Zwischen Neckar und Alb

Die Firma bekommt ein Gesicht

Auszeichnung Der Landkreis schreibt den Innovationspreis zum neunten Mal aus. Das Denkendorfer Unternehmen „Pinion“, das vor zwei Jahren den Titel holte, besetzt inzwischen eine Nische im Fahrradgeschäft. Von Roland Kurz

Pinion-Chef Christoph Lermen (links) erklärt Landrat Heinz Eininger das Fahrradgetriebe, das er entwickelt hat. Die Denkendorfer
Pinion-Chef Christoph Lermen (links) erklärt Landrat Heinz Eininger das Fahrradgetriebe, das er entwickelt hat. Die Denkendorfer Firma ist weltweit der einzige Serienhersteller dieser Technik. Foto: Roland Kurz

Mit einem Pinion-Getriebe kann man von Feuerland bis Alaska radeln, problemlos den Himalaja überqueren oder eben täglich ins Büro fahren. Seit 2012 stellt die Denkendorfer Firma die robusten Getriebe her. Obwohl die 25 Mitarbeiter nur rund 8 000 Stück im Jahr produzieren, kann Geschäftsführer Christoph Lermen lächelnd behaupten: „Wir sind Weltmarktführer.“ Pinion sei die einzige Firma, die so ein Zentralgetriebe in Serie herstelle. Mit ihrer Erfindung gewann sie 2017 den Innovationspreis des Landkreises Esslingen. Anlass für Landrat Heinz Eininger, die neue Preis-Ausschreibung in Denkendorf vorzustellen, und dabei zu erkunden, wie sich der Titelgewinn auf die Entwicklung des Unternehmens ausgewirkt hat.

„Die Firma bekommt ein Gesicht in der Region“, sagt Andrea Escher, die Marketingleiterin. Als Hersteller eines Fahrradteils, der die Radhersteller beliefert, war man vorher eher unbekannt. Jetzt ist Pinion bei Vorträgen gefragt, erhält viele Anrufe, mehr Zugriffe auf die Homepage und etliche Presseartikel. Ob und wie sich dadurch der Umsatz erhöht hat, kann Firmengründer Lermen nicht sagen. Zum einen weil der Umsatz sowieso jährlich um 20 bis 30 Prozent steigt, zum anderen hat Pinion 2017 auch noch den Innovationspreis des Landes und den Deutschen Gründerpreis eingeheimst. Durch die Kreis-Auszeichnung sei die Firma jedoch regional „stärker hervorgestochen“, so Lermen.

Das Renommee des Innovationspreises zieht offenbar auch bei der neunten Auflage noch. Wirtschaftsförderer Markus Grupp hatte damit gerechnet, dass der 2003 eingeführte Preis, der zweijährig vergeben wird, sich irgendwann abnutzt. Aber konstant erhält er 30 bis 40 Bewerbungen in jedem Durchgang. Kleine und mittlere Firmen werden zum Mitmachen aufgefordert, maximal 50 Millionen Euro Jahresumsatz und maximal 250 Angestellte sind die Grenzen. Die Global Player im Landkreis sind jedoch in der Jury und steuern das Preisgeld von insgesamt 30 000 Euro bei. „Ein Preis von der Wirtschaft für die Wirtschaft“, lobt Eininger die Beteiligten.

Im Jahr 2019 stehe die Wirtschaft noch näher vor ganz großen Veränderungen. Die Digitalisierung werde viele Produktionsprozesse erfassen, die Automobilindustrie stehe durch neue Antriebssystem vor großen Herausforderungen. „Da bedarf es klarer Innovationsstrategien in den Unternehmen“, betont Landrat Eininger. Branchen, in denen es wirtschaftlich gut laufe, dürften sich nicht darauf beschränken, die Aufträge abzuarbeiten, warnt er, sie müssten innovativ bleiben. Kreis-Wirtschaftsförderer Grupp appelliert an die Handwerksunternehmen, mitzumachen, denn auch bei ihnen habe die Phase der Digitalisierung begonnen. Die Preisverleihung ermögliche zudem, neue Kontakte herzustellen und Netzwerke mit anderen innovativen Unternehmen zu bilden.

Um unter die Preisträger zu kommen, reicht aber nicht die pure Idee. Umsetzungsgrad und ein gewisser wirtschaftlicher Erfolg eines Produkts oder einer Dienstleistung werden ebenfalls bewertet, auch der Nutzen für die Gesellschaft, die Umwelt und für andere Branchen fließen in die Beurteilung ein.

Die Unternehmen können sich bis zum 12. Juli bewerben. Die Unterlagen sind unter www.innovationspreis-es.de abrufbar oder können beim Landratsamt oder auf den Rathäusern abgeholt werden. Die öffentliche Preisverleihung ist auf den 18. November 2019 angesetzt.