. Für sein Engagement wurde Stutz mit der Henry-Dunant-Medaille in Gold, der höchsten Auszeichnung des DRK, geehrt. Stutz trat 1974 der Bereitschaft Wendlingen bei. Bis heute ist der 60-Jährige als Ausbilder tätig und kann auf eine 40 Jahre lange Laufbahn in dieser Position zurückblicken.

Auch die wichtigsten Ereignisse im vergangenen DRK-Jahr ließ man Revue passieren: „Feierlicher Höhepunkt war die Einweihung des Neubaus unseres DRK-Katastrophenschutzzentrums in Owen“, so Rau.

Der Kreisgeschäftsführer erinnerte zudem an den 16. September 2015, als die Rettungskräfte zu einem „noch nie da gewesenen Großeinsatz im Rahmen der Flüchtlingsarbeit“ in der Schelztorhalle in Esslingen ausrücken mussten. Bis Mitte November 2015 wurden in der Flüchtlingsarbeit in Nürtingen, Kirchheim, Esslingen und auf der Messe Stuttgart 487 Helfereinsätze, 327 Einsatzkräfte und 3 680 Einsatzstunden gezählt.

Insgesamt, auch über die Flüchtlingshilfe hinaus, wurden rund 145 000 ehrenamtliche Dienststunden und über 1 200 Einsätze in den Bereitschaften geleistet.

Die Wahlen zogen sich in die Länge

Ganz unten auf der Tagesordnung stand der Punkt Wahlen. Dass die sich aber zwei Stunden in die Länge ziehen würden, hatten wohl die Wenigsten im Saal erwartet. Gewählt werden mussten der Kreisvorstand, die Rechnungsprüfer, die Delegierten der Landesversammlung und die stellvertretenden Führungskräfte der Rotkreuzgemeinschaften. Der Grund für die Überlänge der Wahlgänge: Viele der anwesenden Mitglieder stimmten gegen eine Blockwahl der Landesdelegierten und der stellvertretenden Führungskräfte. Lieber wollten sie über jeden zu Wählenden im Einzelnen entscheiden. Unter den Anwesenden wurde vermutet, dass man so den einen oder anderen seines Amtes entheben wolle. Nach der Stimmenauszählung war allerdings klar, dass jedes Mitglied in seinem Amt bestätigt wurde. Der stellvertretende Kreisverbandsvorsitzende und Bürgermeister von Wolfschlugen, Matthias Ruckh, legte sein Amt allerdings aus zeitlichen Gründen nieder, ebenso wie der Arzt Ernst Bühler, ebenfalls Vorstandsmitglied. Neu in den Vorstand wurde Frickenhausens Bürgermeister Simon Blessing gewählt. mk