Zwischen Neckar und Alb
Das Stadtticket kostet weiterhin drei Euro

Verkehr Esslingen profitiert vom Widerstand der Ludwigsburger Stadträte gegen eine Preiserhöhung.

Region. Das Esslinger Stadtticket ist seit seiner Einführung im April 2019 in manchen Monaten mehr als 40 000 Mal verkauft worden. Corona hat dem Höhenflug zwar ein jähes Ende bereitet, doch seit dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 klettern die Verkaufszahlen wieder. Deshalb hat der Gemeinderat beschlossen, das vergünstigte Tagesticket noch bis zum Jahresende zum aktuellen Preis anzubieten. Ob und zu welchen Konditionen es das Angebot dann weiterhin geben wird, soll allerdings noch beraten werden.

Eigentlich hätte schon Ende des vergangenen Jahres über eine Preiserhöhung diskutiert werden sollen. Esslingen befand sich bereits in Verhandlungen mit dem Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) über die neuen Konditionen. Doch Ludwigsburg grätschte dazwischen: Der dortige Gemeinderat lehnte eine Preissteigerung ab. Weil der VVS großes Interesse an einheitlichen Konditionen in den verschiedenen Kommunen hat, wurde mit Esslingen eine Verlängerung des bisherigen Vertrags um ein Jahr vereinbart. Das bedeutet, dass das Stadtticket für Einzelpersonen weiterhin drei Euro und für Gruppen bis zu fünf Personen sechs Euro kostet. Das Tagesticket berechtigt zu beliebig vielen Fahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln im gesamten Stadtgebiet.

Im Gemeinderat sieht man das Stadtticket prinzipiell positiv. Für viele Stadträte sind die Verkaufszahlen ein Beleg für den Erfolg des vergünstigten Tagestickets. Deshalb wurde der Verlängerung des Angebots bis zum Jahresende mehrheitlich zugestimmt. Für die Stadt sind damit Kosten in Höhe von 675 000 Euro verbunden, die allerdings bereits für dieses Jahr im Haushalt eingestellt sind.

Gleichwohl sind nicht alle Stadträte restlos überzeugt von dem Konzept. Manche befürchten, dass es sich bei den Nutzerinnen und Nutzern dieses Angebots nicht unbedingt um Neukunden handelt. Angesichts der inzwischen weit verbreiteten Homeoffice-Gewohnheiten könne es sich vielfach auch um Fahrgäste handeln, die bislang ein Monats- oder Jahresabo abgeschlossen hatten und jetzt bei Bedarf auf das Stadtticket zurückgreifen. Das würde nicht ganz dem Ziel entsprechen, das man mit dem vergünstigten Tagesticket anstrebt, nämlich mehr Menschen zum Umstieg auf Bus und Bahn zu motivieren. Vor dem Hintergrund einer angespannten Finanzsituation halten viele es für angebracht, noch einmal genau zu überlegen, ob man sich ein solches Ticket leisten kann und will, für das nach aktuellem Stand jährliche Ausgaben in Höhe von 675 000 Euro eingeplant sind.

Esslingen ist längst nicht die einzige Kommune im Landkreis, die das Stadtticket als vergünstigtes Tagesticket anbietet. Inzwischen ist es auch in Filderstadt, Kirchheim und Dettingen, Nürtingen, Leinfelden-Echterdingen, Plochingen, Reichenbach, Weilheim und Neidlingen, Wendlingen, Wernau und Ostfildern erhältlich. Ab dem 1. April bietet auch Lichtenwald das vergünstigte Ticket an. Nach Angaben des VVS kostet das Stadtticket in allen Kommunen des Verkehrsverbundes, die das Tagesticket anbieten, drei Euro für Einzelpersonen und sechs Euro für Gruppen. Falls es im Jahr 2023 eine Preiserhöhung gebe, so werde diese aller Voraussicht nach für alle Kommunen in gleicher Höhe erfolgen. Melanie Braun