Zwischen Neckar und Alb

Die Häuser sind immer noch feucht

Katastrophe Die Geduld der Anwohner in der Bachstraße in Hochdorf wird auf die Probe gestellt: Seit dem Hochwasser im Juni konnten einige Menschen noch immer nicht zurückkehren. Von Katja Eisenhardt

Am 11. Juni stand in Hochdorf das Wasser mehr als 1,5 Meter hoch. Foto: SDMG/Woelfl
Am 11. Juni stand in Hochdorf das Wasser mehr als 1,5 Meter hoch. Foto: SDMG/Woelfl

Den 11. Juni dieses Jahres werden die Bewohner der Mehrfamilienhäuser in der Bachstraße 3, 5/7 und 9 sicher nicht mehr vergessen. An diesem Montag wurden sie von einem massiven Hochwasser überrascht. Starke und anhaltende Regenfälle sorgten dafür, dass der Tobelbach innerhalb kürzester Zeit die Straße und die neben der Kreissparkasse gelegene Tiefgarage komplett flutete.

So schnell, dass den Bewohnern nicht mehr ausreichend Zeit blieb, ihre Fahrzeuge in Sicherheit zu bringen, die verschlammt und schrottreif zurückgelassen werden mussten. Auch für die Rettung der Habseligkeiten aus dem Keller blieb keine Zeit. Die Erdgeschosswohnungen in der Bachstraße 3 wurden durch die Wassermassen unmittelbar unbewohnbar und zum Komplett-Sanierungsfall.

Gut drei Wochen hatten die Bewohner keinen Strom, einzig ein Baustromverteiler vor jedem Haus lieferte etwas Saft. „Da konnten aber keine größeren Geräte wie zum Beispiel der Herd angeschlossen werden, Licht hatten wir auch keins“, erinnert sich Markus Ender an die erste Zeit zurück. Er selbst wohnt in Haus Nummer 7, sagt „mir geht es aktuell eigentlich soweit ganz gut. Wir haben im Haus eine neue Pellets-Heizung, Haus 3 hat jetzt eine neue Gasheizung bekommen. Die Warmwasserversorgung bei uns im Haus funktioniert noch nicht so ganz, duschen ist da aktuell noch ein Abenteuer, wir haben nach wie vor keine Stellplätze vor dem Haus und keinen Keller. Aber unsere Wohnung ist bewohnbar im Vergleich zum Erdgeschoss in Haus 3. Die Wohnungen sind nach wie vor weit davon entfernt, bezugsfertig zu sein. Das klappt niemals bis Weihnachten.“

Projektleiter André Gottschling vom Stuttgarter Standort der Firma Mibag, einer Fachfirma für Brand- und Wasserschadenssanierungen, muss das leider bestätigen: „Wir wollten bis Weihnachten eigentlich komplett fertig sein. Das schaffen wir leider nicht ganz, das Jahresende ist nun das Ziel. Die Verzögerungen haben sich durch unerwartete Probleme wie neue Wasserschäden im Keller und den Wohnungen ergeben, als der Estrich bereits drin war. Die ohnehin schon durch die massive Feuchtigkeit in den Bausubstanzen sehr langen Trocknungszeiten von Böden und Wänden ziehen sich dadurch weiter in die Länge.“

Für solche Großschadensereignisse sei eine Bauzeit von einem bis eineinhalb Jahren nicht unüblich. „Aktuell können wir nicht weitermachen, da wir auf die Freigabe des Sachverständigen warten müssen, der eine spezielle Messung der Bodenfeuchtigkeitswerte durchführt. Erst wenn diese Werte passen, können wir im Keller und den Wohnungen die Endbeläge verlegen.“

„Die Tiefgarage ist mittlerweile wieder nutzbar, hier fehlt nur noch die Endreinigung. Die ist ebenso wie im Treppenhaus und den Wohnungen erst kurz vor der Übergabe dran, da ja derzeit noch überall gearbeitet wird“, erklärt der Projektleiter das Prozedere. „Bei diesem Schaden war es klar, dass das nicht in zwei Monaten erledigt ist. Wir mussten ja gerade in den Erdgeschosswohnungen vom Rohbaustatus ganz neu anfangen“, betont André Gottschling.

Neben der Bauzeit ist das Thema Mietminderung ein weiterer zentraler Punkt, denn Gelder sind hier bislang noch keine geflossen. „Mein Vermieter hat mir aus eigener Tasche 1 000 Euro vorgestreckt, er muss das aber natürlich dann auch von der Versicherung wiederbekommen“, so Markus Ender. 20 Euro habe er zudem für die Zeit bekommen, in der er selbst seinen Keller ausgeräumt hat. Einen Tag war er im Juni damit beschäftigt. Hausverwalterin Sonja Castillo-Spengler erklärt: „Die 20 Euro sind in dem Fall der pauschal für Räumungshelfer festgelegte 30-prozentige Anteil der Arbeitsstunden, den die Gebäudeversicherung übernimmt. Die restlichen 70 Prozent sind Sache der jeweiligen Hausratversicherungen. Hier muss man vor allem darauf achten, dass in der eigenen Hausratversicherung sogenannte Elementarschäden mit eingeschlossen sind. Solch ein Fall liegt hier vor, etwa was den Keller angeht. Das hat aber vermutlich nicht jeder.“

Eine Mietminderung bekämen alle Betroffenen, eine Rundmail mit Infos zum Prozedere habe es an die Eigentümer gegeben. „Die Gelder kommen auf jeden Fall - je nach Schaden in unterschiedlicher Höhe, für die massiv betroffenen Erdgeschosswohnungen in Haus 3 zum Beispiel zu 100 Prozent.“ Das Ganze dauere aktuell, da die Berechnungen von Gutachter und Versicherung für jede einzelne Wohnung individuell gemacht werden müssen. „Das ist in Arbeit, aber eben sehr zeitaufwendig und muss durch verschiedene Instanzen. Ich rechne hier täglich mit einer Rückmeldung“, so Castillo-Spengler.

Die Folgeschäden in den Häusern der Bachstraße sind bis heute nicht vollständig behoben. Neue Wasserschäden in den Kellerräumen
Die Folgeschäden in den Häusern der Bachstraße sind bis heute nicht vollständig behoben. Neue Wasserschäden in den Kellerräumen sorgten für Verzögerungen: Der Boden war zu feucht, um die Arbeiten abzuschließen. Foto: Katja Eisenhardt