Zwischen Neckar und Alb

Die Esslinger Innenstadt wird immer dreckiger

Abfallproblem Esslingen hat in den vergangenen Jahren immer mehr Geld für die Reinigung der City ausgegeben. Doch die Situation scheint sich nicht zu bessern. Von Melanie Braun

Foto: Roberto Bulgrin

Zigarettenkippen und Kaugummis auf dem Boden, achtlos weggeworfene Verpackungen in Grünanlagen und überquellende Abfalleimer: Der Müll in der Esslinger Innenstadt ist ein Problem. Obwohl die Stadtverwaltung in den vergangenen Jahren immer mehr Geld für die Reinigung ausgegeben hat, wird die City immer dreckiger. Jetzt überlegt man im Rathaus, wie man die Situation verbessern kann - eine zündende Idee gibt es bislang jedoch noch nicht. Klar ist nur, dass man vermutlich noch mehr Geld in die Hand nehmen muss. Im aktuellen Doppelhaushalt ist das aber eigentlich nicht vorgesehen.

Schon vor einigen Jahren stand das Thema Sauberkeit auf der Tagesordnung. Damals hatte man sich entschlossen, einige zusätzliche Dinge anzugehen. So wurden etwa Hundekotbehälter aufgestellt. Zudem setzt man seitdem verstärkt Kehrmaschinen in Grünanlagen ein, hat die Kontrollen durch den Ordnungsdienst erhöht, zusätzliche Reinigungen der Unterführungen eingeführt und Papierkörbe abgebaut, in denen viele ihren Hausmüll geschmissen haben.

Allerdings wurden aus Kostengründen auch Aufgaben gestrichen. Dennoch sind die Reinigungskosten in den vergangenen Jahren massiv gestiegen. So hatte die Stadt im Jahr 2010 noch 1,7 Millionen Euro für die Straßenreinigung und fast 440 000 Euro für die Säuberung von Grünflächen ausgegeben, 2016 waren es 2,3 Millionen Euro für die Straßenreinigung und fast 700 000 Euro für die Reinigung von Grünflächen. Auch der Aufwand erhöhte sich: von rund 26 000 Arbeitsstunden im Jahr 2010 auf rund 32 000 Stunden 2016 für die Straßenreinigung und von etwa 7 600 Stunden 2010 auf rund 8 900 Stunden 2016 für die Reinigung von Grünflächen. Das führte allerdings nicht zu einer saubereren Stadt - vielmehr nahm die Verschmutzung in dieser Zeit stark zu.

Deshalb haben Tiefbau- und Grünflächenamt Vorschläge erarbeitet, wie die Situation verbessert werden könnte. So müsste aus deren Sicht vor allem am Freitagnachmittag und am Wochenende wieder gründlicher gereinigt werden. Zudem schlagen die Ämter vor, Busbahnhof und Bahnhofsvorplatz auch nachmittags zu säubern - und die Plätze am besten ganz neu zu verfugen, damit sie regelmäßig mit einem Hochdruckreiniger gesäubert werden könnten.

Doch all das kostet Geld. In der Stadtverwaltung hat man ausgerechnet, dass man sieben zusätzliche Vollzeitstellen schaffen müsste, wollte man alle Vorschläge umsetzen. Außerdem wäre eine einmalige Investition von rund 355 000 Euro für neue Fahrzeuge, Werkzeuge und Mülleimer notwendig. Jährlich sei mit laufenden Kosten von etwa 350 000 Euro für Personal und rund 27 500 Euro für die Unterhaltung der Fahrzeuge zu rechnen.

In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt war man sich nicht ganz einig, was am besten gegen die zunehmende Verschmutzung helfen könnte. Während manche vor allem einen Bewusstseinswandel bei den Bürgern als sinnvoll erachten, halten andere diesen Weg für naiv.

Die SPD-Stadträtin Yvonne Tröger etwa vermisst einen Appell seitens des Rathauses an die Bürger, sich selbst mehr für eine saubere Stadt einzusetzen. Zudem fordere ihre Fraktion die Verwaltung auf, ein detailliertes Konzept für mehr Sauberkeit zu erarbeiten. Auch der CDU-Fraktionschef Jörn Lingnau betonte: „Wir müssen uns zunächst an die eigene Nase fassen. Wir sind verantwortlich für den Müll.“

Müll muss weniger werden

Auch Helmut Müller-Werner von den Grünen plädierte für Infokampagnen. Zudem sei es wichtig, dass eine Verpackungsverordnung komme, um die Müllmenge zu reduzieren. Er zeigte sich auch erstaunt über die negative Entwicklung: „Eigentlich passt diese Nachlässigkeit gar nicht zu Esslingen als eine Stadt, in der sich so viele Leute engagieren.“ Freie Wähler, Linke und FDP waren durchaus gewillt, für mehr Sauberkeit mehr Geld in die Hand zu nehmen. „Wer meint, er könne das Problem mit Appellen regeln, unterliegt einer gewissen Gutgläubigkeit“, befand der FDP-Rat Ulrich Fehrlen.

Auch der Bürgerausschuss Innenstadt hat sich zu dem Thema zu Wort gemeldet. In einem Schreiben an den Gemeinderat heißt es, man bemängele seit Jahren, dass die Sauberkeit stetig abnehme. Das liege unter anderem an der wachsenden Einwohner- und Touristenzahl in der Stadt. Für den Bürgerausschuss ist klar, dass der Reinigungsaufwand damit steigt.

Bürgermeister Wilfried Wallbrecht versprach, über das Thema nachzudenken und dann einen Vorschlag zu machen: „Aber vermutlich ändert sich nur etwas, wenn man Geld in die Hand nimmt“, betonte er.