Zwischen Neckar und Alb

Das Klima-Konzept nimmt Fahrt auf

Nachhaltigkeit Im April setzte der Landrat ein Klimaschutzkonzept per Eilentscheidung in Kraft. Nun soll das Vorhaben in Angriff genommen werden – darunter fällt auch der Neubau des Landratsamtes. Von Roland Kurz

Auch die neu installierte PV-Anlage auf dem Nordflügel der Teckschule in Dettingen soll dem Klimaschutz dienen.Foto: Markus Brän
Auch die neu installierte PV-Anlage auf dem Nordflügel der Teckschule in Dettingen soll dem Klimaschutz dienen. Foto: Markus Brändli

Ohne große Öffentlichkeit ist das Integrierte Klimaschutzkonzept des Landkreises Esslingen Anfang April beschlossen worden - coronabedingt als Eilentscheidung des Landrats. Die Debatte dazu hat der Kreistag aber erst kürzlich nachgeholt. Eine merkwürdige Diskussion, weil Anträge zum bereits beschlossenen Konzept gestellt wurden. Deshalb wird das Thema nach den Ferien noch ein weiteres Mal im Ausschuss auf der Tagesordnung stehen. Derweil werden schon erste Pflöcke eingeschlagen. Zuletzt sei eine Klimaschutzmanagerin ausgewählt worden, berichtet Marion Leuze-Mohr, stellvertretende Landrätin und federführend beim Klimaschutzkonzept.

Den Zuschuss für die Klimaschutzmanagerin erhalte man nur, weil das Konzept rechtzeitig Anfang April beschlossen worden sei, betont Leuze-Mohr. Ihr ist bewusst, dass der Kreistag normalerweise vor so einer Grundsatzentscheidung debattiert. Der Ältestenrat hat jedoch diesem Sonderweg in der Coronazeit zugestimmt. Erste Aufgabe der Klimaschutzmanagerin werde laut Leuze-Mohr sein, die Aufgaben zu priorisieren und mit den Gemeinden Kontakt aufzunehmen. Weit oben auf der Prioritäten­liste werde auch der Neubau des Landratsamtes stehen, der möglichst klima­freundlich erstellt werden soll. Der Klimaschutzmanagerin, die vermutlich schon im September in Esslingen anfängt, soll ein Energie- sowie ein Mobilitätsmanager zur Seite gestellt werden. Das Elektromobilitätskonzept für den Landkreis wird im Herbst im Kreistagsausschuss diskutiert.

Bei der Klimaschutzagentur, dem zweiten organisatorischen Standbein, dreht Leuze-Mohr das Rad ebenfalls weiter. Derzeit wird das Interesse der Kommunen abgefragt. Leuze-Mohr setzt darauf, dass alle Großen Kreisstädte mitmachen, und hofft, dass auch jene Kommunen einsteigen, die sich nicht am Schutzkonzept beteiligen wollten. Von den 44 Kreis-Kommunen sind 26 dabei, die Städte hatten bereits ein eigenes Konzept. Man müsse nun die Gemeinden davon überzeugen, dass es sich lohne, sich mit 2000 Euro an der Agentur zu beteiligen, meint die Vize-Landrätin. Dafür würden sie über Fördermöglichkeiten auf dem Laufenden gehalten und bekämen Hilfe bei den Anträgen.

Fraktionen schätzen den Entwurf

Die Agentur soll möglichst im Januar loslegen. Um den Gründungsprozess zu vereinfachen, versucht Leuze-Mohr, die Energieagentur - sie hat in der Vergangenheit mit begrenztem Erfolg gearbeitet - in die Klimaschutzagentur umzuformen. Rechtlich sei das pragmatisch, inhaltlich werde die Agentur aber ganz anders aufgestellt sein. Das fängt bei den dreieinhalb Stellen an. Vorgesehen ist zudem ein Agentur-Beirat, in dem Fachleute, Unternehmen oder Vertreter der Landwirtschaft sitzen. Die genaue Gesellschafterstruktur sei noch offen, aber der Landkreis selbst werde sich wohl mit 50 Prozent beteiligen.

In diesen Tagen führt die stellvertretende Landrätin Gespräche mit den Kreistagsfraktionen. Die Debatte im Juli hat ihr zu schaffen gemacht. Sie habe den Eindruck, dass die Fraktionen das Konzept durchaus schätzen, diese Einstellung sollte aber auch nach außen kundgetan werden.

Das Kreis-Konzept nennt zwei Ziellinien zur CO2-Reduktion: Bis 2050 sollen die Emissionen um mindestens 60 Prozent niedriger sein, angestrebt werden aber 80 Prozent weniger.