Geplatzte Urlaube, geschlossene Sportanlagen, Homeschooling: Die Corona-Pandemie zehrt an den Nerven von Eltern und Kindern. Vielen Jugendlichen fällt durch die fehlenden Freizeitangebote mittlerweile die Decke auf den Kopf. Dem will der Kreisjugendring Esslingen (KJR) entgegenwirken: Gemeinsam mit ihren Mitgliedsorganisationen, den Evangelischen Jugendwerken des Landkreises Esslingen und des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend Esslingen-Nürtingen forderten sie in einem Schreiben an die Esslinger Landtagsabgeordneten mehr Freiräume für Jugendliche.
„Die Politik muss den Fokus mehr auf das Kindeswohl legen“, sagt Michael Medla vom KJR: „Derzeit haben Kinder und Jugendliche höchstens eine Lobby, wenn es um die Schule geht. Es wird diskutiert, ob und wie man diese öffnet. Doch eigentlich geht es ja um viel mehr.“ Ein Drittel der Jugendlichen leide psychisch unter der Situation. Deswegen fordere man jetzt, Freiräume für Jugendliche zu schaffen. Gerade in Familien mit wenig Wohnraum könnten so Konflikte vermieden werden.
Geöffnete Jugendhäuser und Freizeitangebote sollen den Jugendlichen zu mehr Abwechslung verhelfen. „Mit Blick auf den Sommer brauchen wir zuverlässige Bedingungen“, sagt der Esslinger Bezirksjugendpfarrer Ulrich Enderle: „Wir sind zuversichtlich, dass einige Freizeiten stattfinden können. Doch das ist ein riesengroßer Tanker, der jetzt anfängt zu fahren. Und da brauchen wir Planungssicherheit. Allerdings gehen wir nicht nur mit Forderungen zur Politik, sondern auch mit der Bitte nach Vertrauen in die Verbände.“ Denn diese seien gewillt und vorbereitet, geeignete Hygienekonzepte zu entwickeln. „Für Pfingsten und Sommer heißt es da für uns, dass wir die Test- und Impfkapazitäten berücksichtigen und ausnützen müssen“, sagt Medla. Nicht nur für die Teilnehmer, sondern auch für die ehrenamtlichen Betreuer wolle man eine sichere Umgebung gewährleisten. Im Gegensatz zu hauptberuflichen Kinder- und Jugendbetreuern werden die ehrenamtlichen Mitarbeiter in der Impfreihenfolge bislang nicht priorisiert, obwohl sie die gleiche Arbeit machen.
„Jugendfreizeiten klingen ja erst mal nach Vergnügen. Doch aus unserer Sicht sind sie absolut systemrelevant“, sagt Medla. Deshalb hat der KJR mit seinen Mitgliedsverbänden auch für dieses Jahr zahlreiche Freizeitangebote geplant und in einer neuen Ferienbroschüre veröffentlicht, die in den kommenden Tagen erscheinen wird. Eine Online-Version soll ebenfalls bald verfügbar sein.
Etwa 150 Freizeitangebote im In- und Ausland, mit und ohne Übernachtung sind dieses Jahr geplant. Von Trekking auf Korsika bis Segeln in Holland - das breit gefächerte Angebot soll Jugendlichen von sechs bis 18 Jahren etwas Abwechslung von Lockdown und Homeschooling bieten. „Wir haben uns im Herbst zusammengesetzt und geschaut, was geht. Letztes Jahr konnten wir ja leider nur etwa 32 Freizeiten machen, dieses Jahr gehen wir allerdings etwas optimistischer an die Sache ran. Klar ist aber auch, dass das Angebot im Vergleich zu 2019 geringer ausfallen wird“, sagt Yannick Grözinger vom Arbeitskreis ökologische Kinder- und Jugendfreizeiten: „Wir merken auf jeden Fall, dass Interesse besteht. Es gibt schon einige Anfragen vonseiten der Eltern.“