Zwischen Neckar und Alb

Dem alten Weizen auf der Spur

Landwirtschaft Jan Sneyd auf Rettungsmission: Das Freilichtmuseum Beuren zeigt, wie der pensionierte Professor den Dickkopfweizen von dem Aussterben bewahrte. Von Thomas Krytzner

Eine Infotafel in Beuren zeigt, wie man eine alte Sorte rettet.Foto: Thomas Krytzner
Eine Infotafel in Beuren zeigt, wie man eine alte Sorte rettet. Foto: Thomas Krytzner

Alte Sorten an Obst, Gemüse und Getreide bieten eine Vielfalt, die man heute kaum noch im Handel findet. Dennoch gehören sie zum kulturellen Erbe. Professor Dr. Jan Sneyd verdeutlicht: „Die heutigen Sorten sind lebenswichtig für den Menschen, die alten Sorten sind jedoch überlebenswichtig.“ Mit der Ausstellung über den Dickkopfweizen, der mittlerweile auf der roten Liste der aussterbenden Sorten ist, will das Freilichtmuseum in Beuren einen ersten Baustein zum geplanten Erlebnis- und Genusszentrum legen.

Die Ausstellung zeigt, wie viel Arbeit dahintersteckt, um eine vom Aussterben bedrohte Sorte zu retten. Sie verdeutlicht auch, dass es einer alleine nicht schaffen kann. Da griffen die Verantwortlichen im Beurener Museum auf das fundamentale Wissen von Jan ­Sneyd zurück. Der pensionierte Professor warf sich in seine Landwirtschaftskluft und begann in akribischer Kleinstarbeit, den Weizen aufzuziehen. Diese Handarbeit ging sogar so weit, dass er jeden Halm einzeln prüfte und schnitt.

Wildschweine lieben Weizen

Trotz der persönlichen Betreuung auf dem Feld lief nicht immer alles wie am Schnürchen. Die ersten Kleinpflanzen fielen gefräßigen Wildschweinen zum Opfer. Dann spielte das Wetter nicht mit. Susanne Erb-Weber vom Bäckereibetrieb Veit fand klare Worte: „Auch wenn hier an der Eröffnung alles so leicht und spielerisch aussieht - das war es mitnichten, es gab einige Rückschläge, bei denen man einen langen Atem brauchte.“

Weizen ist an und für sich nicht gerade ein Thema, das in aller Munde ist. Deshalb hat sich Annika Schröpfer für die Ausstellung eine besondere Architektur ausgedacht: Würfel. Mit diesen variablen Holzwürfeln können verschiedene Exponate gezeigt werden. Für Annika Schröpfer war die Zusammenarbeit mit der örtlichen Schreinerei ein Genuss. „Wir haben dutzende Würfel aus Holz und Plexiglas, die wir jetzt nach Wunsch stapeln oder platzieren können.“

Kinder können zum Beispiel auch in Wühltunneln verschiedene Sachen fühlen und so die Entstehungsgeschichte eines Weizenbrotes miterleben. Für die Erwachsenen gibt es die Geschichte der Rettung des Dickkopfweizens in Bildern und Text erklärt.

Saatgut in der Genbank

Acht Themenbereiche mit unterschiedlichen Exponaten, von der früheren Getreidevielfalt über das Verschwinden der Sorten bis hin zur Rettung, werden in der Ausstellung gezeigt. Auch werden die Bedeutung und die Rolle der Genbanken thematisiert. Sie spielen bei der Rettung alter Sorten eine wichtige Rolle. Proben aus unterschiedlichen Institutionen, die zum Erhalt dieses pflanzlichen Kulturgutes beitragen, sind ebenfalls ausgestellt. Der Dickkopfweizen hat jetzt sein Saatgut in den Genbanken von Gatersleben in Deutschland und Spitzbergen in Norwegen.

Info Ab Dienstag, 29. August, ist die Ausstellung im Empfangsraum des Bauernschlosses aus Öschelbronn zu sehen. Die Dickkopfweizen-Story kann noch bis zum 5. November jeweils von Dienstag bis Sonntag von 9 bis 18 Uhr besichtigt werden.