Große Hoffnungen hatte der Impfmarathon am vergangenen Wochenende auf der Landesmesse Stuttgart geweckt. 20 000 Impfdosen warteten darauf, an die Menschen in der Region verteilt zu werden. Mehr als die Hälfte davon wandert nun ins Lager zurück.
Zwar hat sich die Lage bei den Neuinfektionen im Kreis im Vergleich zum Monatsbeginn etwas entspannt, nach wie vor aber liegen die Inzidenzen auf einem hohen Niveau. Mit dem Impfmarathon machten die Malteser Neckar-Alb in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Esslingen nun nochmals ein Angebot, sich und andere per Piks vor dem Virus zu schützen.
48 Stunden, rund um die Uhr, 20 000 Impfdosen – das war die Ansage zu einer der größten Impfaktionen, die es bundesweit bislang gab. Der Aufwand: erheblich. Allein rund 700 ehrenamtliche Helfer von den DRK-Kreisverbänden Esslingen und Nürtingen-Kirchheim, den Maltesern sowie den Johannitern, zahlreichen Feuerwehren und vom THW packten mit an, um den Impfmarathon zu stemmen.
Das Ergebnis mit rund 8000 verabreichten Dosen mag da etwas ernüchternd ausfallen. An der Organisation lag es aus Sicht der Veranstalter jedenfalls nicht: „Das Personal war da, die Kapazitäten auch“, sagt Thomas Linhart, Pressesprecher der Malteser Neckar-Alb. In der Region sei das Impfangebot inzwischen sehr stark ausgebaut worden, vermutet er dahinter einen der Gründe, warum nur 40 Prozent der zur Verfügung stehenden Dosen am Wochenende zum Einsatz kamen. Enttäuscht sei man bei den Maltesern trotzdem nicht: „Wir sind froh und glücklich, dass 8000 Menschen die Möglichkeit genutzt haben“, erklärt Linhart.
„Wir wollten einer größtmöglichen Zahl von Menschen ein Impfangebot machen, und das haben wir geschafft“, zieht auch Peter Freitag, Gesundheitsdezernent des Kreises Esslingen, eine positive Bilanz. Viele seien aufgrund der zahlreichen Medienberichte spontan vorbeigekommen, auch das wertet Freitag als Erfolg. „Vor allem konnten wir zeigen, wie innerhalb kurzer Zeit eine große Zahl von Menschen auf diese Weise geimpft werden kann“, erklärt er. Pro Stunde schafften die Teams bis 499 Impfungen in der Spitze.
Etwas Wasser im Wein hingegen der geringe Anteil an Erstimpfungen: Quoten von rund 30 Prozent verzeichneten die Malteser bei anderen Aktionen in den zurückliegenden Wochen. Beim Impfmarathon waren es nur rund fünf Prozent. „Im Austausch mit anderen Akteuren in der Impfkampagne hören wir, dass es überall schwieriger wird, die Menschen zu erreichen, die noch gar nicht geimpft sind“, ist für den Dezernenten hier ein allgemeiner Rückgang zu verzeichnen. An der Menge der Angebote liegt es seiner Einschätzung nach jedenfalls nicht: Im Landkreis gebe es eine Vielzahl von Impfaktionen und allein 320 impfende Arztpraxen. „Und niederschwelliger, als im Auto sitzen bleiben zu können wie jetzt am Wochenende, geht es ja kaum“, meint Freitag.
Unterdurchschnittliche Quote
Jedenfalls sei es mit der Aktion gelungen, die Zahl der „geboosterten“ Menschen kräftig zu erhöhen. Etliche, die sich auf der Messe ihren dritten Impfschuss abholen wollten, mussten allerdings ungeimpft die Heimfahrt antreten – auch wenn in vielen Fällen nur wenige Tage bis zum Stichtag fehlten. Linhart zeigt Verständnis dafür, dass mancher enttäuscht ist. „Schon, weil mancher Hausarzt die Regelung mitunter etwas lockerer auslegt“, weiß er. Für den Impfmarathon galt jedoch strikt die Vorgabe der Ständigen Impfkommission (Stiko) – und die setzt die harte Grenze bei minimal fünf Monaten. „Die Ärzte haben da keinerlei Spielraum. Letztlich sind auch sie es, die die Verantwortung tragen“, bittet der Pressesprecher der Malteser um Verständnis. Auch bei den Booster-Impfungen für unter 18-Jährige blieb es beim strikten „Nein“ wie von der Stiko empfohlen.
Trotz vielfältiger Angebote und dem Marathon am vergangenen Adventswochenende liegt der Landkreis Esslingen bei der Impfquote immer noch unter dem Bundesdurchschnitt. Vollständig geimpft sind 64,5 Prozent (Stand: 12. Dezember). 21,8 Prozent haben bereits eine Auffrischungsimpfung erhalten. Zum Vergleich: Bundesweit liegt die Impfquote derzeit bei 70,2 Prozent. Angesichts der stetig wachsenden Verbreitung der neuen Virusvariante Omikron wird man im Landkreis wohl weiter eins: dranbleiben.