Zwischen Neckar und Alb
Das Rohräckerschulzentrum ist für 55,8 Millionen Euro saniert worden

Bildung Das Schulzentrum für Kinder und Jugendliche mit Handicap in Esslingen ist grundlegend saniert und erweitert worden und ein ideales Umfeld für Lernen, Lehren und Leben. Die knapp 13 Jahre dauernden Bauarbeiten sind nun beendet. Von Elke Hauptmann

Die grundlegenden Sanierungs- und Erweiterungsarbeiten am Rohräckerschulzentrum in Esslingen haben nach rund 13 Jahren ihren Abschluss gefunden. „Endlich“, sprach Landrat Heinz Einiger den Schülern, Lehrern und Eltern bei der feierlichen Einweihung am Dienstagnachmittag aus dem Herzen. Ursprünglich war die Fertigstellung für das Schuljahr 2017/2018 geplant gewesen. Die umfangreichen Arbeiten haben aber deutlich mehr Zeit in Anspruch genommen.

Der Landrat blickte weit in die Vergangenheit zurück: Weil die Anlage auf dem Esslinger Zollberg weder den pädagogischen Ansprüchen noch den baulichen Anforderungen der Zeit entsprach, entschied sich der Landkreis als Träger des sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrums (SBBZ) für eine Generalsanierung des mehr als 40 Jahre alten Schulzentrums für Kinder mit Handicap. Diese wurden seither auf einer Baustelle unterrichtet, was laut Eininger „einer Operation am offenen Herzen“ glich. Die Beeinträchtigungen des Schulbetriebs während der Bauzeit seien eine enorme Belastung für alle gewesen, die betroffenen Klassen mussten zeitweise in eigens geschaffenen Interimsklassenräumen untergebracht werden.

20 Planungsbüros waren am Großprojekt beteiligt und rund 100 Unternehmen. Die Arbeiten umfassten im Wesentlichen die Ertüchtigung des Brandschutzes, energetische Baumaßnahmen wie die Wärmedämmung der Gebäudehülle sowie die Erneuerung der kompletten Gebäudetechnik inklusive der Anbindung an eine CO2-neutrale Fernwärmeversorgung und ein Holzhackschnitzheizwerk der Stadtwerke Esslingen. Zudem wurde eine Mensa mit Vollküche für die Zubereitung von täglich bis zu 480 Essen gebaut, der Sport- und Schwimmbereich saniert, das Foyer aufgewertet, die Spiel- und Bewegungsflächen im Außenbereich auf Vordermann gebracht und die Medientechnik erneuert. Schüler und Lehrkräfte würden in dem modernen Schulzentrum nun ein „ideales Umfeld für Lernen, Lehren und Leben“ vorfinden, hob der Landrat hervor.

 

Das Rohräckerschulzentrum ist eine außergewöhnliche Einrichtung
Landrat Heinz Eininger

 

Das alles hat seinen Preis: Unterm Strich kostet der Umbau des Rohräckerschulzentrums rund 55,8 Millionen Euro – 13,1 Millionen Euro mehr als ursprünglich veranschlagt. Den Großteil der Summe stemmt der Kreis, das Land Baden-Württemberg steuert 11,2 Millionen Euro bei, von der Stadt Esslingen kommen knapp 3,1 Millionen Euro. „Das ist gut investiertes Geld“, betonte Oberbürgermeister Matthias Klopfer, der die „wunderbaren Bedingungen“ im Schulzentrum lobte. Anerkennend stellte er fest: „Die SBBZ im Kreis sind in einem top Zustand“

Mit einer beispielhaften Kooperation haben die Landkreise Esslingen und Göppingen sowie die Stadt Esslingen im Jahr 1975 dieses Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum geschaffen. Es ist laut Eininger noch heute „eine außergewöhnliche Einrichtung“. Derzeit werden im Rohräckerschulzentrum in fünf Förderschwerpunkten etwa 800 Schülerinnen und Schüler in 96 Klassen unterrichtet. Hinzu kommt die Betreuung von etwa 50 Kindern in den drei Schulkindergärten. Rund 350 Mitarbeitende haben hier ihren Arbeitsplatz.

Doch in Einingers Freude mischte sich auch Sorge. Denn schon heute zeichnet sich weiterer Raumbedarf ab, die Interimsbauten auf dem Parkdeck werden auch nach Abschluss der Bauarbeiten noch benötigt. Die Gesamtschülerzahlen am Rohräckerschulzentrum haben sich nach Angaben des Landrats seit Beginn des Schulbetriebes verdoppelt. Allein in den vergangenen fünf Jahren seien sie deutlich angestiegen: Waren es im Schuljahr 2017/2018 noch 789 Schüler, sind es jetzt 856 – 19 mehr als im Vorjahr.

Die Kinder und Jugendlichen besuchen die Einrichtung auf dem Esslinger Zollberg aber sehr gern, zitierten die beiden Sprecher des Rohräckerschulzentrums, Christoph Schmitt-Stephan und Claudia Schmidt, Aussagen von Schülern: Diese würden zum Bespiel die hellen Räume, die gute Ausstattung, das offene Foyer und das Trampolin toll finden. „Im sanierten Haus fühlen wir uns richtig wohl“, steht auf einer der vielen Sprechblasen, die an den Wänden im gesamten Gebäude hängen.

 

Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren im Kreis Esslingen

Angebot Der Landkreis Esslingen ist Träger mehrerer Sonderpädagogischer Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) samt Schulkindergärten. Dazu gehören neben dem Rohräckerschulzentrum in Esslingen die Bodelschwinghschule in Nürtingen sowie die Verbundschule (Schule für Sprach- und Körperbehinderte) in Dettingen.

Schülerzahlen Im Schuljahr 2021/2022 werden nach Angaben des Landkreises 1158 Schülerinnen und Schüler in den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren betreut, darunter 856 Kinder und Jugendliche am Rohräckerschulzentrum, 175 Schüler an der Bodelschwinghschule und 127 an der Verbundschule.

Rohräckerschule Die Rohräckerschule mit dem Förderschwerpunkt Lernen ist die größte Einrichtung ihrer Art im Kreis. Ihr angeschlossen sind Schwerpunkt-Beratungszentren mit den Themen Lernen, geistige Entwicklung, körperliche und motorische Entwicklung, Sprache und Schüler während längerer Krankenhaus-behandlungen. eh