Zwischen Neckar und Alb

Die Behörde stellt sich hinter das Plochinger Gymnasium

Schule Die Eltern sprechen von „Machtspielchen“, das Regierungspräsidium von Bauarbeiten.

Plochingen. Das Stuttgarter Regierungspräsidium hat sich in der Auseinandersetzung um die vorübergehende Kapazitätsbegrenzung am Plochinger Gymnasium hinter die Schule und die Stadt gestellt. Die vorübergehende Einschränkung auf fünf Eingangsklassen am Gymnasium Plochingen, die zur Abweisung von 40 Schülern geführt hat, steht aus Sicht des Regierungspräsidiums „nicht in einem kausalen Zusammenhang mit Differenzen zwischen dem Schulträger und den Umlandgemeinden in der Frage der Beteiligung an den Sanierungskosten.“ Das hat die Obere Schul- und Rechtsaufsichtsbehörde jetzt noch einmal betont. Auch die Anzahl der künftigen Eingangsklassen, die die Stadt Plochingen im November im Zuge der anstehenden Sanierung der Schule auf sechs eingefroren hatte, habe mit der temporären Begrenzung auf fünf Züge nichts zu tun. In den vergangenen Jahren hatte das bereits auf sechs Züge angelegte Gymnasium - eine von 44 G8/G9-Modellschulen im Land - bis zu 200 Kinder in sieben Zügen aufgenommen.

Wie berichtet, hat die Schule zum kommenden Schuljahr aber nur noch 150 Kindern zugesagt. Stadt und Schule begründeten das damit, dass in zwei Jahren nur zwei Abiturientenklassen das räumlich bereits völlig ausgereizte Schulhaus verlassen werden. Deshalb müsse man die nächsten Jahre auf die Bremse treten. Die kurzfristige Information erst knapp vor der Schulanmeldung im März hatte bei den Eltern aus den Nachbargemeinden für viel Unruhe und Empörung gesorgt. Sie sahen sie im direkten Zusammenhang mit dem Plochinger Gemeinderatsbeschluss vom November, das Gymnasium auch künftig nicht auf sieben Züge zu erweitern, weil sich die Umlandgemeinden nicht an den Kosten beteiligen wollten. Drei Altbacher Eltern, deren Kinder im Plochinger Gymnasium abgelehnt worden waren, hatten deshalb einen Brief ans Kultusministerium, das Regierungspräsidium, die beiden betroffenen Bürgermeister und die Landtagsabgeordneten geschrieben, dass ihre Kinder nicht Opfer von kommunalen „Machtspielchen“ werden dürften.

Der Plochinger Bürgermeister hat ihnen bereits widersprochen und auf die lediglich zwei abgehenden G8-Klassen in zwei Jahren verwiesen. Aus Sicht des Regierungspräsidiums ist die vorübergehende Kapazitätsbegrenzung zum kommenden Schuljahr vor allem den anstehenden Bauarbeiten und der damit erforderlichen Flexibilität bei der Unterbringung von Klassen geschuldet. „Sodass in Absprache zwischen Schulträger, Schulleitung und Regierungspräsidium die Eingangsklassen auf fünf Züge beschränkt werden mussten“, schreibt Pressereferentin Désirée Bodesheim. Diese stünden jedoch in keinem Zusammenhang mit der Frage der langfristigen Zügigkeit der Schule, die auf sechs Eingangsklassen ausgelegt war und das auch bleibe. „Den Erziehungsberechtigten, deren Kinder am Gymnasium Plochingen nicht aufgenommen werden konnten, wurde die Aufnahme an Gymnasien in zumutbarer Entfernung vermittelt“, schreibt die Behörde zudem auf die Kritik der Altbacher Eltern am künftigen Schulweg ihrer Kinder.

Laut Heiko Schweigert, Chef des Plochinger Gymnasiums, sind „alle Kinder, die wir abgelehnt haben, an einer anderen Schule untergekommen“. Bei der Umorientierung hätten sich manche Eltern aber nicht an die Alternativen gehalten, die seine Schule ihnen genannt habe. Das ist ihr gutes Recht, hat aber dazu geführt, dass im Esslinger Theodor-Heuss-Gymnasium kurzfristig doch nicht alle abgelehnten Kinder aus Altbach untergebracht werden konnten, weil sich dort bereits einige abgelehnte Kinder aus Wernau angemeldet hatten. Bei sogenannten Schülerlenkungsmaßnahmen wird zuerst nach den besonderen Bildungsgängen wie in Plochingen etwa dem G8-Zug, dem bilingualen Zug oder der Streicherklasse geschaut. Sind die Kapazitäten erschöpft, kommen die Geschwisterkinder an der Schule und ein zumutbarer Schulweg ins Spiel. Letzterer kann von Altbach zu den in Frage kommenden Esslinger Gymnasien mit S-Bahn und Bus innerhalb von 20 Minuten bewältigt werden, betont Schweigert.

Ob die Plochinger CDU-Fraktion mit ihrem Antrag durchkommt, dass das Gymnasium schon zum Schuljahr 2019/20 sechs Eingangsklassen aufnimmt, wird sich zeigen. Schweigert: „Bei uns im Haus geht das jedenfalls nicht.“ Er wisse auch nicht, ob die benachbarten Schulen Räume entbehren könnten. „Wir müssen aber bis Herbst Bescheid wissen, wie wir für das übernächste Schuljahr planen können.“Claudia Bitzer