Zwischen Neckar und Alb

Das stürmische Wetter gibt keine Ruhe

Unwetter Zu Wochenbeginn hat es in der Region erneut heftige Gewitter gegeben. Straßen standen unter Wasser, ein Pflegeheim wurde evakuiert und Instrumente wurden zerstört. Von Matthäus Klemke und Philip Sandrock

Der Sturm fällte am Montag-abend einen Baum. Er fiel auf die L¿1204 zwischen Denkendorf und Neuhausen  (oben). In Aichtal liefen
Der Sturm fällte am Montag-abend einen Baum. Er fiel auf die L¿1204 zwischen Denkendorf und Neuhausen (oben). In Aichtal liefen Straßen voll, Keller, Eingänge und Gärten standen unter Wasser.Foto: SDMG/Kohls

Innerhalb einer Woche hat bereits das zweite Unwetter mit Starkregen und Windböen von den Feuerwehren des Landkreises Esslingen vollen Einsatz gefordert. Nachdem beim ersten Mal vor allem Kirchheim und Umgebung von Starkregen und Überschwemmungen betroffen waren, hat der Sturm im zweiten Anlauf Nürtingen, Filderstadt, Ostfildern, Neckartenzlingen, Schlaitdorf und Aichtal erwischt. In Nürtingen musste zeitweise der Wohnmobilstellplatz evakuiert werden. Bis 24 Uhr in der Nacht von Montag auf Dienstag verzeichnete die Integrierte Leitstelle, die auf die maximale Anzahl der Abfrageplätze aufgestockt wurde, fast 500 Einsätze im Landkreis. Dabei waren die Freiwilligen Feuerwehren von 24 Städten, Stadtteilen und Gemeinden im Einsatz. Der Großteil der Notrufe wurde wegen Wasserschäden ausgelöst. Es gab auch diverse Störungen der Verkehrs- und Versorgungsinfrastruktur durch Windbruch. Betroffen waren Oberleitungen der Verkehrsbetriebe und der Netzbetreiber.

Besonders gewütet hatte das Unwetter in Nürtingen: „Es war fast noch mehr los als vergangenen Mittwoch“, sagte der Kommandant der Abteilung Stadtmitte, Florian Henzler. Über 40 Einsätze habe man im Stadtgebiet gehabt. Besonders betroffen seien die Braike, das Rieth und der Säer gewesen. Hier wurden Straßen und Keller überflutet. Die Tiefenbachstraße musste zeitweise gesperrt werden, weil ein Entwässerungsgraben die Wassermassen nicht mehr ableiten konnte.

An der B 297 war gleich an zwei Stellen kein Durchkommen mehr: Am Ortsausgang Richtung Reudern stand die Straße unter Wasser und in Neckartenzlingen war die Hauptstraße ebenfalls überflutet. Weil der Wasserstand des Neckars rapide auf über vier Meter anstieg, bestand Gefahr, dass der Oberensinger Festplatz überflutet wird. Deshalb entschloss man sich, den Wohnmobilstellplatz zu evakuieren. Die Wohnmobilisten mussten mit ihren Fahrzeugen in die nahe gelegene Bachhalde ausweichen.

Auch Aichtal hat das Unwetter stark getroffen: Am Montag- abend entlud sich über den Aichtaler Stadtteilen eine Superzelle, die sehr viel Wasser mit sich führte und so Straßen, Keller, Gebäude und das Feuerwehrhaus in Aich unter Wasser setzte. 100 Feuerwehrleute mussten zu insgesamt 150 Einsatzstellen ausrücken. „90 Prozent der Einsätze waren vollgelaufene Keller“, so Bader. Viele davon in der Ortsmitte. Hinzu kamen entwurzelte Bäume sowie kleinere Schlamm- und Gerölllawinen, die die Helfer aus Aichtal auf Trab hielten. Unterstützt wurden sie durch das THW aus Ostfildern und Neuhausen.

Aichtaler Pflegeheim evakuiert

Gegen 4 Uhr morgens musste zudem das Aichtaler Pflegeheim evakuiert werden. Neun Menschen, die zum Teil auf Beatmungsgeräte angewiesen und nicht mobil sind, wurden von den Rettungskräften in Sicherheit gebracht und kamen in der Nürtinger Klinik unter. Versorgt werden mussten auch eine Radfahrerin und ein Passant. Beide waren durch den starken Regen gestürzt. Die Wassermassen drangen auch in die Kellerräume der Festhalle Aich ein. „Dort waren die Instrumente des Musikvereins gelagert, die alle zerstört wurden“, so Bader.

Starke Schäden gab es auch in der Gemeinde Schlaitdorf. „Manche hat es wirklich heftig erwischt“, resümiert Bürgermeister Sascha Richter am Dienstagmorgen. Richter selbst war mit den Rettungskräften in der Nacht im Einsatz. Auch in Schlaitdorf waren zahlreiche Keller vollgelaufen. Bis 2 Uhr morgens waren die Helfer damit beschäftigt, das Wasser aus dem Sportheim zu pumpen. „Das Wasser kam von Walddorfhäslach zu uns runter“, so der Bürgermeister. Im Herdweg hatte ein Erdrutsch die Straße komplett blockiert. Ein Landwirt räumte den Weg mit seinem Bagger.

Neckartenzlingen unter Wasser

Nachdem die Einsätze im Ort beendet waren, leisteten die Kräfte aus Schlaitdorf noch bis 4 Uhr morgens Überlandhilfe in Neckartenzlingen. Auch dort standen Teile der Gemeinde unter Wasser. Vorübergehend stieg hier der Pegel der Erms über zwei Meter. Doch selbst in den höher gelegenen Ortsteilen sei Niederschlagswasser durch die Straßen gelaufen, schildert Feuerwehrkommandant Peter Reif. Von 19.30 Uhr am Montagabend bis in die Morgenstunden des Dienstags waren die Retter im Einsatz. Und auch am Dienstagvormittag rückte die Neckartenzlinger Wehr aus, um dem Bauhof bei den Reinigungsarbeiten zu helfen. „Die Straßen sind voll mit Unrat und Geröll“, so Reif.

In Ostfildern-Ruit stürzte ein Baugerüst um, wobei aber niemand zu Schaden kam. Ebenfalls in Ruit kam es zur Rauchentwicklung an einer Hubarbeitsbühne. In Esslingen und Filderstadt-Nellingen waren Personen in Aufzügen eingeschlossen und in Ostfildern lösten diverse Brandmeldeanlagen aus.