Zwischen Neckar und Alb

„Depression ist nicht ansteckend“

Volkskrankheit Keine Berührungsängste bei Depressionen zu haben, das empfiehlt Dr. Michael Buchmann.

Nürtingen. „Immer noch wird die Depression oft verheimlicht, sie hat für viele ein G‘schmäckle“. So leitete Referent Dr. Michael Buchmann, Oberarzt und Leiter der Medius-Tagesklinik für ältere Menschen in Kirchheim, seinen Vortrag über „Die (un)heimliche Volkskrankheit Depression“ ein. Dabei, so der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, ist jeder Dritte im Laufe seines Lebens wenigstens ein Mal von der Krankheit betroffen. Dabei erkranken Frauen doppelt so häufig wie Männer, und bei zunehmendem Lebensalter steigt das Risiko.

Buchmann ermutigte bei der Jahresversammlung des Krankenpflegevereins Reudern, keine Berührungsängste vor Depression zu haben: „Das ist nicht ansteckend.“ Jedoch entfremde die Depression oft die Menschen, denn sie verändere die Betroffenen. Klassische Symptome sind unter anderem Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Appetit- und dadurch Gewichtsverlust, körperliche Schmerzen, etwa in Kopf oder Rücken, sowie Verdauungsbeschwerden. Auch Wahnideen oder Halluzinationen können entstehen. Oft treten mehrere Symptome gleichzeitig auf. Halten sie mindestens zwei Wochen an, spricht man von einer Depression.

Vielfältige Ursachen

Wichtig sei es, so früh wie möglich Hilfe zu suchen, betonte der Experte. „Am besten ist es, wenn die Menschen in ihrem eigenen sozialen Umfeld, also zu Hause, behandelt werden können.“ Die gute Nachricht, die er für die Zuhörer hatte: „In fast allen Fällen ist die Depression behandelbar und verschwindet auch wieder.“ Oft helfen Medikamente. Lediglich bei chronischen Depressionen brauche es meist eine Psychotherapie.

Die Gründe für den Ausbruch einer Depression können vielfältig sein. Neben einer genetischen Disposition sind es Schicksalsschläge, Stress, soziale Konflikte oder etwa Medikamente, oft mehrere dieser Faktoren. Indem man die Kompetenzen erlange, mit diesen Faktoren besser umzugehen, verringere man das Risiko, an einer Depression zu erkranken.

Nach dieser schweren Kost berichtete Jochen Schnizler, Geschäftsführer der Diakoniestation Nürtingen, über die Arbeit seiner 130 Mitarbeiter. Sie haben im vergangenen Jahr über 174 000 Hausbesuche absolviert. Ganz besonders dankte er den Mitgliedern des Reuderner Krankenpflegevereins, die über ihre Mitgliedsbeiträge die Arbeit der Diakoniestation fördern. Auch die AG Hospiz wird finanziell unterstützt. Zudem lädt der Krankenpflegeverein seit über zehn Jahren alle zwei Wochen am Donnerstag zum „gemeinsamen Mittagstisch für Senioren“ ins evangelische Gemeindezentrum Friedenskirche.pm