Zwischen Neckar und Alb

Deutsche Bahn ist pünktlich

Vollendung Keine Verspätung: Der Tunnel unter der A 8 bei der Raststätte Denkendorf ist fertig gestellt, sodass ab 2025 Züge von Stuttgart nach Ulm und zurück fahren können. Von Simone Weiß

Im Zeit- und Kostenrahmen wurde der Tunnel im Bereich der Autobahnraststätte Denkendorf fertiggestellt. Foto: Roberto Bulgrin
Im Zeit- und Kostenrahmen wurde der Tunnel im Bereich der Autobahnraststätte Denkendorf fertiggestellt. Foto: Roberto Bulgrin
Die Wände und der Boden im Tunnel sind nackt. Schienen werden ab 2021 verlegt. Fotos: Roberto Bulgrin
Die Wände und der Boden im Tunnel sind nackt. Schienen werden ab 2021 verlegt. Foto: Roberto Bulgrin

Schön sieht er nicht aus, aber imposant. Riesige Dimensionen, beeindruckende Größen, faszinierende Ausmaße, aber nackte Betonwände. Und das wird auch so bleiben. Denn hier werden Züge in Sekundenschnelle durchrasen, sodass kein Bedarf für optische Anreize bestehte, erklärt Pressesprecher Jan Dambach von der Deutschen Bahn. Und die Bahn ist zumindest in diesem Fall pünktlich und ohne Verspätung unterwegs: Im Zeit- und Kostenrahmen konnte der Tunnel im Bereich der Autobahnraststätte Denkendorf fertig gestellt werden, und der lange Schlauch wird künftig im Rahmen des Mammutprojekts „Stuttgart 21“ die neue Bahnstrecke zwischen Stuttgart und Ulm unter der A8 hindurchführen. Durch die Baumaßnahme waren die Fahrspuren der Autobahn sieben Mal verändert worden. Nun sind die Arbeiten abgeschlossen, und in der Nacht von Montag, 16., auf Dienstag, 17. Dezember, wird die Streckenführung in Richtung München wieder in ihre Ausgangslage zurückversetzt.

Wenige Meter unter der Straße

Ein Tunnel? Nun ja, vielleicht für den Laien. Der Fachmann sieht es anders: Projektleiter Ben Denk spricht vielmehr von einem „vergrabenen Ingenieursbauwerk“. Denn bergmännisch tief wurde der lange Lulatsch nicht in die Erde versenkt, an der dünnsten Stelle liegen nur zwei bis drei Meter zwischen der Tunneldecke und der Fahrbahnoberfläche der A8. Aber: „Ingenieursmäßig war die Baumaßnahme gut zu bewältigen, denn die Rahmenkonstruktion wird standardisiert hergestellt.“ Das Bauwerk schindet dennoch Eindruck: In zwei Bauabschnitten wurden die Arbeiten einmal von August 2015 bis Dezember 2017 und dann wieder ab Jahresbeginn 2018 bis dato durchgeführt. „Insgesamt wurden im Tunnel Denkendorf 4600 Tonnen Stahl und 35  000 Kubikmeter Beton verbaut“, erläutert Pressesprecher Jan Dambach. Zwei Baugruben wurden ausgehoben, und dann die Rahmenkonstruktion des Tunnels in offener Bauweise errichtet. Dafür mussten die Fahrbahnen der A8 zwar mehrfach verlegt werden, doch das geschah nach Angaben der Deutschen Bahn verkehrsteilnehmerfreundlich: „Während der gesamten Bauzeit konnte die Anzahl der Fahrstreifen auf der Autobahn aufrecht erhalten werden.“ Schließlich würden etwa 120 000 Fahrzeuge pro Tag über diesen Teil der A8 düsen.

Der Tunnel ist innen kein Schmuckstückchen: Nackte Betonwände, an den Seiten breite, hohe Sicherheitsstreifen, aber keine Notausgänge. Die mussten in den 768 Meter langen Tunnel bei Denkendorf nicht eingebaut werden. „Das ist erst ab einer Länge von 1000 Metern vorgeschrieben“, erklärt Ben Denk.

Die Bahnschienen werden ab September 2021 verlegt, und wenn es nach den Plänen der Bahn geht, soll im Dezember 2025 der erste Zug durch den Tunnel düsen. Dann können laut Jan Dambach „alle Fahrzeuge des öffentlichen Personennahverkehrs außer S-Bahnen zweigleisig hier verkehren“ - Regionalzüge etwa oder ICEs, sogar Güterverkehr ist möglich. Fahrgäste können dann idealerweise in 30 Minuten mit der Bahn von Stuttgart nach Ulm gelangen und umgekehrt. Bei der Errichtung dieser Neubaustrecke wird der Fahrplan nach Angaben von Jan Dambach eingehalten: 111 der geplanten 120 Schienenkilometer der Route Stuttgart-Ulm seien bereits fertig gestellt.

Auch der Tunnel wurde zügig gebaut. „Zwischen 100 und 150 Arbeitende waren auf der Baustelle beschäftigt“, konkretisiert Ben Denk, „und der Projektleiter ist froh darüber, dass es zu keinen Unglücksfällen mit Verletzungen bei den Mitarbeitern gekommen ist.“

Ab Dienstag, 17. Dezember, kann der Verkehr in Richtung München nun wieder, wie vor den Bauarbeiten, in der ursprünglichen Fahrbahnführung auf der A8 rollen. Laut Ben Denk soll es zu keinerlei Beeinträchtigungen für die Verkehrsteilnehmer kommen. Die Fahrbahnspuren der Gegenrichtung befinden sich bereits seit November in ihrer ursprünglichen Lage. Die Kosten für den Tunnel und seine Rahmenbedingungen beziffert der Projektleiter mit etwa 40 Millionen Euro, die aus dem Budget für „Stuttgart 21“ stammten. Auch der Tunnel Denkendorf soll für freie Bahn für das umstrittene Bahnprojekt sorgen.