Zwischen Neckar und Alb

Denkendorf sucht neuen Pächter für den „Alten Bären“

Gastronomie Nach Ausstieg von Pächter Anastasiadis prüft der Gemeinderat die Bewerber – auch das Café steht leer.

Das Gasthaus „Zum Alten Bären“ ist immer noch zu.
Das Gasthaus „Zum Alten Bären“ ist immer noch zu.

Denkendorf. Nach dem unerwarteten und langen Sommerschlaf des „Alten Bären“ gibt es nun Hoffnung, dass die Traditionsgaststätte in der Denkendorfer Ortsmitte bald zu neuem Leben erwacht. Der Gemeinderat schaut sich in nicht öffentlicher Sitzung die Liste der Bewerber an. Für die auf Gemeindekosten frisch renovierte Gaststätte gibt es Interessenten. Die Gemeinde lässt außerdem eine Agentur nach einem Nachfolger für das „Café am Rathaus“ suchen, das seit Anfang Juli zu ist.

Für die Gemeinde ist die Situation „sehr negativ“, äußert sich Bürgermeister Ralf Barth zum Leerstand der beiden wichtigsten gastronomischen Einrichtungen in der Ortsmitte. 100 000 Euro hatte die Gemeinde in den „Alten Bären“ gesteckt und dabei versucht, die Wünsche des bisherigen Pächters Theofilos Anastasiadis zu berücksichtigen. Doch der Gastronom sprang ab, wenige Tage, nachdem die Renovierung im März abgeschlossen war. Offiziell seien „gesundheitliche Gründe“ genannt worden, sagt Barth. Aber die Wahrheit ist vielschichtiger.

Der „Alte Bären“ sei nicht schlecht gewesen, sagt Anastasiadis, aber gerade die mittlere Größe sei schwierig: Man brauche verhältnismäßig viel Personal für die Zahl der Gäste. Der Pächter hatte zudem Probleme, einen Koch zu finden.

Ob und wie der Absprung des beliebten Bären-Gastwirtes mit dem Café zusammenhing, darüber gibt es unterschiedliche Darstellungen. Das Café war vor einem Jahr von Gianfranco Di Fabio und dessen Geschäftspartner übernommen worden. Der Standort sei schwierig, meint Di Fabio, das Café liege nicht in einer Fußgängerzone und die Einkaufsmöglichkeiten hätten sich an die Rechbergstraße oben im Dorf verlagert. „Das Mitteldorf ist sehr schwierig.“ Aus familiären Gründen, so sagt Di Fabio weiter, habe er sich aus dem Betrieb zurückgezogen und sein Partner habe das Café seit März allein betrieben. Dadurch seien die Probleme noch größer geworden. Gäste berichten, der Betreiber des Cafés habe kein Deutsch gesprochen, auch der Service sei schlecht gewesen.

Theofilos Anastasiadis wiederum fand das Café auf dem Rathausplatz nicht unattraktiv. Er hätte es gern als zweites Standbein im Ort gehabt. Doch der Denkendorfer Gemeinderat lehnte dies ab. Man wollte dem Ratskollegen - Anastasiadis ist Mitglied der CDU-Fraktion - das Café nicht übergeben, weil dieser bis dato nicht mal den „Alten Bären“ wieder zum Laufen gebracht hatte.

Anastasiadis hat sich deshalb ganz von der Denkendorfer Gastronomie verabschiedet und konzentriert sich nun auf zwei Lokale auf der Schwäbischen Alb. „Es ist so gekommen, ich habe es so nicht gewollt“, sagt Anastasiadis. Aber einen Tag, nachdem der Gemeinderat seine Anfrage abgelehnt habe, sei das Angebot für den Gestüts-Gasthof gekommen. Er wolle nicht im Streit aus Denkendorf weg, betont er, „es war eine schöne Zeit“.

Um für beide Betriebe wieder einen Pächter zu finden, hat die Gemeinde eine Agentur aus Reutlingen eingeschaltet. „Wir tun uns schwer, gastronomische Konzepte zu bewerten“, begründet Bürgermeister Barth den Auftrag. Deshalb prüft der Gemeinderat zunächst nur die Liste der bisherigen Bewerber. Barth: „Nachhaltigkeit geht hier vor Schnelligkeit.“ Roland Kurz