Zwischen Neckar und Alb

Die Erde rutscht in Zizishausen

Unterhalb einer Baustelle im Nürtinger Ortsteil verliert der Hang den Boden – 14 Wohnhäuser evakuiert

In der Nacht auf Mittwoch rutschte auf einer Baustelle oberhalb der Panoramastraße eine Terrasse auf die Straße. Verletzt wurde niemand.

In Nürtingen kam es gestern in den frühen Morgenstunden zu einem Erdrutsch. Fotos: 7aktuell/Daniel Jüptner

Nürtingen. Kurz vor 1.30 Uhr alamierte eine Bewohnerin der Panoramastraße im Nürtinger Stadtteil Zizishausen die Polizei, dass sich auf dem Nachbargrundstück Steine vom Hang lösen würden. Als erste Kräfte der Polizei vor Ort eintrafen, waren auf dem Neubaugrundstück schon mehrere größere Steine und Erde runtergerollt. Bäume und Steine rutschten bis auf die Straße.

Daraufhin wurden sieben Wohngebäude im unmittelbaren Gefahrenbereich der Panorama- sowie Aichstraße sofort evakuiert und die 14 Bewohner bei Bekannten oder in dem als Notunterkunft eingerichteten Feuerwehrmagazin von Zizishausen untergebracht. Im Laufe des Morgens kamen noch sieben weitere Häuser dazu.

In der Nacht rückte ein Großaufgebot von Feuerwehr, Rettungskräften und Technischem Hilfswerk an den Unglücksort aus. Eine Containerfirma stellte große Kippmulden gefülllt mit Bauschutt zwischen die Häuser und den rutschenden Berg, um so einen Puffer zu schaffen.

Vor einem Neubau in der Panoramstraße hatte sich in der Nacht praktisch die komplette Terrasse gelöst und war talwärts gerutscht. Tonnenschwere Gabionen – mit Schotter gefüllte Drahtkörbe – rutschten ebenso mit ab wie ein Bagger, der sich im Laufe des Morgens immer weiter zur Seite neigte. Weil der Hang immer noch in Bewegung ist, wurden vom THW an wichtigen Stellen Messpunkte angebracht, um im Gefahrenfall Alarm schlagen zu können. Die zahlreichen Schaulustigen machten den Helfern allerdings die Arbeit schwer, als sie sich beim Gucken teilweise vor die Laser-Messgeräte stellten.

Wie es zum Erdrutsch kommen konnte, war bis zum Nachmittag noch unklar. In der Nacht hatte es keine stärkeren Regenfälle gegeben. Allerdings berichteten Anwohner, dass sich bereits nach dem Starkregen am Sonntag ein Riss entlang der Gabionen-Terrasse gebildet habe.Die Rede war auch von einem ehemaligen Steinbruch, der sich an der Stelle des jetzigen Neubaus befunden haben soll. Stadt-Pressesprecher Clint Metzger wies außerdem auf Knollenmergel im Bebauungsgebiet hin. Böden und Hänge, die dieses Material enthalten gelten als rutschgefährdet. Die Ursachenforschung wird wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Im Laufe des Tages rückte eine Spezial-Baufirma an. Die Experten machten sich daran, den abgerutschten Teil des Hangs und die Gabionen abzugraben und die Risse aufzufüllen und zu sichern. Bis zum Nachmittag war der Hang zu großen Teilen wieder gesichert. Unterhalb der Rutschung mussten zahlreiche Bäume gefällt werden. „Sie drohten bei weiteren Rutschungen auf die benachbarten Häuser zu stürzen, so der Leiter des Bauverwaltungsamts Walter Haußmann.Weil es für die Helfer zu gefährlich war, direkt unterhalb des Erdrutschs zu arbeiten, wurde ein Steiger eingesetzt und die Bäume von oben nach unten gekürzt.

Am Abend konnten die meisten Anwohner wieder in ihre Häuser zurückkehren. Der Hang rutscht zwar noch weiter, war nach Angaben der Pressestelle jedoch „unter Kontrolle“ Neun Menschen durften immer noch nicht in ihre Häuser. Am Hang soll jetzt weiteres Material abgetragen und Risse aufgefüllt werden. Der Fortgang der Arbeiten hängt auch von den Wetterbedingungen ab.