Zwischen Neckar und Alb

Der Neubau liegt voll im Plan

Verwaltung Auf dem Plochinger Stumpenhof entsteht eine neue Außenstelle des Landratsamts Esslingen. Schon in einem Jahr sollen die ersten der 225 Beschäftigten dort einziehen. Von Thomas Schorradt

Die Außenstelle des Landratsamts in Plochingen nimmt Gestalt an. In einem Jahr ist Einzugstermin. Foto: Roberto Bulgrin
Die Außenstelle des Landratsamts in Plochingen nimmt Gestalt an. In einem Jahr ist Einzugstermin. Foto: Roberto Bulgrin

Von solch einer klaren Ansage träumt wohl jeder Bauherr: „Am 28. Januar 2022 treffen wir uns hier pünktlich um 11.27 Uhr zur Bauabnahme.“ Dabei handelt es sich nicht um eine kleine Geschirrhütte, die in gut zehn Monaten einzugsbereit übergeben werden soll, sondern ein neues Landratsamt. Der Bauherr des unterm Strich rund 40 Millionen Euro teuren Verwaltungsbaus auf dem Plochinger Stumpfenhof ist der Landkreis. Und der, der an diesem Dienstag im Erdgeschoss des Rohbaus stehend so selbstbewusst den Übergabetermin verkündet hat, ist Josef Kraus, der Projektleiter des ausführenden Saulgauer Generalunternehmens Georg Reisch.

Wenn Kraus sein Versprechen einlöst, dann können die 225 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ausländeramts, des Rechts- und Ordnungsamt, des Straßenverkehrsamts, des Abfallwirtschaftsbetriebs und des Kreismedienzentrums im März 2022 ihre Büros beziehen. Sie erwartet dann ein moderner, allseitig verglaster Verwaltungsbau, der dem neuesten Stand sowohl der Energietechnik als auch der Digitalisierung und der Bürokommunikation entspricht. Das Raumkonzept sieht eine Durchmischung aus Zellen -und Gruppenbüros vor. Mittelzonen mit Teeküche, Sitzgruppen und Rückzugsbereichen sorgen für Abwechslung.

Sicht bis zur Schwäbischen Alb

Absolutes Alleinstellungsmerkmal des Hauses mit der vielsagenden Postadresse „Am Aussichtsturm“ ist jedoch die Aussicht, die sich von der Schwäbischen Alb über das Neckartal bis hin zum nahen Schurwaldkamm öffnet. Um dem Rechnung zu tragen, ist das Gebäude rundum verglast. In den umlaufenden, nicht begehbaren Balkon, der eine Gesamtlänge von 800 Metern aufweist, sind Pflanzkübel mit automatischer Bewässerung eingelassen. „Wenn die Mitarbeiter aus dem Fenster schauen, dann blicken sie über die Grünpflanzen hinaus ins Tal“, beschreibt Kraus den Ausblick.

Für die angesichts der großzügigen Fensterflächen notwendige Lüftung sorgen Geräte, die in den Hohlraumboden vor den Fensterbrüstungen eingebaut sind. „Die atmen im Rhythmus 20 Sekunden lang ein und 20 Sekunden lang aus“, sagt Kraus. Die dezentrale Lüftung habe zudem den Vorteil, dass sie in Pandemie-Zeiten der Ansteckung vorbeuge. In den Büros gibt es keine Heizkörper. Beheizt werden die Räume ausschließlich über die Betonkerntemperierung der Decken. Die benötigte Heizenergie wird von einem Gas-Brennwertgerät und zwei Luftwärmepumpen zur Verfügung gestellt. „In der Summe sparen wir so 50 Prozent der Primärenergie. Die höheren Herstellungskosten sind in fünf bis sieben Jahren wieder reingespielt“, sagt Kraus.

„Der Neubau des Verwaltungsgebäudes in Plochingen ist ein wichtiger Baustein in der Neustrukturierung des Landratsamtes an zwei Verwaltungsstandorten“, betont der Esslinger Landrat Heinz Eininger. Allerwichtigster Baustein im Bemühen, der in den vergangenen zehn Jahren von 1870 auf 2300 Beschäftigte angewachsenen Verwaltung zukunftsweisende Arbeitsplätze zu bieten, ist allerdings der Neubau des Verwaltungsgebäudes in Esslingen.

In der Immobilienstrategie des Landkreises, der ein Grundsatzbeschluss des Esslinger Kreistags zugrunde liegt, spielt der Plochinger Neubau auch als Ausweichstandort für das alte Landratsamt, das abgerissen wird, eine wichtige Rolle. Gleiches gilt für das benachbarte, mit einem Aufwand von rund 23,2 Millionen Euro zu einem Bürostandort umgebaute Personalgebäude des alten Plochinger Krankenhauses. Hier sind weitere 280 Arbeitsplätze untergebracht.

Wenn alles nach Plan läuft, dann wird die Verwaltungsrochade mit dem Einzug in den Esslinger Landratsamtsneubau im Merkelpark im Jahr 2026 abgeschlossen sein. Ob dieser Termin zu halten sein wird, steht noch in den Sternen. Josef Kraus zumindest kann dann nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden. Sein Job endet am 28. Januar 2022 um 11.27 Uhr.