Zwischen Neckar und Alb

Die Butterbirne wartet auf Gäste

Pflanzaktion im Freilichtmuseum: Die Streuobstsorte des Jahres schmeckt saftig, süß und würzig

„Kultivieren bedeutet schaffen“ - das hat die Landratsstellvertreterin Dr. Marion Leuze-Mohr (links) im Freilichtmuseum am eigen

"Kultivieren bedeutet schaffen" - das hat die Landratsstellvertreterin Dr. Marion Leuze-Mohr (links) im Freilichtmuseum am eigenen Leib erfahren. Foto: Jean-Luc Jacques

Beuren. „Einen Baum muss man erziehen wie seine Kinder“, sagt Christel Schäfer vom Kreisverband der Obst- und Gartenbauvereine. Getreu diesen Worten wird die Streuobstsorte des Jahres, die Ulmer Butterbirne, mit viel Sorgfalt und Fürsorge in die Streuobstwiesen des Freilichtmuseums Beuren gepflanzt.

Der Himmel ist wolkenverhangen und die Sonne möchte kaum hervorlugen. Aber abgesehen vom trüben Wetter stehen die Zeichen für den Start der Ulmer Butterbirne gut: Das Loch in der Wiese ist schon ausgegraben. Daneben häuft sich die Erde, in der drei Schaufeln stecken. „Dieses Jahr haben wir eine recht große Grube und einen recht großen Baum“, schmunzelt Corina Schweikardt von der Obst- und Gartenbauberatung des Landkreises. Schon zum 14. Mal wird die Streuobstsorte des Jahres im Museumsdorf in Beuren gepflanzt. Ziel ist, auf den Rückgang des Bestandes aufmerksam zu machen. Diesmal findet die seltene Ulmer Butterbirne ihren Platz gleich neben dem Bienenareal. Zu Spaten und Schaufel greift die Erste Landesbeamtin Dr. Marion Leuze-Mohr. „Für mich ist es das erste Mal – denn diesen schönen Termin lässt sich der Landrat normalerweise nicht nehmen“, erzählt sie. Unter der Anleitung von Obstbaufachmann Martin Krinn, der Kreisverbandsvorsitzenden Christel Schäfer und Museumsmitarbeiter Werner Unseld heißt es jetzt: Kräftig mit anpacken. „Das ist ein stattliches Exemplar. Ich habe es kaum ins Auto bekommen“, sagt Martin Krinn, während er den Baum Richtung Grube hievt. „Da kann man mal mit dem Traktor drunter durchfahren.“

Bevor die Ulmer Butterbirne eingepflanzt wird, braucht es jedoch erst einen Pfahl, der den Stamm stützt und auf der Seite der Hauptwindrichtung stehen sollte. „Also Richtung Südwest“, erklärt Krinn. Schließlich kommt das Wichtigste: der Schnitt am Wurzelwerk. Kleine Faserwurzeln sind von Bedeutung, weil sie die Pflanze ernähren. Viele brechen aber vor dem Einpflanzen ab. Dank dem Anschnitt können neue nachwachsen.

Kaum sitzt der Baum richtig in seiner Grube, geht es ans Schaufeln. „Das ist wie Schneeschippen!“, lacht Marion Leuze-Mohr, während sie vorsichtig die Erde rund um den Baum bettet. Anschließend wird der Baum noch an den Pfahl gebunden.

„Streuobstwiesen nennt man ja auch Kulturlandschaften. Und kultivieren bedeutet so viel wie Schaffen“, scherzt Krinn. Nachdem er die Äste angeschnitten und den Hasendraht angebracht hat, ist die Arbeit fast vollbracht. Um dem Baum einen optimalen Start zu geben, gießt er ihn noch großzügig – der Frischgepflanzte braucht das und wird auch in den nächsten Jahren noch sehr pflegebedürftig sein.

Wer der Ulmer Butterbirne in etwa zwei bis drei Jahren einen Besuch abstattet, kann mit den ersten Früchten rechnen. Die Reifezeit ist im September und Oktober. Die Birnen sind zitronengelb und auf der Sonnenseite rötlich. „Es ist eine Liebhabersorte, sehr selten und mit ein paar Macken. Sie ist etwas schorfanfällig“, sagt Krinn. Sehr geeignet ist die Butterbirne für Kompott oder Schnaps, ihr Geschmack ist saftig, süß und leicht würzig.

Streuobstsorte des Jahres, Ulmer Butterbirne, wird im Freilichtmuseum Beuren gepflanzt von Dr. Leuze-Mohr

Streuobstsorte des Jahres: die Ulmer Butterbirne. Im Freilichtmuseum Beuren. Foto: Jean-Luc Jacques