Zwischen Neckar und Alb

Das fehlende Puzzleteil ist ergänzt

Wirtschaft Thekla Schlör ist neue Chefin der Göppinger Arbeitsagentur, zu der auch der Kreis Esslingen gehört. Sie hat die Vermittlung von der Pike auf gelernt. Von Heike Siegemund

Thekla Schlör freut sich auf ihre Tätigkeit in der Göppinger Agentur für Arbeit. Foto: Heike Siegemund
Thekla Schlör freut sich auf ihre Tätigkeit in der Göppinger Agentur für Arbeit. Foto: Heike Siegemund

Die Agentur für Arbeit Göppingen, zu der die Kreise Esslingen und Göppingen gehören, hat eine neue Chefin: Thekla Schlör wurde gestern im Märklinsaal der Göppinger Stadthalle offiziell in ihr Amt eingeführt. Willkommen hießen die 52-Jährige aus Franken etwa 60 Gäste aus beiden Landkreisen, darunter Vertreter aus Politik und Wirtschaft sowie von Schulen und öffentlichen Verwaltungen.

„Die Leitung unseres Hauses ist wieder komplett und das fehlende Puzzleteil ergänzt“, freute sich Bettina Münz, stellvertretende Vorsitzende der Geschäftsführung der Göppinger Arbeitsagentur, die die Leitung in der Übergangsphase kommissarisch übernommen hatte. Wie berichtet, wechselte der frühere Chef Wilfried Hüntelmann zum 1. September an die Agentur für Arbeit nach München. Vor zehn Tagen trat Thekla Schlör ihren ersten Arbeitstag in der Stauferstadt an und wurde dort „mit Offenheit und Herzlichkeit empfangen“, wie sie gestern betonte. „Das macht mir den Einstieg leicht.“

„Wir freuen uns sehr, dass es gelungen ist, für unser Haus schnell eine Nachfolge zu realisieren“, sagte Bettina Münz. Christian Rauch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Baden-Württemberg, pflichtete ihr bei: In den vergangenen dreieinhalb Jahren hatte Thekla Schlör die Arbeitsagentur Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim geleitet - „und die Verantwortlichen dort ließen sie nur ungern ziehen“, verriet Rauch. Schlör bringe eine breite Berufserfahrung mit; die 52-Jährige zeichne aus, dass sie gut zuhöre, überlege, abwäge und ihre eigenen Standpunkte einbringe.

Sowohl Christian Rauch als auch Renate Gmoser, Vorsitzende des Verwaltungsausschusses der Göppinger Agentur, und Thekla Schlör selbst gingen auf die Herausforderungen in der Zukunft mit Blick auf die Digitalisierung und den Strukturwandel durch E-Mobilität ein. „Keiner kann genau sagen, was Digitalisierung für die einzelnen Unternehmen im Detail heißt“, verdeutlichte Rauch. Vor diesem Hintergrund müsse dem Thema Weiterbildung eine immer größere Bedeutung zukommen. „Unsere Anforderung muss sein, Arbeitslosigkeit gar nicht erst entstehen zu lassen“, sagte Renate Gmoser. Thekla Schlör ergänzte: „Qualifizierung ist und bleibt ein Schwerpunkt unseres Tuns“.

Die beiden Kreise Esslingen und Göppingen zeichnen sich seit Jahren durch steigende Beschäftigtenzahlen aus. Für das nächste Jahr seien ein weiterer Zuwachs der Beschäftigtenzahl und eine Arbeitskräftenachfrage auf weiterhin sehr hohem Niveau zu erwarten. „Das ist Ansporn, diese gute Situation zu nutzen, um den über 14 000 Arbeitssuchenden im Agenturbezirk, insbesondere denen, die etwas abgehängt sind, eine Perspektive zu ermöglichen.“

Die Arbeit und die Themen gehen den Mitarbeitern der Arbeitsagenturen nicht aus, sagte Schlör. Das bestätigte Christian Rauch: Angesichts der Arbeitslosenquote von 3,3 Prozent in Baden-Württemberg werde er immer wieder gefragt, ob man die Arbeitsagentur überhaupt noch benötige. „Mir fällt es jedoch schwer, von Vollbeschäftigung zu sprechen, wenn landesweit etwa 60 000 Menschen langzeitarbeitslos sind.“ Das „Gespenst Langzeitarbeitslosigkeit“ dürfe man nicht aus den Augen verlieren. Der Erfolg auf dem Arbeitsmarkt in Baden-Württemberg und im Bezirk der Göppinger Arbeitsagentur sei nicht in Stein gemeißelt und keineswegs ein Selbstläufer. „Das gibt es nicht umsonst. Es kostet Geld und Ressourcen.“

Aus Mainfranken nach Göppingen

Die Diplom-Verwaltungswirtin Thekla Schlör, die neue Chefin der Göppinger Arbeitsagentur, wuchs in Mainfranken auf und ist seit mehr als 30 Jahren bei der Bundesagentur für Arbeit tätig. In ihrer Heimatstadt Würzburg betreute sie viele Jahre lang Arbeitgeber und Arbeitssuchende. Vor allem im Bereich Qualifizierung hat sie viele Ideen entwickelt und umgesetzt. Interne Prozesse analysierte sie in der Regionaldirektion Bayern und entwickelte diese später in der Nürnberger Zentrale in der Produktentwicklung weiter. „Dabei ging es fast immer um die Kernaufgabe, Menschen in Arbeit zu bringen“, sagt sie. Ihr sei es aber auch wichtig gewesen, in Führungspositionen Verantwortung zu übernehmen. So war sie Geschäftsführerin Operativ der Arbeitsagenturen Merseburg und Ludwigshafen, leitete den Fachbereich berufliche Rehabilitation/Vermittlung behinderter Menschen in der Zentrale und war Chefin der Agenturen Landshut-Pfarrkirchen und Ingolstadt sowie später der Agentur Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim. hei