Zwischen Neckar und Alb

Das Warten hat ein Ende

Verkehr Nach rund zweijähriger Bauzeit wird in Wendlingen die Straßenunterführung an der Taläckerstraße freigegeben. Das Bahnprojekt Stuttgart-Ulm hat das Vorhaben ermöglicht. Von Sylvia Gierlichs

Sie machen den Weg frei: Politiker, Verantwortliche des Projekts, Vertreter der Stadt und verschiedener Behörden.Foto: Jürgen Ho
Sie machen den Weg frei: Politiker, Verantwortliche des Projekts, Vertreter der Stadt und verschiedener Behörden. Foto: Jürgen Holzwarth

Endlich nicht mehr am beschrankten Bahnübergang warten - das hatten sich viele Wendlinger über viele Jahre hinweg gewünscht. Seit Freitag ist der Wunsch erfüllt. Die Unterführung an der Taläckerstraße wurde freigegeben. „Was? Vor zwei Jahren war der Spatenstich schon?“, sagte eine Wendlingerin, die zur feierlichen Verkehrsfreigabe gekommen war. Der Satz zeigt nicht nur, dass die Zeit rast. Er zeigt auch, wie reibungslos die Arbeiten an der Baustelle in Unterboihingen über die Bühne gingen. Hin und wieder gab es zudem spektakuläre Einblicke für die Anwohner. Etwa, als im November vergangenen Jahres ein riesiger Betonklotz unter die Bahnlinie geschoben wurde. Dafür musste der Bahnverkehr für mehrere Tage unterbrochen werden. Die Bewohner des Seniorenwohnheims gegenüber saßen bei solchen Aktionen immer in der ersten Reihe.

Klar wollten etliche Wendlinger zu den Ersten gehören, die die neue Unterführung erkundeten. Wendlingens Bürgermeister Steffen Weigel bezeichnete das Bauwerk als ein wichtiges Projekt mit langer Planungszeit. Die begann bereits 1986. Nun, über 30 Jahre später, wird der Durchgangsverkehr durch die Heinrich-Otto-Straße fließen - eine deutliche Entlastung für Unterboihingen. Eine deutliche Verbesserung stellt die Unterführung auch für all die Unterensinger Schüler dar, die mit dem Fahrrad aus dem Nachbarort zum Schulzentrum fahren.

Möglich wurde der lang herbeigesehnte Bau der Unterführung wegen des Bahnprojekts Stuttgart-Ulm. Denn vor den Toren Wendlingens entsteht die Neubaustrecke, zu der auch die sogenannte Güterzuganbindung gehört. Ihr war die Landesstraße 1250 im Weg, die deswegen voraussichtlich zwischen dem 14. Januar und dem 24. August unter Vollsperrung in die Heinrich-Otto-Straße verlegt wird. Während der Sperrung ist auch die Unterführung nicht befahrbar. Und so kommt die Entlastung für die Unterboihinger auch erst nach Abschluss dieses großen Bauprojekts so richtig zur Geltung.

Spektakuläre Bilder sind die eine Seite der Baustelle, die nun der Vergangenheit angehört. Dass die Anwohner aber auch Lärm und Dreck klaglos hinnahmen, dafür dankte Bürgermeister Weigel den Anwohnern nun in seiner Festrede. „Das Gesicht der Stadt hat sich verändert“, sagte Weigel auch im Hinblick auf die Unterführung, die die Schützenstraße nun zu einer Sackgasse macht, die an der Heinrich-Otto-Straße endet. Die Durchfahrt ist schon seit etwa einem Monat nicht mehr möglich. Die Anwohner werden die Ruhe sicher genießen.

Die wirklichen Veränderungen ermöglicht die Unterführung indes jetzt erst, denn nun kann ein Umbau der Nürtinger Straße angegangen werden. Eine unbedingt notwendige Verkehrsverbindung sei mit der Unterführung geschaffen worden, sagte Weigel. Er hofft, dass das nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zu einer S-Bahn-Anbindung auf die Fildern war. Sie ist nach wie vor ein Projekt, dem der Wendlinger Rathauschef hohe Priorität einräumt.

Bahn, Land und Stadt tragen die Kosten

Die Unterführung hat eine Stange Geld gekostet. Mittel in Höhe von 16,74 Millionen Euro standen für Grunderwerb, Planung, Gutachten und den Bau zur Verfügung. Je ein Drittel übernahmen die Deutsche Bahn, das Land Baden-Württemberg und die Stadt Wendlingen. Ein Zuschuss von 75 Prozent erleichterte der Stadt die Finanzierung. Ihr Anteil beträgt 1,27 Millionen Euro. Die Baukosten bezifferte Weigel auf 9,6 Millionen Euro. Sie werden um 400 000 Euro unterschritten, sind aber höher als die Vergabekosten. Als Grund nannte der Bürgermeister unter anderem die höheren Kosten für die Entsorgung des schadstoffbelasteten Erdaushubs. sg