Zwischen Neckar und Alb
Der Citymanager soll dem Handel auf die Beine helfen

Handel Esslingen stellt die Weichen, um die Attraktivität der Innenstadt langfristig zu sichern.

ESSLINGEN. Quer durch die Republik erleben Innenstädte derzeit einen massiven Strukturwandel – ein Trend, der auch um Esslingen keinen Bogen macht. Diese Entwicklung zeichnet sich seit Jahren ab, zuletzt hat Corona diesen Wandel weiter beschleunigt. Das stellt nicht nur die örtliche Geschäftswelt vor Herausforderungen, sondern auch die Kommune, die alles tun muss, um die Attraktivität der Innenstadt zu bewahren. Denn nur wenn die Rahmenbedingungen stimmen, können die Veränderungen gelingen. Eine Schlüsselrolle spielt das Citymanagement, das 2007 unter dem Dach der Esslinger Stadtmarketing und Tourismus GmbH (EST) etabliert wurde. Die Finanzierung war bereits bis 2022 gesichert. Nun hat der Verwaltungsausschuss des Gemeinderats die Fortführung des Citymanagements bis 2027 beschlossen. „Gerade in schwierigen Zeiten brauchen wir Planungssicherheit“, erklärt OB Jürgen Zieger die frühzeitige Weichenstellung.

Finanziell getragen wird das Citymanagement von der Stadt und der City Initiative. Citymanager Thomas Müller kümmert sich unter anderem um die Organisation der verkaufsoffenen Sonntage „Esslinger Frühling“ und „Esslinger Herbst“, die lange Einkaufsnacht „Esslingen funkelt“ und die Koordination des Kundengutscheins City Card. Weitere Themen sind das Verkaufsflächenmanagement und Digitalisierungsprojekte wie „Online Handel(n) Esslingen“. Außerdem führt das Citymanagement die Geschäftsstelle der City Initiative, in der rund 160 Gewerbetreibende zusammenarbeiten.

Im Verwaltungsausschuss betonten EST-Chef Michael Metzler und Citymanager Thomas Müller, dass das Citymanagement auch weiterhin vor großen Herausforderungen steht, wenn es gilt, die Attraktivität der Innenstadt zu erhalten und die bestehenden Einzelhandelslagen trotz schwieriger Rahmenbedingungen zu stabilisieren. Waren es zunächst eher Aktivitäten, um die Vorzüge der Stadt als attraktiven Einzelhandelsstandort lokal und weit über Esslingen hinaus in den Fokus zu rücken, so müssen sich Citymanager Thomas Müller und sein Team mittlerweile auch ganz anderen, viel grundsätzlicheren Aufgaben stellen. Der wachsende Einfluss des Onlinehandels macht auch der Esslinger Geschäftswelt zu schaffen – neue Konzepte müssen her, damit die Kundschaft auch weiterhin die Vorzüge des lokalen Einzelhandels zu schätzen weiß und nutzt. Und als ob das noch nicht genug wäre, haben die vergangenen Monate zusätzliche Probleme beschert: „Die Corona-Pandemie beschleunigt den ohnehin intensiven Strukturwandel im Einzelhandel erheblich“, betonte Metzler im Verwaltungsausschuss. Deshalb sei das einstimmige Votum der Ratsmitglieder im Ausschuss umso wichtiger, „damit die Gewerbetreibenden in unsicheren Zeiten frühzeitig langfristige Planungssicherheit erhalten“. Das freut auch Alexander Kögel, den Chef der City Initiative: „In Esslingen ziehen Stadt und Wirtschaft an einem Strang in dieselbe Richtung. Dies ist umso wichtiger angesichts der großen Herausforderungen, mit denen die Innenstadt umzugehen hat.“

Bis einschließlich 2027 soll das Citymanagement jährlich 130 000 Euro aus dem Stadtsäckel erhalten, um Strategien und Projekte für die Innenstadt zu entwickeln. Im Rathaus geht man davon aus, dass sich Citymanager Thomas Müller in den kommenden Jahren verstärkt um die Transformationsprozesse im Einzelhandel kümmern muss. „Zunächst geht es weiterhin darum, das ‚Produkt Innenstadt’ mit seinen spezifischen Qualitäten zu bewerben“, heißt es in der Sitzungsvorlage der Verwaltung. „Bewährte Aufgaben im klassischen und digitalen Citymarketing bleiben somit bestehen: Events, Kundenbindung, digitale Serviceleistungen etc. Vor allem aber muss sich jemand um den Veränderungsprozess in der Innenstadt kümmern, die Entwicklung weg von der Monostruktur und hin zu mehr Multifunktionalität, und um die Beantwortung der Frage, wie Flächen künftig genutzt werden, die der Handel nicht mehr trägt.“

Im Verwaltungsausschuss fand die Verlängerung des Citymanagements bis 2027 ungeteilte Zustimmung. Für Carmen Tittel (Grüne) ist der städtische Zuschuss „gut angelegtes Geld“, und Christa Müller (SPD) befand: „Nie war das Citymanagement so wertvoll wie heute.“ Jörg Zoller (Freie Wähler) betonte: „Wir dürfen in der Unterstützung des Einzelhandels nicht nachlassen.“ Jörn Lingnau (CDU) fand es richtig, frühzeitig die Weichen zu stellen. Für Rena Farquhar (FDP) ist es auch mit Blick auf die monatelangen Schließungen wegen Corona „nur logisch, wenn wir ein unterstützendes Konzept auf den Weg bringen“. Und Martin Auerbach (Linke) ermutigte Metzler und Müller, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen: „Weiter so!“  Alexander Maier